Der Berliner Illustrator Felix Bork hat es wieder getan. Ein großartig ausgelassenes und schlaues Werk verfasst. Nach dem preisgekrönten »Oh, ein Tier!« taucht er jetzt in die heimische Welt der Pflanzen ein.
●Man kann gar nicht aufhören, in Felix Borks neuem Buch »Oh, eine Pflanze!« zu blättern. Von dem Vorwort in ungelenker Blockschrift zu Pflanzensex und Photosynthese, Baumblattformen und Blatträndern oder dem vielseitigem Leben einer Kiefer in der Kieferorthopädie.
Man lernt, was zu tun ist, wenn man den Wald vor läuter Bäumen nicht mehr sieht und warum eine Mistel wohl doch was mit Mist zu tun hat.
Oder kann sich in Form-Studien vertiefen, die zeigen wie ähnlich sich ein Stein, eine Wolke, ein Mistkäfer, ein Berg, ein Brot, eine Hieroglyphe, eine Boulette und Kastanie sind und wenn man das studiert hat, kann man zu den hübschen Pflanzenzeichnungen springen – von den Korbblütengewächsen zu Spitzwegerich, Gänsefuß und einem Gewächs, das wie George Clooney aussieht.
Und dann fängt man einfach wieder von vorne an und entdeckt unzählige neue Details, die sich auf den Seiten verbergen und ausgelassen mit den Elementen klassischer Pflanzenbücher spielen.
Was schon »Oh, ein Tier!« zu einem unserer absoluten Lieblingsbücher gemacht hat, ist, dass Felix Bork nicht nur einen so ausgelassenen Humor hat, sondern nach Analogien sucht, wo andere nie welche finden würden und sie in ebenso übermütige Illustrationen packt.
Alles sitzt. Ob das die krakeligen, handgeschrieben Texten mit den Verbesserungen und kleinen Anmerkungen am Rand sind oder kleine Comichafte Erläuterungen wie über den Senfstinker, die ätherischen Öle des Diptam oder das Klausenkatapult.
Denn trotz allen Schabernacks kann man in »Oh, eine Pflanze!« jede Menge lernen. Mit dickem und dünnen Pinsel, in Acrylfarben, mit Bleistift, Buntstift und Finelinern gezeichnet, wimmelt es nur so Informationen.
Hat man die studiert, fordert Felix Bork einen dazu auf, dann stracks in die Natur zu gehen. Auch wenn man noch die Wäsche waschen muss oder ne Doku über Monstertrucks läuft.
»Was nuss, das muss!« heißt es schließlich auf dem Cover.
Felix Bork: Oh, eine Pflanze!, 304 Seiten, deutsch. Eichborn Verlag, ISBN: 3847906585, 30 Euro
Parallel zur Leipziger Buchmesse findet auch das mittlerweile legendäre Comic- und Grafikfest statt
●Das liebevoll ausgerichtete Festival eröffnet am Freitagabend mit seinen Ausstellungen. Zum Programm gehören außerdem einige Lesungen und Künstlergespräche mit spannenden Comiczeichner*Innen, deren Termine man hier der Programmübersicht entnehmen kann. Mit dabei sind unter anderemJul Gordon, Stefanie Leinhos und Anna Haifisch.
Wie in den letzten Jahren gibt es am Samstag und Sonntag auch wieder einen Small Press Markt, auf dem die Besucher Zines, Bücher und Prints erwerben können.
UX Designer, Illustrator, Kommunikationsdesigner, Grafikdesigner, Verpackungsdesigner, Mediengestalter, Art Director – kreative Berufe von A bis Z …
●PAGE zeigt verschiedene Jobprofile aus der Kreativbranche im Überblick. Lesen Sie Informationen zu Gehältern, Interviews mit Experten und vieles mehr.
Die Jobprofile befinden sich in alphabetischer Reihenfolge. Die Liste wird regelmäßig mit neuen kreativen Berufen ergänzt.
Art Buyer agieren an der Schnittstelle zwischen Fotografen, Illustratoren und Kunden. Kaufmännisches Know-how und ein ausgeprägtes kreatives Urteilsvermögen sind unabdingbar.
Als Art Director muss heute mehr können als nur klassische Werbung. Shahira Youssef, Senior Art Director bei Jung von Matt/365 in Hamburg gewährt uns Einblicke in ihren Arbeitsalltag.
Infografik boomt – kaum ein Medium, das nicht auf die Visualisierung von Zahlen setzt. Gute Aussichten für Informationsdesigner, vorausgesetzt, sie fühlen sich in Print- und digitalen Medien zu Hause.
Management- und Beratungskompetenz wird im Designbereich immer wichtiger. Wir sprachen mit Claudia Tietge, Teamleiterin User Experience Design bei Phoenix Design in Stuttgart, über die Aufgaben an der Schnittstelle zum Kunden.
Scrum Master steuern die agile Softwareentwicklung auf Basis von Scrum. Dazu müssen sie Moderator, Coach und Mentor in Personalunion sein. Welche Ausbildung und Skills ein Scrum Master benötigt, erläutert Ihnen Michael Börner von Edenspiekermann.
