Ein Coup für Hornbach und dessen Erfolgsagentur Heimat: Sie gewann den chinesischen Art-Star Ai Weiwei für ein Kunstwerk zum Selberbauen. Aber ist das gut?
●Obwohl man bereits so oft erlebt hat, wie der chinesische Künstler Ai Weiwei die Kunst des Marketings beherrscht – von seiner Selbstdarstellung als Dissident, der Imitation des erschütternden Fotos eines ertrunkenen syrischen Flüchtlingskinds und bis hin zum Medienwirksamen Berlin-Bashing, wo er vier Jahre lebte, ist diese Aktion dennoch ein überraschender Coup.
Unter dem Motto »Kunst für alle« hat Ai Weiwei im Auftrag der Hornbach-Stammagentur Heimat für die Baumarktkette eine Skulptur entwickelt, die aus Sicherheitswesten und einem Unterbau aus Metall besteht.
Das Werk »Safety Jackets Zipped the Other Way« ist zum reinen Materialpreis bei Hornbach erhältlich, kommt mit einer Bauanleitung, einem Echtheitszertifikat und einer Publikation, die das Werk kunsthistorisch einordnet.
Die Kunst des Marketings
Gleichzeitig enthält das Bauset ein Interview, das der zur Zeit wohl berühmteste und umtriebigste Kurator Hans Ulrich Obrist mit Ai Weiwei führte.
Natürlich kann man die Arbeit mit etwas Geschick in die Tradition des Readymades rücken. Schon Marcel Duchamp stellte 1913 erst den Reifen eines Fahrrads aus und 1917 schließlich eine industriell gefertigte Toilette und erhob sie so zur Kunst.
Die »Kunst für Alle« von Ai Weiwei besteht hier jedoch wohl hauptsächlich im Marketing.
Erste Design-Fachkonferenz zur Gestaltung von, für und mit künstlicher Intelligenz.
●Wie verändert sich Gestaltung mit Machine Learning-Algorithmen und Assistenzsystemen? Und welche Anwendungsfelder ergeben sich daraus?
Die Designing with Artificial Antelligence Conference 2020 ist die erste Fachkonferenz für Designer, die sich mit diesen Fragen auseinandersetzt. Sie lädt Expert*innen aus den Bereichen Design, Science, Art und Industry ein, um in Vorträgen, Workshops und diskursiven Formaten erste Antworten zu geben.
Ganz ehrlich: Große, runde Comic-Augen machen (fast) alles besser!
●Der Online-Buchshop Lookbooks verkauft »old kinda fun books«. Kätzchen, Marmor in Verona, Dorfkneipen – zu jedem noch so abwegigen Thema sind schon Bücher geschrieben und Bildbände veröffentlicht worden.
Für diesen sonderbaren Buchladen gestaltete Studio Lowrie aus London eine witzige und quirlige Identity mit diversen Augen-Illustrationen.
Unser absolutes Highlight sind die Buchzeichen, die je nach Blickwinkel Münder und Nasen bilden! Ein Blick auf das nischige Sortiment von Lookbooks lohnt sich natürlich auch – am besten über Instagram.
Und wie! hw.design aus München gestaltete für den Mittelstandsinvestor Bright Capital ein modernes – und für die Branche ungewohnt buntes – Erscheinungsbild.
●»Ein Finanzkunde – wie langweilig!«: So in etwa lautete Carlos Hoyos’ erste Reaktion auf den Auftrag, der im September 2018 beim Digitalteam der Münchner Agentur hw.design einging. Doch der Digital Designer sollte schnell feststellen, dass das Projekt alles andere als langweilig werden würde. Denn der Mittelstandsinvestor Bright Capital entpuppte sich als designaffiner und offener Kunde, der mutige Entscheidungen trifft.
So steht am Ende des Designprozesses, der mit einem ausgiebigen Positionierungs-Workshop begann, ein Corporate Design, das auf insgesamt sieben Farben setzt – und auf die Metapher eines gemeinsamen Wegs, den Bright Capital mit den Unternehmen geht, in die es investiert. Dabei wirkt das Erscheinungsbild aber weder beliebig noch unseriös – denn die Zielgruppe der Investoren besteht nicht aus neureichen Hipstern, sondern zum Großteil aus Staats- und Rentenfonds.
Auch auf der Website setzt hw.design die aufmerksamkeitsstarken Farben ein – und zwar mit einem besonderen Dreh: Denn die Website sieht dank eines Zufallsgenerators für die Farbwahl bei jedem Besuch anders aus.
Wie hw.design den Kunden Bright Capital von einem kompletten Design-Relaunch überzeugte, wie das bunte Design im Tandem von Digital- und Print-Designern entstand, und wie Designer Carlos Hoyos gemeinsam mit dem Entwickler Sascha Obermüller die Website umsetzte, lesen Sie im ausführlichen Making-of in PAGE 3.20, die Sie hier bestellen oder herunterladen können.
Jochen Rädeker hat für PAGE acht Thesen zur Zukunft des Designs formuliert. Die zweite lautet: »Design wird unsichtbar«. Designer Johannes Erler hält dagegen.
Jochen Rädeker, Foto: Susanne Mölle
●Wie sieht die Zukunft des Designberufs aus? Wir werfen gemeinsam mit Jochen Rädeker und weiteren Autoren einen Blick in die Kristallkugel. Aber natürlich sind auch Sie gefragt! Bitte diskutieren Sie mit.
Auch hier läuft eine spannende Diskussion: »Richtig ist das neue Schön« lautete Jochen Rädekers erste These, die wir bereits online veröffentlicht haben. Sind Sie neugierig auf die anderen Thesen? Alle acht Thesen samt Konter finden Sie in PAGE 3.20, die Sie downloaden oder als Printexemplar bestellen können.
Die Technologiesprünge unseres Metiers erfolgen immer schneller – und die Tools bieten uns dabei eine immer größere Vielfalt an Optionen. (ok?) Vergingen zwischen der Erfindung des Buchdrucks und des Fotosatzes noch 500 Jahre, waren es zwischen Desktop-Publishing und Webdesign nur 15. Und mit der Einführung des Smartphones war wieder alles Makulatur, was bis dahin galt.
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass gerade etwas entwickelt wird, das wir in wenigen Jahren für genauso unverzichtbar halten wie das Smartphone heute. Seine Gestaltungsparameter? Unbekannt. Als Konstante bleibt nur: Es muss (auch) ganz einfach gehen. Denn Interfaces – ob als Wearable, Hologramm oder Retinaimplantat – werden in kleinsten Größen existieren, auf denen für komplexe Grafiken kein Raum ist. Noch wahrscheinlicher ist: Sie werden ganz verschwinden.
Das Future Today Institute prognostiziert bereits für 2020, dass jede zweite Online-Interaktion sprachgesteuert erfolgen wird. Und es geht noch weiter: Die Forschung zur Mensch-Maschine-Interaktion, die durch direkt an Hirnströmen abgelesene elektrische Impulse gesteuert wird, ist weit fortgeschritten – schon heute lassen sich damit Cursor bewegen.
Interfaces werden in den 2020ern multisensorisch sein und Geschichten visuell, auditiv und haptisch zugleich erzählen – mit einem hohen Grad an Personalisierung, Interaktion und Immersion. Sie werden nur sichtbar sein, wenn man sie benötigt – oder auf visuelle Komponenten ganz verzichten. Wir Designer werden uns radikal umstellen müssen – von Experten für Visuelles zu Interaktions- und Experience-Fachleuten im »Minimal or No Design«-Bereich. nach oben
KONTER: Schluss mit dem Buzzword-Bingo
Definiere den Begriff Design. Hier geht es um Kommunikationsdesign, das ist klar. Jochen benutzt das Wort »Interface« als die sichtbare Oberfläche (zum Beispiel einer gedruckten oder digitalen Magazinseite), die in Zukunft möglicherweise per implantierter Devices direkt und personalisiert in unserem Hirn landet – unsichtbar für alle anderen. Vor Augen haben wir diese Interfaces trotzdem. Entsprechend müssen sie auch gestaltet werden. In meiner Fantasie kann ich dem folgen, ich finde es noch nicht einmal besonders prophetisch.
Was mich an Jochens Argumentation stört, ist der letzte Satz seiner These. Denn die Definition von Designern als »Experten für Visuelles« ist falsch. Und wer dies zum Status quo erklärt, stellt die Branche bloß und überhöht sich in seiner Position als Visionär. Design war schon immer Idee und Form. Wikipedia sagt es erstaunlich präzise: »Design beinhaltet eine Vielzahl von Aspekten und geht über die rein äußerliche Form- und Farbgestaltung eines Objekts hinaus (…) Insbesondere umfasst Design auch die Auseinandersetzung des Designers mit der Funktion eines Objekts sowie mit dessen Interaktion mit einem Benutzer.«
Ich werde auch in Zukunft Kommunikation so denken, dass sie konstruktiv und einleuchtend ist. Visualität ist dabei ein (schöner!) Aspekt von vielen. Also war ich immer schon »Experience Fachmann«. Und »Minimal or No Design« ist seit jeher das Einmaleins guten Kommunikationsdesigns. Das nämlich, was uns von den Dekorateuren unterscheidet. Man kann das, was Kommunikationsdesign kann, gar nicht häufig genug erklären. Und allen, die es immer wieder tun, sei sehr dafür gedankt. Auch Jochen. Aber Buzzword-Bingo halte ich für den falschen Weg. Und dass »the Medium the Message« ist, übrigens auch. Aber Gadgets waren natürlich immer schon sexy.
Johannes Erler ist Geschäftsführer und Kreativdirektor von Bureau Johannes Erler in Hamburg. Zuvor war er unter anderem Mitgründer von Factor Design und Artdirektor des »stern«.
Bitte diskutieren Sie mit! Nutzen Sie dafür einfach die Kommentarfunktion unter dem Artikel. Und bleiben Sie dran: Jede Woche veröffentlichen wir eine neue These von Jochen Rädeker samt Konter.
Wer zuhört wird erfahren wie es ist als Schwarze Person vom Dorf nach Berlin zu ziehen, in den Spiegel zu gucken und einen Frosch zu sehen, wie man damit umgeht einem Stereotypen zu entsprechen und wie sich weiße Leute bei antirassistischen Vorträgen daneben benehmen. Besucher*innen of Colour sind dazu eingeladen, ihre eigenen Erfahrungen zu Papier zu bringen und damit ein Teil der Ausstellung und ein Teil von »Hear Me Out!« zu werden.
Design für Yoga- oder Fitness-Studios, Branding für Sportvereine oder Sport-Events, Werbung für Sportswear
●Sport gehört inzwischen weltweit zum Lifestyle – und wird immer stylischer. Ein Riesenbetätigungsfeld für Designer! Die großen Sportlabels wie Nike oder Adidas gehören zu den begehrtesten Kunden von Designagenturen, aber auch selbstbewußte regionale Vereine oder Sportveranstaltungen aller Art, kleine Yogastudios oder Fitness-Clubs brauchen schicke Erscheinungsbilder.
Der portugiesische Designer José Maria Cunha entwickelte für Bodybuilding- und Fitnessbekleidungs-Marke Uplift ein sehr passendes Logo.
Noch ein Fitness-Bekleidungs-Label, diesmal gebrandet von Departamento aus Mexiko – wie auch die Flasche oben.