In einer digitalen Welt wird der Beruf des Sound Designers immer wichtiger. Rainer Hirt ist Kommunikationsdesigner und Mitbegründer von audity. Wir haben mit ihm über seinen Beruf gesprochen.
Viele von ihnen gelangen auf den merkwürdigsten Wegen zu ihrem Job: Texter. Die Ausbildung ist nicht geschützt und im Unterschied zu den kaufmännischen und gestalterischen Berufen der Kommunikationsbranche bis heute nicht akademisch geregelt – trotz vereinzelter universitärer Angebote. Aber es gibt einige Ausbildungsstätten für Texter.
Für kaum einen Beruf im interaktiven Umfeld gibt es mehr Bezeichnungen. Trotzdem: Ob UX Designer, Information Architect oder Online-Konzepter – sie alle konzipieren interaktive Anwendungen.
Verpackungsdesigner geben Produkten ein Gesicht. Dabei gilt es es auch viele praktisch-technische Aspekte zu beachten. Wir sprachen mit Ann Kalkschmidt, Verpackungsdesignerin bei Peter Schmidt Group in Hamburg, über ihren vielseitigen Beruf.
Visual Designer sind in digitalen Medien ebenso zu Hause wie in der Printgestaltung, denn heute sind medienübergreifende Kommunikationskonzepte gefragt.
Autorin Angelika Eckert sprach mit Designerdock und führenden Agenturen aus der Szene
UX Designer, Visual Designer, Grafikdesigner? Nicht nur in traditionellen Unternehmen, auch in Digitalagenturen und Start-ups herrscht derzeit noch Verwirrung, wenn es um neue Berufsbezeichnungen geht. Hilft das Mediendesign Studium oder eine Grafikdesigner Ausbildung? Qualifizierungsstrategien, Skills und Gehälter.
Neuere Berufe
Könnten Sie aus der Hüfte sagen, was die Aufgabe eines Scrum Product Owners ist? Was prädestiniert jemanden dazu, sich Data Scientist oder Technology Evangelist zu nennen? Eine Ausbildung dafür gibt es jedenfalls nicht. Und was macht ein UX Designer? Was unterscheidet ihn vom Visual Designer – oder Halt, ist das nicht einfach nur ein neuer Name für den altbekannten Grafikdesigner?
Ob der vielen neuen Berufsbezeichnungen schütteln Personalverantwortliche in eher traditionell geprägten Unternehmen bisweilen ungläubig den Kopf. Selbst in Digitalagenturen und Start-ups ist man sich nicht immer einig, welches Tätigkeitsprofil und vor allem welche Ausbildung sich hinter manch eigenwilliger Berufsbezeichnung verbirgt.
»Auch wenn die Titel sich manchmal konstruiert anhören, die Jobprofile dahinter gibt es meist schon länger. Irgendwann haben sich Berufsbezeichnungen wie Service Designer etabliert. Da hätte es keinen Sinn, eine Jobanzeige für einen Design Thinker zu kreieren, auch wenn ich meine, dass der Beruf eher so heißen sollte«, stellt Elfrun Otterbach, Director People and Talent bei Edenspiekermann, fest. Aus diesem Grund geht Designerdock bei Anfragen von Unternehmen auch mehr nach den gewünschten Skills und den Problemen, die es zu lösen gilt, als nach der Jobbezeichnung. Lesen Sie dazu das Interview mit Indra Sarkar, Designerdock Berlin.
Keine klaren Ausbildungswege
Wie auch immer, geregelte Ausbildungswege führen jedenfalls in den seltensten Fällen in einen dieser exotischen Berufe. Das ist speziell für den Nachwuchs verwirrend. Welche Ausbildung soll man nach dem Abitur wählen, wenn man UX Designer werden will? Erst mal ein Designstudium beginnen und sich nachher spezialisieren, in der Hoffnung, während des Studiums eine konkretere Vorstellung von den unterschiedlichen Ausprägungen des Designberufs zu erhalten? Das ist sicher sinnvoll, denn bisher gibt es kaum eigene Bildungsgänge zum Konzepter, wie UX Designer auch genannt werden.
Die Möglichkeit, im anerkannten Ausbildungsberuf Mediengestalter Digital und Print inhouse neue Fachkräfte heranzuziehen, nutzen Digitalagenturen kaum – eher sind Praktika oder Trainee-Programme die Regel. Einen neuen Vorstoß zur Nachwuchspflege unternimmt gerade die frisch gestartete JvM-Academy mit der zweijährigen Ausbildung zum Kreativ-Konzepter.
Die beste Quelle in puncto neuer Berufsbilder und der entsprechenden Anforderungsprofile sind nach wie vor Jobportale wie StepStone, Monster und Co. Aus ihnen geht meist ziemlich klar hervor, was die Arbeitgeber an Vorbildung erwarten (auch wenn die Vorstellung vom Wunschkandidaten nicht selten unrealistisch sein mag). So sollte ein Data Scientist beispielsweise ein Informatik- oder Mathematikstudium absolviert haben und Statistik beherrschen. Lesen Sie, wie der Alltag eines UX Designers, Scrum Masters, eines Visual Designers, eines Verpackungsdesigners und Infografikers aussieht.
Der Nachwuchs will wieder in die Agentur
In den vergangenen Jahren gehörte die Kreativbranche nicht gerade zu den Wunschzielen von Berufsanfängern, doch die Lage scheint sich wieder entspannt zu haben. »AKQA in Berlin kann sich über den Mangel an Bewerbern nicht beklagen. Daraus schließe ich, dass der Nachwuchs sehr wohl interessiert ist, in einer Digitalagentur zu arbeiten«, erklärt Julia von Winterfeldt, General Manager von AKQA in Berlin. Das kann Elfrun Otterbach bestätigen: »Zurzeit bekommen wir auch viele Anfragen aus südeuropäischen Ländern. Diese Bewerber sind meist sehr gut ausgebildet, manchmal hapert es aber an den Sprachkenntnissen.«
Egal ob als Texter, Art Director, Konzepter, Coder oder Berater – Werbe- und Digitalagenturen suchen junge Talente, die alle Kommunikationskanäle beherrschen und sich unbefangen in ihnen bewegen. »Der Markt ist nicht gerade überschwemmt mit guten Kandidaten, die meisten Studierenden denken immer noch, dass man in Digitalagenturen rund um die Uhr arbeitet. Aus diesem Grund versuchen wir mit unserer Hochschularbeit, dem Nachwuchs Ingomar Faecks, Geschäftsführer und Vice President Kontinentaleuropa der Sapient GmbH.
Je mehr die Grenzen zwischen klassischer und digitaler Werbung verschwimmen, desto besser dürften die Chancen für alle Agenturen stehen, Berufseinsteiger für sich zu gewinnen, denn derzeit ist der Zulauf bei Digitalagenturen auf jeden Fall größer als der bei klassischen Werbeagenturen. Allerdings kann auch diese Beobachtung regional variieren. »In Frankfurt haben wir vor allem in den klassischen Werbedisziplinen kein Problem mit Nachwuchs, dafür ist das Angebot an Mitarbeitern im digitalen Umfeld geringer«, sagt Marie Isabel Zeh, HR Manager Recruiting bei Leo Burnett.
Feste Mitarbeiter gesucht!
Im Frühjahrsmonitor 2014 des Gesamtverbands Kommunikationsagenturen GWA e.V. gaben 69 Prozent der befragten Agenturen an, sie hätten in diesem Jahr mehr fest angestellte Mitarbeiter als im Jahr zuvor. Immerhin ein Wachstum um 18 Prozentpunkte. Diesen deutlichen Trend bestätigt auch Indra Sarkar von Designerdock. Ein nicht unwesentlicher Grund für das Mehr an Festanstellungen dürfte der sein, dass immer mehr Agenturen agil arbeiten, was die ständige Präsenz der Mitarbeiter voraussetzt (siehe PAGE 06.14, Seite 24 ff.).
»Wichtige Funktionen möchten Unternehmen mit fest angestellten Mitarbeitern besetzen, schon allein um eine stabile Firmenkultur zu leben, die wiederum Anreiz für neue Bewerber sein kann und das Unternehmen nach außen darstellt«, so Wolf Ingomar Faecks. Freelancer setzen die Agenturen vor allem im Bereich Development ein, um Spitzen abzudecken. Auch für die Konzeption holen sich Agenturen Freelancer ins Haus. »Selbst Junior-Konzepter haben schon volle Auftragsbücher, wenn sie sich clever anstellen«, sagt der Hamburger UX Architect Stefan Bodeit.
War for Talents
Was Technik-, Strategie- und Management-Talente mit digitalem Hintergrund angeht, müssen die Agenturen allerdings inzwischen mit traditionellen Arbeitgebern wie Otto, Tchibo oder der Deutschen Bank ebenso konkurrieren wie mit Digitalunternehmen wie Google, XING, Immonet oder eBay oder den vielen Start-ups.
»Wir suchen bei Edenspiekermann zurzeit dringend einen weiteren Scrum Master«, sagt Michael Börner, Account Director bei Edenspiekermann in Berlin. Ein kompliziertes Unterfangen, denn Scrum Master sind traditionell im Umfeld der Softwareentwicklung verhaftet und haben Agenturen als Arbeitgeber bis jetzt kaum auf dem Radar. Doch können Agenturen in dem viel beschworenen »War for Talents« ein kreativeres Arbeitsumfeld, flache Hierarchien, internationale Netzwerke sowie abwechslungsreiche und spannende Projekte ins Feld führen.
»Bei Sapient gibt es verschiedene Karrieremöglichkeiten. Man kann sich fachlich weiterbilden, in die Personal- und Management-Verantwortung gehen oder sich über die Kunden zum Client Services Director entwickeln – und damit größere Marken, größere Kunden und größere Budgets betreuen«, sagt Wolf Ingomar Faecks. Bei Fork Unstable Media in Hamburg hat man die hohe Bedeutung von Aufstiegschancen ebenfalls erkannt: »Auch bei vierzig Mitarbeitern muss ein Unternehmen Möglichkeiten bieten, sich durch zunehmende Personalverantwortung weiterzuentwickeln«, so Roman Hilmer.
In puncto Gehälter äußern sich fast alle Unternehmen eher zurückhaltend, kaum jemand will sich bei den beschäftigten Berufsgruppen auf eine bestimmte Einkommensspanne zwischen Junior und Senior festlegen. Daher haben wir Gehaltsübersichten aus verschiedenen Quellen zusammengetragen.