Erscheinungsbild für den Königlichen Belgischen Eisschnell-Lauf Verband des Duos WillemPeters
Eine Kooperation von Puma mit dem südafrikanischen Illustrator Daniel Ting Chong
In den schicken Bounce Bars in London und Chicago kann man Cocktails trinken, lecker essen und Tischtennis spielen. Ascend Studio sorgte für Rebranding der 2012 gegründeten Kette.
Sandu Publishing (Ed.): Win Out. The Best of Sports Graphic Design and Branding Gingko Press, Berkeley/Hamburg 2019 240 Seiten 45 Dollar 978-3-943330-22-9
Die Agentur Virtue hat eine besondere T-Shirt Kollektion entwickelt, die mit Hilfe von AR die Umwelt schont – und Botschaften verbreitet.
●Die Kreativagentur Virtue von VICE hat für das schwedische Modelabel Carlings die T-Shirt-Kollektion »The Last Statement« entwickelt.
Mit Hilfe von Augmented Reality kann man ein einzelnes T-Shirt abwechselnd mit verschiedenen, engagierten Botschaften versehen.
Man kann »Toxic Masculinity« anklagen oder seine Bestürzung über den Klimawandel bezeugen.
»Manche Rekorder sollten nicht gebrochen werden« heißt es unter einer überhitzten Erdkugel, »Keine Bäume, keine Luft« oder »Hört auf zu leugnen, dass unser Planet stirbt«.
Nachhaltige Mode dank Augmented Reality
20 verschiedene Messages lassen sich per AR auf die Shirts »projizieren« – und das per Instagram-Fotografie und mit Hilfe der Face-Tracking-Software, die in die Filter der Plattform integriert ist.
Die digitale Message-Kollektion spare Ressourcen argumentiert Virtue, denn man braucht lediglich ein Shirt zu kaufen …
Schade nur, dass die AR-Mode lediglich als Foto oder Video (die Botschaften passen sich der Bewegung an), gepostet werden können.
Im wirklichen Leben bleiben die T-Shirts Weiß – und eine Spielerei.
In dem Buch »Type for Type« dreht sich alles um typografische Brandings und die imagebildende Kraft von Custom Fonts.
●Wir befinden uns im goldenen Zeitalter der Custom Fonts, in dem ständig neue Foundries entstehen und Type- und Grafikdesigner produktiv und mutig Ideen zum Leben erwecken. Das meint Thomas Kurppa, Gründer der Stockholmer Agentur Kurppa Hosk, im Vorwort des bei viction:ary erschienenen Buches »Type for Type. Custom Type Solutions for Identity Design«. Das Hardcover präsentiert aber nicht nur jede Menge toller Case Studies von Branding-Projekten, sondern enthält auch fünf ausführliche Porträts von Typedesignern, etwa von Johannes Breyer und Fabian Harb (Dinamo) oder Noël Leu und Thierry Blancpain (Grilli Type).
Außerdem geben Typo- und Designgrößen Antwort auf Fragen wie »What is the key to creating a meaningful typeface?«. Victor Cheung, Gründer und Artdirektor von viction:ary, hat hier eine schöne Mischung aus Information und Inspiration zusammengestellt, die beweist: Ohne Typo geht im Branding gar nichts! »Type for Type« hat 300 Seiten und kostet 30,41 Euro (ISBN 978-988-79034-2-0).
Es geht um eine von »The New Yorker« inspirierte Magazinredaktion, Grafikdesign spielt also eine Hauptrolle im Film!
Filmplakat von Javi Aznarez für »The French Dispatch«
●Noch kurz bevor überhaupt der erste Trailer zu »The French Dispatch« zu sehen war, sorgte schon ein Filmplakat für Furore – verriet es doch so einiges über den Film, den wir im Juli in den Kinos zu sehen bekommen werden. Und zwar nicht nur über die Starbesetzung und vielversprechende einzelne Szenen.
Der Film wird auch in grafischer Hinsicht ein Leckerbissen, sind die Hauptfiguren doch der Chefredakteur und die Journalisten eines Magazins, das eben »French Dispatch« heisst und sich ganz offenkundig ans Vorbild des kultigen »The New Yorker« anlehnt. Anderson selbst bekannte, seit Teenager-Tagen ein Fan der Zeitschrift zu sein.
Der spanische Illustrator Javi Aznarez gestaltete nicht nur das an manche Titelillustration von »The New Yorker« erinnernde Plakat, sondern auch alle Cover für »French Dispatch«, die im Film vorkommen. Außerdem unterstützte er während des Drehs den Schauspieler, der den Illustrator des fiktiven Magazins spielt.
Quelle: Trailer zu »French Dispatch« von Wes Anderson, https://youtu.be/TcPk2p0Zaw4
Grafische Filmrequisiten und Grafikdesign im Szenenbild
Für die zahllosen weiteren grafischen Requisiten sorgen Erica Dorn und Annie Atkins. Atkins hatte bereits beim legendären »The Grand Budapest Hotel« von 2014 monatelang mit dem Filmteam gearbeitet und leitete zunächst auch das Grafikdesignteam bei Andersons Animationsfilm »Isle of Dogs« von 2018. Als Atkins in Mutterschutz ging, war Erica Dorn dort Lead Graphic Designer geworden.
PAGE gefällt …: Illustrationen von Magdalena Kaszuba aus Hamburg, die das Geschichten erzählen liebt und ganz auf Atmosphäre setzt – ob beim Wrestling, beim Nachdenken über Religion oder dem Blick nach China.