Auch AKQA-Geschäftsführerin Julia von Winterfeldt wollte sich nicht konkret äußern, bringt es aber charmant auf den Punkt: »Man kann in jedem Segment gut verdienen, wenn man gut ist.«
Erstveröffentlichung dieses Beitrags auf PAGE Online: 2014. Regelmäßig werden Inhalte ergänzt.
Business Design kombiniert unternehmerische und gestalterische Kompetenzen, um neue Produkte, Services und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Mehr zu dem Berufsfeld …
●Im Kern geht es beim Business Design darum, unternehmerische und wirtschaftliche Aspekte einer Neuentwicklung zu thematisieren und mit den Bedürfnissen potenzieller Nutzer in Einklang zu bringen. Dies gilt für neue Produkte und Services ebenso wie für neue Marken und Unternehmensabläufe. Als Teil des Projektteams arbeitet ein Business Designer in allen Phasen des Designprozesses mit und kümmert sich um unternehmensbezogene Aspekte.
Die Teams, in denen er arbeitet, werden je nach Auftragsart geformt und können aus Industrie-, Kommunikations-, Service-, User-Interface-Designern und Designforschern bestehen. Hinzu kommen mitunter weitere Disziplinen wie Marketing, Forschung und Entwicklung, Finanz- oder Per sonalwesen. Ein Business Designer tritt vor allem dann in den Vordergrund, wenn es darum geht, Geschäfts- und Preismodelle sowie unternehmerische Konzepte zu entwerfen und zu testen.
Vom Designmanagement zum Business Design
Die Idee, unternehmerische und Kundenaspekte gleichermaßen anzusprechen, ist nicht neu. In den 1960er Jahren wurde vor allem das Industriedesign zunehmend von der Wirtschaft als Wettbewerbsvorteil erkannt. Unternehmen wie AEG und Olivetti waren Aushängeschilder dafür, was Design bewirken kann. Immer häufiger waren Industriedesigner fester Bestandteil von Produktentwicklungsteams, in denen sie mit Ingenieuren und Marketingspezialisten zusammenarbeiteten. Ihr Aufgabenbereich umfasste neben gestalterischen und ästhetischen auch funktionale und ergonomische Aspekte. Durch diese Zusammenarbeit wuchs der Einfluss des Designs und führte in den 1960er Jahren zur Etablierung zahlreicher Designabteilungen in Großunternehmen.
Ein Business Designer tritt vor allem dann in den Vordergrund, wenn es darum geht, Geschäfts- und Preismodelle sowie unternehmerische Konzepte zu entwerfen und zu testen.
Bei Philips entstand in dieser Zeit beispielsweise eine eigenständige Designeinheit, die sehr erfolgreich arbeitete und seit 1998 als selbstständige Agentur innerhalb der Philips Group auftritt. Der wachsende Einfluss der internen Designabteilungen führte dazu, dass Designer in Management- und Vorstandspositionen aufstiegen. Damit wuchs der Anspruch an Designer, unternehmerische Bedürfnisse und Ideen zu verstehen und sich damit zu befassen. Aus diesem Anspruch heraus entstand in den 1980er- und 1990er-Jahren der sogenannte Designmanagement-Diskurs. Einige der Hochschulen, die sich hierbei hervortaten, entwickelten – oft angelehnt an die Bedürfnisse der Industrie – die Idee eines Gestalters, der Design- und Unternehmensaspekte gleichsam verstehen, adressieren und in Einklang bringen kann.
Business Design unterscheidet sich von Designmanagement vor allem darin, dass es bei Letzterem entweder um das Anleiten von internen und externen Designern in Projekten geht oder um Management mit einer designerischen Haltung. Diese beinhaltet zum Beispiel, Fehler und Ungewissheiten als Chance zu begreifen, ein Bekenntnis zu iterativem und kundenzentriertem Arbeiten sowie den Einsatz von Prototyping als Risikomanagement. Der Business Designer versteht sich im Gegensatz dazu als Gestalter, der sich als aktives Teammitglied auf das Design von unternehmerischen Abläufen, Produkten und Dienstleistungen spezialisiert hat.
Die Entwicklung der Disziplin Business Design liegt also teils im Designmanagement-Diskurs begründet, teils haben die Hochschulen sie vorangetrieben. Obwohl viele Lehrinstitute den Leitgedanken der Kombination von Business und Design pflegten, kristallisierten sich in jedem Studiengang eigene Schwerpunkte heraus. In der Praxis fand sich anfangs nur wenig Verständnis für diesen experimentell anmutenden Studiengang. Einige Firmen und Agenturen erkannten den Nutzen der neuen Disziplin erst durch die Zusammenarbeit mit den Hochschulen. Dadurch stieg die Akzeptanz mit der Zeit.
Neue Konkurrenz auf dem Beratungsmarkt
Stark beeinflusst von Design Thinking, einem aus der Designpraxis kommenden, nutzerzentrierten Innovationsansatz, haben mehr und mehr Unternehmen begonnen, Design bei der Entwicklung neuer Konzepte im Bereich Produkt und Dienstleistungen einzusetzen. Damit wuchs nicht nur der Bedarf an entsprechend spezialisierten Dienstleistern, sondern auch der Anspruch an die entwickelten Konzepte. So müssen Designer bei der Entwicklung immer bedenken, was das Unternehmen leisten kann und inwieweit ein neues Angebot auch betriebswirtschaftlich Sinn ergibt. Diese neuen Anforderungen führen dazu, dass Designagenturen zunehmend in Konkurrenz mit Beratungsunternehmen wie Accenture, McKinsey oder der Boston Consulting Group treten – und spornen diese wiederum dazu an, Designagenturen aufzukaufen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Beispiele für diese Entwicklung sind die Akquise von Lunar Design durch McKinsey, von Fjord durch Accenture oder der Kauf von Maya Design durch die Boston Consulting Group.
In Großkonzernen ist das Berufsbild oft noch unbekannt, weswegen sich Business Designer hier die eigene Position gestalten müssen beziehungsweise dürfen.
Mit dieser Akquisewelle sind zwei Effekte verbunden: Zum einen müssen sich Unternehmensberatungen der organisationalen und kulturellen Herausforderung stellen und Management und Design intern, aber auch in Kundenprojekten miteinander verknüpfen. Zum anderen steigt der Wettbewerb zwischen Beratungs- und Designagenturen, denn Letztere nähern sich ihrerseits traditionellen Beratungsunternehmen und deren Angebot an. All diese Entwicklungen schüren gegenwärtig den Bedarf an Fachkräften, die im Design und im Businessbereich gleichermaßen zu Hause sind.
Business Designer werden
Die fachlichen und charakterlichen Anforderungen, die sich auch für Business Designer aus dieser Entwicklung ergeben, sind vielfältig. Wie bereits erwähnt, werden Busi ness Designer sowohl in Wirtschaftslehre als auch in Design ausgebildet. Aus diesem Grund bieten Hochschulen Business Design zumeist als aufbauenden Masterstudiengang an. Ein abgeschlossenes Bachelorstudium im Bereich Betriebswirtschaftslehre oder im Bereich Design ist in fast allen Fällen Zulassungsvoraussetzung. Die meisten Einrichtungen gehen davon aus, dass die Studierenden in lediglich einem der beiden Bereiche Erfahrungen besitzen, und vermitteln deshalb anfangs Grundlagen aus beiden Disziplinen, um ein gemeinsames Grundverständnis zu schaffen.
Die existierenden Business-Design-Studiengänge unterscheiden sich zum Teil deutlich in Schwerpunkt und Aufbau. Diese Vielfalt ist zum einen auf das universitäre Umfeld und zum anderen auf geschichtliche Einflüsse zurückzuführen. So ist etwa die Ausbildung an der Rotman School of Management an der Universität Toronto sehr betriebswirtschaftlich ausgerichtet, die Ausbildung an der Hochschule der Künste in Göteborg in Kooperation mit der Universität Göteborg dagegen eher design- und kunstfokussiert.
Ein wichtiger Einflussfaktor ist die frühe Etablierung von Designmanagement-Studiengängen in Europa, während sich die Hochschulen in Nordamerika verstärkt auf Design Thinking stützten. Mittlerweile nähern sich die Ausbildungsstätten aber inhaltlich an, und so finden sich trotz Unterschieden Ansätze, Theorien und Werkzeuge wie Design Thinking, Change-Management-Theorien und das Business Model Canvas in den meisten Schulen wieder. Fast alle Studiengänge setzen auf einen Mix aus traditionellem Unterricht und Praxisarbeiten. In Projekten mit Unternehmen sowie in Praktika können Studierende ihre Fähigkeiten zudem in industrienahen Projekten weiterentwickeln.
Da es dennoch keinen Ausbildungsstandard gibt, sollten sich Studieninteressierte im Vorfeld genau über die Ausbildungsprogramme informieren und die Entscheidung für einen Studiengang besonders vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen und Ziele bewerten. Weitere Hochschulen, die einen Masterstudiengang in Business Design anbieten, sind zum Beispiel die Domus Academy in Mailand und die Aalto University in Helsinki. Allerdings ist ein spezielles Business-Design-Studium gar nicht immer notwendig, denn manche Agenturen stellen auch Quereinsteiger ein. Diese haben meist einen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre oder Erfahrungen im Bereich Entrepreneurship.
Business Designer sein
Business Designer sind in verschiedensten Designagenturen, Consultingfirmen, Wirtschaftsunternehmen und in Behörden tätig. Allerdings schreiben hauptsächlich große Beratungs- und/oder Designagenturen wie Designit, Fjord oder IDEO konkrete Stellen für Business Designer aus. Zwar ist der Bedarf hier gestiegen, die Zahl der verfügbaren neuen Stellen ist aber noch gering. In Großkonzernen ist das Berufsbild oft noch unbekannt, weswegen sich Business Designer hier die eigene Position gestalten müssen beziehungsweise dürfen.
Die inhaltliche Vielfalt der bisher existierenden Business-Design-Studiengänge ist zum einen auf das universitäre Umfeld und zum anderen auf geschichtliche Einflüsse zurückzuführen.