Start Gerade mache ich meinen Master an der HAW Hamburg. Ich bin im Bachelorstudium erst recht spät zum Comic gekommen, daher nutze ich jetzt die Möglichkeit, mich im Bereich Comic weiter auszuprobieren. Die ersten Jobs kamen meist im Rahmen von Kooperationen mit der Hochschule zustande. In letzter Zeit bekomme ich häufig Anfragen von Kunden, die auf mein Buch »Das leere Gefäß«, das 2018 im avant-verlag erschien, aufmerksam geworden sind. Parallel gründe ich zurzeit den Hamburger Comic Verlag MamiVerlag gemeinsam mit Julia Hoße neu.
Stil Atmosphärisch, expressiv, kontrastreich, gefühlvoll, malerisch, poetisch, intensiv, kraftvoll, eindringlich.
Lieblingsmotive Da ich gerne viel zu Hause, aber auch draußen zeichne, sind meine Lieblingsmotive Räume, Menschen in Räumen oder in der Stadtlandschaft. Tiere in Bewegung und Pflanzen als statische Objekte zeichne ich auch sehr gerne. Zurzeit sitze ich an einer Wrestling-Serie, die mir jede Menge Spaß macht.
Technik Ich mische gerne und habe keine Technik, auf die ich mich im Allgemeinen festlege. Das springt von Projekt zu Projekt sehr, wie an meinen Comics zu sehen ist. Ich nutze Acrylfarbe, Tusche, Ölkreidestifte, Bleistifte und Buntstifte. Besonders in meinem Buchprojekt »Das leere Gefäß« habe ich mir keine Grenzen gesetzt. Es war mir dann letztlich wichtiger mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln eine starke erzählerische Wirkung und Atmosphäre zu erzeugen.
Inspiration Alles Mögliche, Künstler*innen, Musik, Nachrichten, Dokumentationen, Statistiken, Podcasts, Spaziergänge. Auch Gespräche mit meinen Mitmenschen geben mir immer wieder neue Impulse. Schlaflose Nächte sind auch gut, um auf neue Ideen zu kommen, aber auf Dauer natürlich etwas anstrengend. Besonders inspirierend sind auch Kindercomicworkshops, die ich zuweilen gebe, weil Kinder ungefilterte und gleichzeitig frische Ideen einfach umsetzen.
Kunden Böll.Thema, Konfuzius-Institut Magazin, le monde diplomatique, medusablätter, Goethe-Institut, ETAS.
Agent Zurzeit habe ich keinen Agenten oder Agentin.
Magdalena Kaszuba: Wrestling
Magdalena Kaszuba für da Goethe Institut in Nanjing
Das Atelier Grand Berg hat für die Hamburger Patisserie Jö Makrönchen zum Valentinstag vituelle, knutschende Macarons entwickelt.
●Jö Makrönchen aus Hamburg Ottensen hat sich der Schweizer Patisserie-Kunst verschrieben und backt Macarons, die jö sind, was süß auf Schweizerdeutsch heißt.
Zum heutigen Valentinstag geben sie zudem Küsschen.
Mit dem Lebensmitteldrucker hat das Kreativstudio Atelier Grand Berg die Makröchen mit illustrierten Kussmündern verziert, die mit einem digitalen Marker versehen sind und via Smartphone Bussis geben.
Küsschen per Augmented Reality
16 der küssenden Makrönchen kommen in einer Bussi-Box, in der neben Kussmündern auch Herzen und Pfeile zu sehen sind.
In PAGE 03.2020 stoßen wir gemeinsam mit Strichpunkt-CEO Jochen Rädeker eine Debatte zur Zukunft von Design an: Was bleibt wichtig im Design und wie sollen sich Designer positionieren?
●The Future of Design – Design the Future: In der aktuellen Ausgabe läuten wir das neue Designjahrzehnt mit einem Diskurs über das Selbstverständnis und die sich wandelnden Aufgaben von Designern ein.
Strichpunkt-Gründer Jochen Rädeker formulierte für uns acht steile Designthesen, und einflussreiche Größen der Branche kontern mit ebenso interessanten und bedenkenswerten Statements. Den Start der Debatte finden Sie hier, denn wir stellen sukzessive Teile davon online.
Die gesamte Diskussion sowie weitere frische Designthemen wie »Neue visuelle Trends durch Cultural Crossover«, »Top-Schriften für User Interface Design und Coding«, »Nerdindustries’ interaktive Experiences für adidas London«, »hw.design für den Finanzinvestor Bright Capital« und das Top 50 PAGE Ranking 2020 zum Thema »Creatives for …« finden Sie in PAGE 03.2020.
Wie sich die VR-Technologie für spekulative Gedankenexperimente nutzen lässt, erforscht Gian Klainguti in seiner Masterthesis »Ultimate Objects«.
●Zürcher Hochschule der Künste. Eine der philosophischen Fragen, die er durch die Gestaltung immersiver Erfahrung klären möchte, lautete: »Leben wir in einer Simulation?«. Dazu unternahm Klainguti zunächst einen Selbstversuch, bei dem er eine Woche lang allein in einer Berghütte ohne jegliche elektronische Geräte verbrachte und dabei all seine Interaktionen mit der Umwelt den verschiedenen Sinnen zuordnete. Dies führte ihn zu der These, dass VR-Erfahrungen, die nur auf visuellen und akustischen Reizen beruhen, immateriell bleiben und erst die haptische Wahrnehmung bewirkt, dass wir eine Simulation als real empfinden. Und so schließt er seine Arbeit mit einem Gedankenexperiment, den »Ultimate Objects« ab.
Leben wir in einer Simulation?