Durch die breite Ausbildung bieten sich vielfältige Berufschancen – sofern Absolventen es verstehen, ihren Mix an Fähigkeiten an interessante Stellenausschreibungen anzupassen und Personalleiter von sich zu überzeugen. Weil, wie gesagt, auch Quereinsteiger im Business Design willkommen sind, wird ein Portfolio – wie beispielsweise im Industriedesign – im Bewerbungsverfahren nicht unbedingt erwartet. Dieses kann jedoch von Vorteil sein und sollte neben fertigen Lösungen auch Problemstellungen, Arbeitsprozesse und Teamarbeiten dokumentieren. In Einstellungsgesprächen wird bei Business-Designern neben Berufs- und Studienerfahrungen häufig auch nach dem Ausprobieren eigener Geschäftsideen gefragt. Es lohnt sich also, neben dem Studium ei- ne eigene Businessidee zu verfolgen oder Freunde bei der Entwicklung eines Start-ups zu unterstützen.
In Agenturen arbeiten Business Designer in allen Phasen eines Designprozesses mit. Diese beinhalten das Erforschen von Nutzer- und Unternehmensbedürfnissen und Umweltfaktoren, das Erarbeiten und prototypische Umsetzen von Ideen sowie das Testen der Ideen mit Nutzern. Innerhalb dieses Prozesses bewegen sie sich im Spannungsfeld zwischen Nutzerbedürfnissen und Unternehmensansprüchen. Neben Know-how in beiden Bereichen brauchen Business Designer deshalb exzellente Kommunikationsfähigkeiten – sowohl in Bild und Text als auch im direkten Gespräch – und zudem ein hohes Maß an Empathie.
Diese Persönlichkeiten sind gefragt
Dem Business Designer kommt im Team die Rolle des Experten für geschäftliche und unternehmerische Aspekte eines Projekts zu. Er hilft Kollegen dabei, unternehmerische Aspekte besser zu verstehen und neue Ideen und Konzepte aus Unternehmenssicht zu beleuchten, zu entwickeln und zu kommunizieren. Dieses Spezialistenwissen kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn es darum geht, neue Geschäftsmodelle und -bereiche zu erarbeiten oder neue Finanzierungsmodelle zu konzipieren und zu testen. Bei der Kommunikation und zur Konzeption von Tests kommen standardmäßig PowerPoint, Excel und Word zum Einsatz, ebenso wie Photoshop, Illustrator und InDesign.
Manche Neuentwicklungen verlangen nach einer Umstrukturierung des Unternehmens. Auf Business Designer kommen zunehmend auch Aufgaben im Bereich des unternehmerischen und kulturellen Wandels zu. Hier arbeiten sie an neuen Strategien und Entwürfen sowie an der Optimierung unternehmerischer Abläufe und Strukturen mit und entwickeln Incentivierungsmaßnahmen, die die Einführung von neuen Produkten und Dienstleistungen begleiten. Zusätzlich liegt beim Business Designer oft die Aufgabe, seine eigene Disziplin innerhalb der Agentur weiterzuentwickeln und andere Designer bei der Umsetzung zu unterstützen.
Wer Interesse daran hat, die Bedürfnisse von Nutzern und Unternehmen in Einklang zu bringen, und wem komplexe Herausforderungen und vielfältige Teamarbeit Spaß machen, der sollte sich den Beruf des Business Designers genauer ansehen. Eine wichtige Grundvoraussetzung ist die Offenheit für Neues, da sich das Berufsbild und die Inhalte noch immer in Entwicklung befinden. Potenzielle Aufgabenbereiche gibt es viele, was einem die Möglichkeit eröffnet, das eigene Berufsbild selbst mitzugestalten.
In diesem Tutorial lernen Sie, wie Sie mit einfachen Skizzen App- und Webdesign-Projekte beflügeln.
●In diesem Workshop führen wir Sie durch alle erdenklichen Scribble-Szenarien für UX-Design-Projekte – vom ersten Kundenmeeting über die Ausarbeitung des Konzepts bis zur Begleitung der Entwicklungsabteilung in der Umsetzungsphase.
Daniel Kränz, Senior Interaction Designer bei deepblue networks in Hamburg, hat schon oft beobachtet, dass viele junge Gestalter so richtig ins Schwitzen kommen, wenn es heißt: »Scribble doch mal!«. App-Ideen, User Interfaces, Navigationsstrukturen oder Userflows einfach so aufs Geratewohl aufs Papier zu werfen, bereitet vielen Gestaltern echte Probleme. Aber auch Kunden und Konzepter trauen sich aus falsch verstandener Höflichkeit nicht, den Stift in die Hand zu nehmen, weil sie fürchten, dem Designer in die Parade zu fahren.
Das PAGE eDossier »UX-Projekte scribbeln Step by Step«räumt auf mit falschen Ansprüchen an die Entwurfshöhe von Scribbles beim App erstellen oder beim Website Prototyping. Hier geht es nicht darum, einen Comic-Award zu gewinnen. Um Diskussionsstände im Ideenfindungsprozess zu dokumentieren und die interdisziplinäre Verständigung zwischen Auftraggebern, Konzeptern, Designern und Entwicklern zu fördern, müssen Scribble und Skizze nicht hübsch aussehen und auch keinen unverwechselbaren Stil haben. Vielmehr unterstützen auch die provisorischsten und ungelenksten Zeichnungen den Designprozess und die Umsetzung im UX und UI Design.
Daniel Kränz ist ein waschechter Scribble-Maniac. ImPAGE eDossier »UX-Projekte scribbeln Step by Step«erläutert er die unterschiedlichsten Szenarien, die in einem UX-Design-Projekt zum Tragen kommen. Während er sich durch ein fiktives App-Projekt scribbelt, klärt er auf: Wie quick and dirty darf man in einem Team-Kick-off oder in einem Ideations-Workshops scribbeln? Wie könnten Skizzen die Nutzerforschung verständlicher machen und wie sollte das Prototyping dafür aussehen?
Im Anschluss zeigt Kränz, wie sich Anwendungsbeispiele und User-Flows visualisieren lassen und wie Sie mittels Skizzen erste Ideen und Lösungsansätze entwickeln.
Danach geht es in die Wireframe-Phase, in der Sie Interface-Ideen und verschiedene Layout-Varianten entwerfen, um schließlich die Developer mit ins Boot zu holen. Hier geht es darum, mittels Klickprototypen die Informationsarchitektur der App aufzuzeigen.
Daniel Kränz ist sich sicher: Insbesondere wenn man vor Ort mit Entwicklern zusammenarbeitet, funktionieren Scribbles viel schneller und direkter als lange Feedback-E-Mails, Tickets oder Grafiken.
Wer eher dem Zeichentablett zuspricht und jetzt denkt, dass er trotz der von Daniel Kränz beschriebenen Vorzüge von Bleistift, Filzer und Papier lieber digital auf dem iPad oder dem Tablet scribbelt – auch um fertige Scribbles speichern oder weiterverarbeiten zu können –, findet in diesem Workshop eine Übersicht über praktische Zeichen- und Mal-Apps.
Die Beiträge für den nächsten Illustrierten Taschenkalender sollen dieses Mal auch aus bisher übersehenen Ecken kommen
●Nun mittlerweile im achten Jahr gestaltet tapir&klotz, ein Hamburger Kollektiv bestehend aus 11 Illustratoren, den Illustrierten Taschenkalender, ein hochwertiges Kalenderbuch mit aufwändiger, liebevoller Gestaltung. Neben den Mitgliedern des Kollektivs nehmen jedes Jahr zahlreiche, auch internationale Gastillustratoren an dem Projekt teil, und jede Woche ist eine neue Illustration zu sehen. Der Kalender bietet zudem viel Platz für Termine und persönliche Notizen. Das Ganze ist ein Non-profit-Projekt – jegliche Einnahmen werden direkt in neue künstlerische Projekte investiert.
Dieses Jahr werden Illustrator*innen aufgerufen, sich am OPEN CALL zu beteiligen und Arbeiten zum Thema »Zukunft« einzureichen.
Gibt es bald ein Buch über diesen Meilenstein des deutschen Grafikdesigns – mit vielen bisher kaum bekannten Infos?
●Seit drei Jahren arbeitet ein bekannter britischer Designer – nämlich Mark Holt, Mitgründer der Agentur 8vo – an einem Buchprojekt übers Erscheinungsbilder der Münchner Olympiade von 1972.
Diese erlangte zwar wegen eines palästinensischen Terroranschlags gegen die israelischen Sportler traurige Berühmtheit. Doch in Sachen Gestaltung ging die Olympiade positiv in die Geschichte ein. Denn Otl Aicher entwarf ein Erscheinungsbild, das weltweit zum Vorbild für modernes, konsequent über verschiedenste Anwendungen hinweg konzipiertes und realisiertes Corporate Design wurde.
Von 1965 bis 1972 war Aicher – der zu den Gründern der renommierten Hochschule für Gestaltung Ulm gehört hatte – mit dem Olympia-Projekt beschäftigt. Die ganze Geschichte will jetzt Mark Holt im über 500 Seiten starken Buch »Munich ‘1972. The Visual Output of Otl Aicher‘s Dept. XI« erzählen. Eine Crowdfunding-Aktion über Kickstarter soll das Projekt finanzieren.
Maskottchen Waldi, ein typisch deutscher Dackel – aber eben doch modern
Holt hat nicht nur in Archiven in Ulm, Koblenz und Lausanne recherchiert, sondern auch Leute aus Aichers damaligen Team interviewt. So will die Publikation endlich auch Mitarbeiter würdigen, deren Namen bisher immer zu kurz kamen, obwohl sie entscheidend zu dem Erscheinungsbild beitrugen – wie etwa Gerhard Joksch oder Alfred Kern, beide maßgeblich an den berühmten Informations- und Sport-Piktogrammen beteiligt.
Auf dem Foto oben zu sehen: Ian McLaren und Margaret Bodarwé.
Kommt das nötige Funding durch die Crowd zusammen, soll das Buch im September in den Druck gehen. Wir hoffen, dass es klappt!
Alfred Kern war sieben Jahre rechte Hand von Otl Aicher und arbeitete auch an den Identities von Lufthansa und ZDF mit
Die technische Zeichnerin Birgitt Willikens war für große Teile der infografischen Kartografie zuständig – hier ist ist bei der Arbeit an einem Plakat zu sehen
Ein spezieller Font will Menschen mit Leseschwäche helfen.