Dabei geht der Designer von der Idee aus, dass fortschrittliche VR-Systeme künftig in der Lage sein werden, gewöhnliche Objekte, etwa einen Stuhl, zu »hacken«, um ihn virtuell in unterschiedlichste Kontexte zu integrieren. So könnte er sich in einer VR-Anwendung in einen Weltraum-Scooter verwandeln, ein Staubsauger diente als Blaster und ein Ventilator als Windmacher, um einen interstellaren Fahrtwind zu erzeugen. Die Alltagsgegenstände würden also ihre ursprüngliche Funktion verlieren und sich dynamisch an die kreative Umgebung des VR-Systems und dessen Fähigkeiten anpassen. Im Gegensatz zu AR, die die Realität mit virtuellen Informationen anreichert, erweitern die »Ultimate Objects« die virtuelle Umgebung also um physische Materie. Um das abstrakte Konzept verständlicher zu machen, schuf Gian Klainguti die Fotoserie »Holiday«, die ihn im Urlaub in der virtuellen Realität zeigt.
Schon während seines Bachelorstudiums arbeitete Gian Klainguti als Mixed Media Producer. Rund zehn Jahre nach seinem ersten Abschluss setzte er nun einen Master drauf. In seiner Thesis »Ultimate Objects« ging es um die Bedeutung haptischer Sinneseindrücke für möglichst realistische Virtual-Reality-Erlebnisse. Mit der Fotoserie »Holiday« illustriert Gian Klainguti das Konzept auf humorvolle Weise
»Infografik digital« ist eines unserer beliebtesten Seminare – entsprechend schnell war der Termin im März 2020 ausverkauft. Wir haben sofort nachgelegt und bieten mit dem 24. April eine neue Chance, mehr über Visual Storytelling und Datenvisualisierung zu erfahren. Wertvolles Know-how von Designprofis für Designprofis!
●Informationsgrafiken sind zum unverzichtbaren Bestandteil in den Medien und in der Unternehmenskommunikation geworden. Was sich zunächst sehr erfolgreich in der Printwelt etablierte, ist heute fester Bestandteil in der digitalen Welt und stellt den Informationsdesigner vor ganz andere und neue Herausforderungen. Ob statisch oder interaktiv, datengetrieben oder manuell gespeist, als Video oder in VR und AR, in großen Präsentationsformen oder schnellen, kleinen Häppchen für Social Media – digitale Formate mit Informationen, Daten und Illustrationen müssen ganz neu gedacht und den sich ständig ändernden Bedingungen unserer digitalen Umgebung angepasst werden.
Visual Storytelling: Darum geht’s in dem Workshop
Das PAGE Seminar »Infografik digital« vermittelt das grundsätzliche Verständnis dafür, was eine gute Infografik ausmacht und wie man Schritt für Schritt in interdisziplinären Teams zu einem überzeugenden Ergebnis kommt. Darüber hinaus erhalten die Teilnehmer einen Einblick in die Erstellung von digitalen Infografiken sowie konkrete Empfehlungen und Anregungen in den Bereichen Konzept und Umsetzung. Das PAGE Seminar richtet sich an alle Gestalter, die vor digitalen Herausforderungen stehen und einen umfassenden Einstieg in zeitgemäßes Visual Storytelling benötigen.
Für wen? Gestalter, die vor digitalen Herausforderungen stehen und einen umfassenden Einstieg in zeitgemäßes Visual Storytelling benötigen.
Wieviel? Die Teilnahme kostet 786 Euro (zzgl. gesetzlicher MwSt.). Die Gebühr umfasst die Tagungskosten, Lunch und Kaffeepausen.
Was brauche ich? Ein Laptop ist für dieses Seminar nicht zwingend erforderlich, darf aber natürlich gerne mitgebracht werden. Alle sonstigen analogen Arbeitsmittel sind vor Ort vorhanden.
Jan Schwochow, Gründer der Infographics Group, und sein Team haben durch unterschiedlichste Kundenprojekte, aber auch durch eigene Experimente wertvolle Erfahrungen gesammelt, die sie in diesem PAGE-Seminar teilen. Die Referenten geben anhand konkreter Fallbeispiele tiefe Einblicke in ihre Arbeit.
Infografik digital: Das ist die Agenda
1) Das Wesen der Infografik
Von der Recherche über das Storyboard bis zur Umsetzung – was kann und was muss eine Infografik leisten? Wo und wie setzt man sie sinnvoll ein? Welche Rolle spielen Infografiken und Datenvisualisierungen im journalistischen Kontext sowie in der Markenkommunikation?
2) Formate, Tools, Cases, Workflows
Verschiedene Experten führen durch ihre Fachberei-che und erläutern, was eine gute digitale Infografik ausmacht. Mit Praxisbeispielen, Einblicken in die Workflows sowie in die Handhabung unterschiedlicher Datenformate und Tools geben die Referenten den Teilnehmern die Möglichkeit, erste typische Hürden in der Welt der digitalen Informationsvisualisierung sicher zu meistern. Es geht um:
Recherche, Datenanalyse, Tools und Quellen
Augmented Reality und Virtual Reality
Kartografie, Geoinformationssysteme (GIS) und das Mapping von Informationen und Daten
Geschichten erzählen in digitalen Formaten
UX/UI im infografischen Kontext
3) Hands-on-Workshop
Anhand vorhandener Daten und Informationen erstellen Sie gemeinsam Skizzen, Storyboards und Wireframes für eine digitale Infografik/Datenvisualisierung.
Infographics Group & PAGE: Das sind die Referenten
Durch das Seminar führen: Sandra Rendgen und Jakub Chrobok. Sandra Rendgen ist Head of Design bei der Infographics Group. Sie hat mehrere Bücher zum Thema Infografik und Datenvisualisierung veröffentlicht, an der Fachhochschule Potsdam zur Theorie der Informationsvisualisierung unterrichtet und produziert den Podcast »Data Stories«. Jakub Chrobok, zuvor Leiter des Visual Lab bei C3, ist jetzt als Creative Director bei IGG und als Dozent an der AID Berlin tätig.
Bei Fragen zu einem unserer Seminare oder zu Ihrer Anmeldung wenden Sie sich bitte an
Stammen die »Zehn Thesen für gutes Design« von Dieter Rams gar nicht von Dieter Rams?
●Die »Zehn Thesen für gutes Design« haben für Gestalter in etwa die gleiche Bedeutung wie die Zehn Gebote im Alten Testament …
Und sie werden üblicherweise Dieter Rams zugeschrieben, der hierzulande fast schon als Erfinder reduzierter modernen Produktgestaltung gilt. Der renommierte niederländische Designexperte Cees de Jong nannte 2017 sogar sein Buch über Dieter Rams »Zehn Thesen für gutes Design«.
Thomas Braun sieht das anders. Er ist Sohn von Artur Braun, der das Unternehmen von 1951 bis 1967 zusammen mit seinem Bruder Erwin leitete – also in der Zeit, als die meisten Designikonen entstanden. Danach wurde die Firma von Gillette übernommen.
Zu großer Hype um Dieter Rams?
Dass heute Rams als alleiniger Autor der zehn Thesen gilt, ist aus Sicht von Thomas Braun Teil eines größeren Problems – dass nämlich Rams die Marke Braun »keineswegs allein zu einer Ikone für moderne Formgestaltung machte«, obwohl dies heute oft so dargestellt wird. Wir zitieren aus einem Schreiben, das er letzte Woche an PAGE schickte:
»Die Glorifizierung hat in letzter Zeit ein Maß erreicht, das Tatsachen und die Historie verzerrt. Viel mehr als Rams war der großartige Dr. Fritz Eichler the guiding force behind the Braun-Design. Er war seit 1954 der Regisseur der Formgebung, von 1967 bis 1973 auch Vorstand Gestaltung in der Braun AG. Bis zu seinem Tod 1991 vertrat er als Aufsichtsrat unermüdlich die Belange des Braun-Designs.
Ausschnitt aus dem Sammlermagazin »Design+Design zero« mit einem Foto von Dieter Rams und Fritz Eichler
Mir ist wichtig zu betonen, daß es sich bei der Erschaffung des modernen Industriedesigns in der Braun AG um eine Gemeinschaftsleistung handelte. Dieter Rams hatte das Glück, in diesem Umfeld lernen und sich langsam entfalten zu können, bis er schließlich von 1973 bis 1995 das Braun-Design verantwortlich leiten und weiter entwickeln konnte.
Mehr und mehr wird aus einer Gesamtleistung die Leistung eines Einzelnen. Männer wie Hans Gugelot, Fritz Eichler, Wilhelm Wagenfeld, Otl Aicher, Herbert Hirche, Hans G. Conrad, Herbert Lindinger, Helmut Müller-Kühn, Gerd A. Müller oder Reinhold Weiss und all die anderen, werden überblendet, beiseite gedrängt. Ich halte das nicht für fair.
Heute unterlässt Dieter Rams es gänzlich, auf die Verdienste seiner Weggefährten und Lehrer hinzuweisen, Unzutreffendes richtigzustellen.«
Von wem stammen nun die »Zehn Thesen für gutes Design«?
Wer alles ganz genau wissen will, hat jetzt Gelegenheit sich auf der Website Design+Text selbst ein Bild zu machen – und zwar anhand vieler Originaldokumente.
Zum Beispiel kann man dort das Magazin »Design+Design zero« herunterladen, wo man zum direkten Vergleich schreiten kann.
»Auf Seite 45 sind die 10 Leitsätze abgedruckt, die Fritz Eichler 1972/73 als Ergebnis jahrelanger Gemeinschaftsarbeit aufgestellt hat. Heute werden Sie Herrn Rams zugeschrieben. Das trifft nicht zu. Er hat lediglich etwas hinzugefügt. Als Urheberschaft kann man das nicht bezeichnen«, so Thomas Braun.
Die von Dieter Rams formulierten Thesen lassen sich etwa auf der Website von Möbelhersteller Vitsœ nachlesen, eine von ihm ebenfalls stark geprägte Marke.
Eine ungewöhnliche Schriftfamilie kommt vom Typedesigner Ekke Wolf aus Wien.
●Sie heißt ZAP und ist eine All-Caps-Monospace-Schrift in eckiger und halbrunder Ausführung. Das bedeutet, auch die Gemeinen und Kapitälchen sind in der Form der Versalien gezeichnet, wenn auch kleiner als diese. ZAP umfasst zwei Breiten: ZAP360 und ZAP500 mit je acht Strichstärken von Hairline bis Heavy plus Slanted und Backslanted. Abhängig von der Buchstabengröße ergeben sich viele schöne Abstufungen von ziemlich schmal (Versalien in ZAP360) bis sehr breit (Gemeine in ZAP500). Mischt man die Zeichen der beiden Breiten, verlässt man zwar das strenge Monospace-Korsett, kann damit aber auch wieder nette Effekte über mehrere Zeilen hinweg erzielen.
ZAP ist außerdem fast monolinear, nur bei einigen »Kleinbuchstaben«, etwa dem E in Black und Heavy, musste Ekke Wolf mit höherem Strichstärkenkontrast arbeiten, damit die Zeichen nicht zulaufen. Vielseitig einsetzen lässt sich die Familie in Headlines und im Editorial Design, besonders gerne würde der Wiener Gestalter sie im Plakatdesign und in animierten Anwendungen sehen. Alle 96 Fonts kosten bei MyFonts gut 370 Euro.
Je nach Zeichenhöhe und verwendeter Breite wirken die Buchstaben der ZAP mal condensed, mal extended.
Die schottische Craftbeer-Brauerei BrewDog verbindet die überarbeitete Visual Identity mit einem ambitionierten Nachhaltigkeitskonzept.
●Die schottischen Bierbrauer von BrewDog waren immer schon anders.
Vor 13 Jahren traten sie mit einem Konzept an, das Craft Beer mit einer starken Community verbindet: Mit ihrer Equity for Punks Initiative haben sie heute weltweit 130.000 Investoren hinter sich.
Genauso bekannt ist ihr knalliges Packaging, bei dem die Schrift schon mal hochkant gestellt wurde und neue Sorten mit markigen Sprüchen versehen.
Auch jetzt hat BrewDog wieder neue Biersorten herausgebracht, verbunden mit dem Re-Design des Londoner Studios Made Thought gemeinsam mit dem BrewDog In-House-Team, die aufgeräumter wirkt und ein kleineres Logo hat – und mit einem Nachhaltigkeitskonzept, das aus sechs Kernpunkten besteht.
Nachhaltigkeitskonzept mit sechs Punkten
Unter dem Motto »Lasst uns sicherstellen, dass wir einen Planeten haben, um darauf Bier zu brauen« sieht die Initiative BrewDog Tomorrow vor:
Da Aluminium zwar zu 100% recycelbar ist, 2018 allein in den USA aber Milliarden Dosen auf Müllhalden landeten, setzt BrewDog auf Upcycling und befüllt jede Bierdose, egal von welcher Marke, neu.
Bier, das nicht den Industriestandards genügt wird fortan nicht mehr entsorgt, sondern zu Wodka weiterverarbeitet.
Das DIY Dog Brauerei-Set ermöglicht jedem zu Hause sein eigens Bier zu brauen und damit auf Transportwege zu verzichten.
Nicht nur alle Rezepte, die BrewDog bereits seit 2016 zur Verfügung stellt, sind Open Source, sondern das gesamte Bierbrauer-Wissen wird allen zugänglich gemacht.
BrewDog wird eine zusätzliche Million Pound Forschung und Initiativen zur Verfügung stellen, die im Bauereibereich arbeiten und zudem auch Charity-Organisationen, die von den Mitarbeitern und Shareholdern bestimmt werden.
Im Tausch für 50 leere Bierdosen kann man einer der Equity Punk Investoren werden.
Umweltbewusstsein als Craft-Beer-Trend
BrewDog ist nicht die einzige Craft-Beer-Brauerei, die sich explizit für Nachhaltigkeit einsetzt.
Letzten Monat haben wir über »Die schönste und nachhaltigste Biermarke der Welt«, über Good Things Brewing berichtet, die ebenfalls verschiedene Maßnahmen in Sachen Nachhaltigkeit entwickelt hat, verbunden mit einem umwerfenden Packaging.
Für die Paralympics 2020 in Tokio hat das Londoner Designstudio North ein Designsystem entwickelt, das moderner und positiver ist – und mehr leuchtet.
●Mit fünf Milliarden erwarteten Zuschauern weltweit, werden die Paralympics 2020 in Tokio, die bisher erfolgreichsten ihrer Geschichte.
Um deren Visual, das für die Paralympics 2006 in Turin entwickelt wurde, zeitgemäßer und flexibler zu machen, wurde das Londoner Designstudio North engagiert.
Das zeichnete das dreifarbige Symbol neu und ließ es klarer und prägnanter werden, damit es sich auf für kleinere Flächen wie Mobile Screens eignet.
Überarbeitetes Logo samt Designsystem
Gleichzeitig hellten die Kreativen die Farben auf, die in ihrer Farbigkeit jetzt stärker an die Olympischen Ringe angelehnt sind und strahlen – und entwickelten rund um das Visual ein Designsystem, das es in Bewegung geraten lässt und gleichzeitig auch in 3D abbildet.
Es findet sich in Kampagnen, den Handbüchern der Athleten, Merchandise und Videos
Versehen mit dem Claim »When you think you have seen it all«, »Wenn du denkst, du hättest alles gesehen«, gibt es der Identity einen unbeschwerten und positiven Vibe und kombiniert sie mit Bildern, die Paralympic-Athleten in verschiedenen Disziplinen zeigen.
Jochen Rädeker hat für PAGE acht Thesen zur Zukunft des Designs formuliert. Die dritte lautet: »Mehr Denken, weniger Pixelschubsen« und dreht sich auch um den Einsatz von KI im Designprozess. Autor Daniel Gerritzen und Designprofessor Christian Zöllner halten dagegen.
●Diesmal sind es zwei Konter, die sich der dritten These von Jochen Rädeker gegenüberstellen. Sie alle beschäftigen sich mit der Frage, welche Rolle Künstliche Intelligenz in der Zukunft des Designberufs spielen wird. Gemeinsam mit Jochen Rädeker, Autor Daniel Gerritzen und Designprofessor Christian Zöllner werfen wir einen Blick in die Kristallkugel. Aber natürlich sind wir auch gespannt auf Ihre Meinung: Bitte diskutieren Sie mit!
Vergessen wir (fast) alles, was uns beigebracht wurde: Techniken, Tools, Programme. Denn Design ist in den 2020ern wieder dort, wo es begann – als Disziplin, die kreiert und definiert, statt umzusetzen und zu publizieren. Dabei hilft künstliche Intelligenz, und sie wird uns viel mehr abnehmen als frühere Kupferstecher oder Reprografen: Gefüttert mit hoch entwickelten Gestaltungsalgorithmen und Ästhetikparametern, wird sie Routinearbeiten und selbst variantenreiche, komplexe Gestaltung viel schneller, günstiger und überzeugender erledigen als Menschen. Kurz: Das Berufsbild des Grafikdesigners, wie wir es seit Einführung des Desktop-Publishings 1985 kennen, wird verschwinden, und mit ihm InDesign, Photoshop, Cinema 4D und andere Tools. Denn das, was die meisten Gestalter heute für ihre Expertise halten, wird in Zukunft dank KI jeder können. Designer werden dafür wieder mehr Zeit für Kreativität und Ideen haben.
Schon heute werden weit entwickelte KI-basierte Layouttools eingesetzt, in einigen Jahren werden sie ganz selbstverständlich ins GAFA-Angebot (GAFA steht für Google, Apple, Facebook, Amazon) integriert sein. Dass wir mit Maus und Tastatur vor einem Bildschirm saßen oder uns klobige Brillen für virtuelle Erfahrungen aufsetzen mussten, wird uns am Ende des Jahrzehnts in etwa so vorkommen wie heute eine Bleisatzwerkstatt: nostalgisch, aber ganz schön kompliziert. Die aktuellen Hochschulcurricula sind deshalb ein Bärendienst an der jungen Generation: Fast nichts, was ein klassisches Grundstudium bietet, wird in der Praxis noch Relevanz haben. Design braucht eine neue Schule des Denkens, nicht eine der Technologien. nach oben
KONTER 1: Die pandorische Schwelle
In der griechischen Sage soll das künstliche Wesen Pandora aus einer Büchse alles Ungemach auf diese Welt loslassen, um dadurch Prometheus und die Menschheit für den Raub des Feuers zu bestrafen. Wir befinden uns gerade auf der »pandorischen« Schwelle. Wir nutzen künstliche Intelligenz, um etwa Layouts gestalten zu lassen. Im Design reift die Idee aber auch mit der technischen Handhabung. Der Entwurf ist nur ein Teil des kreativen Prozesses. Ein KI-basiertes Design führt mithin zu einer »Templatisierung« und unterwandert die Urheberschaft durch Grafiker und Typografen. Je stärker aber der Einsatz von KI ist, umso geringer wird der Wert der Arbeit. Ferner werden die Folgen eines zunehmenden KI-Einsatzes neurologische Rückbildungen in Gehirnbereichen sein, die für kreative Prozesse und Aufmerksamkeit zuständig sind. Die dramatischen Folgen spüren wir bereits jetzt.
Design heißt Umsetzung von Vorstellungen. Eine starke KI würde die Vorstellungen des Designers annähernd 1:1 umsetzen – und ihn somit ersetzen. Doch bereits eine Auslagerung der Arbeitsaufgaben an eine intelligenter werdende schwache KI sorgt dafür, dass wir die Arbeitsprozesse immer weniger verstehen. Wir verlieren technisches Fachwissen, machen uns abhängig und werden als Arbeitskräfte überflüssig.
Moores Gesetz besagt, dass sich die Prozessorleistung alle zwei Jahre verdoppelt. So wird die lineare Entwicklung der künstlichen Intelligenz in nicht allzu ferner Zukunft am Tag X exponentiell sein und eine starke KI entstehen. Der Tag X dieser »technologischen Singularität« wird eintreten, weil wir es durch unsere Bequemlichkeit ermöglichen. Wir überschreiten die pandorische Schwelle und verlieren endgültig die Kontrolle.
Daniel Gerritzen ist Journalist, Sachbuchautor und Typograf. Er arbeitet derzeit an einem Sachbuch zu den Gefahren künstlicher Intelligenz. nach oben
KONTER 2: Hochschulen müssen Freiraum bieten
Jochen Rädeker hat recht. Und Jochen Rädeker hat unrecht.
KI denkt logisch. Generative Adversarial Networks (GANs), die Grundlage moderner Machine-Learning-Programme, funktionieren nach einem Ausschlussverfahren, indem sie automatisch generierte Informationen an ein von Menschen definiertes Kriterienmodell anpassen. Dadurch sind sie zum Beispiel in der Lage, fotorealistische Bilder zu erzeugen. Diese GANs sind – von ihrem Hype entzaubert – nicht mehr als sehr lange und sehr rechenintensive If-else-Schleifen. Menschen mit ihrer oft unterschiedlich ausgeprägten menschlichen Intelligenz agieren anders.
Viele gute Entwürfe von Studierenden – aber auch von praktizierenden Designer*innen – entspringen einem intuitiven, unlogischen Impuls, der plötzlich Welt erzeugt, bewusst verkehrt kategorisiert und das nicht als Fehler darstellt, sondern als innovative Position vorstellt und weiterverfolgt. Diese wundervolle Art des menschlichen Denkens und künstlerischen Handelns benötigt Handwerk und Selbstbewusstsein. Dies zu trainieren verlangt eine andere Form des Trainings, als es für künstliches Denken erforderlich ist. Konzentriertes Modellbauen, Miteinandersprechen und Füreinander-Zeichnen sind ein wichtiger Teil des Designstudiums und schulen Geist und Körper. So wird ein Handeln eingeübt, das noch vor dem ständigen Sitzen vor Computerprogrammen, egal ob Photoshop oder Machine Learning, beginnt – wobei dies grundsätzlich zu hinterfragen wäre. Es ist eine wichtige Aufgabe der Hochschulen, diesen Freiraum für ein gleichzeitiges Erfinden und Empfinden zu bieten.
Universitäten und Kunsthochschulen stecken hier in einer Zwickmühle, die einem GAN nicht ganz unähnlich ist. Anforderungs- und Verwertungskriterien einer sich ständig weiterentwickelnden Designpraxis sollen mit einem humanistischen, frei forschenden, Scheitern erlaubenden Curriculum abgeglichen und möglichst vereint werden. Aber hoppla: Hier argumentiere ich schon völlig aus einem »Computational Thinking« heraus. Zeit, wieder zu meinen Studierenden zu gehen und nachzuschauen, was sie gezeichnet, gebaut (oder auch nicht) haben.
Bild: Patrick Muessiggang
Christian Zöllner ist Professor für Designmethoden und Experiment an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und zudem Mitgründer des Design- und Forschungsstudios The Constitute in Berlin und Dresden. nach oben
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