●Der niederländische Designer Christian Boer leidet an Dyslexie, also einer verminderten Fähigkeit zu lesen und das Gelesene zu verstehen. Um allen mit ähnlichen Schjwierigkeiten zu helfen, beschäftigte er sich in seiner Abschlussarbeit an der Universität der Künste in Utrecht mit diesem Thema und entwickelte einen Dyslexie Font. Bei dessen Gestaltung ließ er alle typografischen Regeln außer acht, setzte bei der Zeichnung dagegen voll auf gute Unterscheidbarkeit und Lesbarkeit. Beispielsweise haben seine Glyphen den Schwerpunkt auf der Grundlinie, große Innenräume und klar unterscheidbare Buchstaben wie b und d, p und q.
Zusammen mit seinen Kollegen Robert und Benjamin rief Christian Boer die Website dyslexiefont.com ins Leben, auf der es nicht nur Infos zum Thema gibt, sondern auch nützliche Tools, etwa eine Chrome Extension, die die Schrift der angezeigten Webseite in den Dyslexie Font verwandelt. Für knapp 80 Euro gibt es den Font und die Tools auf der Seite zu kaufen.
Das Pepita de Oliva Studio entwirft Architektur und verkauft Vintagemöbel. Jetzt mit einem herrlich ausgelassenen, geometrischen Branding von Marco Oggian.
●Der Grafikdesigner und Illustrator Marco Oggian ist ein Italiener, der in La Coruña, Spanien, lebt und vom Grafikdesign des Bauhaus schwärmt.
Das sieht man auch seiner Identity für das Pepita de Oliva Studio an, das Architekturbüro und Store für Vintagedesign ist.
Doch trotz seiner geometrischen Formen und ihrer Anordnung im Grid, wirkt das Erscheinungsbild, bei dem sich bunte Formen immer wieder neu zusammenfügen, wie ein ausgelassenes Spiel im Sonnenschein.
Bei dem man die Zeit vergisst, ganz so wie in dem Designstore des Pepita de Oliva Studio mit seiner entspannten Atmosphäre und tollem Design wie der Gestalter ihn beschreibt.
Das Logo hingegen beschränkt sich auf schwarzweiße Formen, aber gerät mit seinen Halbkreisen und versetzten Initialen PDOS ebenso ausgelassen in Bewegung.
Die größten Kreativwettbewerbe glänzen nach wie vor nicht unbedingt durch die Diversität ihrer Jurys. Der Gerety Award provoziert mit klarer Linie: In der Jury sitzen nur Frauen.
●Haben Frauen einen anderen Blick auf Kreativität? Bewerten sie kreative Exzellenz anders als Männer? Das wird sich wohl zeigen, wenn die ersten Gerety Awards vergeben werden.
Das Ganze ist aber wohl weniger als soziologisches Experiment zu verstehen denn als Statement für mehr Gleichberechtigung. Immer wieder stehen Wettbewerbe wie Cannes oder der ADC (zurecht) in der Kritik, weil in der Jury zum Großteil Männer sitzen.
Seinen Namen hat der Award von der Texterin Frances Gerety, die 1948 für den Diamantenhersteller De Beers den berühmten Slogan »A Diamond is forever« erdachte. Sie ist auch die »Hauptdarstellerin« des Call-for-Entries-Films:
Außer der Jury-Zusammensetzung unterscheidet die Gerety Awards wenig von anderen Wettbewerben. Die Arbeiten können in verschiedenen Kategorien eingereicht werden (»Cuts« genannt), die Gebühren reichen von 270 Euro für eine Einzelarbeit bis zu 600 Euro für ein Portfolio. Eine Executive Jury entscheidet über die Shortlist, eine Grand Jury bestimmt die Gewinner. Die Shortlist wird öffentlichkeitswirksam am ersten Tag des Cannes Festivals of Creativity verkündet.
Unter den Jurorinnen befinden sich auch zahlreiche deutsche Kreative, zum Beispiel Britta Poetzsch, CCO von Track, Jo Marie Farwick, Gründerin von Überground, und Katrin Oeding.
Teilnehmen können alle – nicht nur Frauen. Wer seine Arbeit von einer komplett weiblichen Jury beurteilen lassen möchte, kann noch bis zum 1. April einreichen! Mehr Infos gibt es auf www.geretyawards.com.
Die neue Schriftfamilie von Felix Braden ist ein Allrounder – auf Papier und am Screen.
●2017 entschied sich der Kölner Typedesigner Felix Braden, einen ganzen Satz Glyphen für einen manuellen Druckvorgang zu schneiden, der später als digitalisierte Schrift namens Kontiki bei Myfonts und als Pulpo Rust bei Adobe erschien. Als Basis suchte er damals eine fette Schrift nach dem Clarendon-Muster, die er schließlich selbst auf der Grundlage einer seiner Lieblingsschriftarten, Century Schoolbook, zeichnete. Die Skizzen dieser Clarendon gefielen ihm dann so gut, dass er sich dazu entschied, die Zahl der Schnitte auszubauen, um Kursiven zu erweitern und als eigenständige Familie mit dem Namen Pulpo auf den Markt zu bringen.
Pulpo ist eine gut lesbare Clarendon mit dem Skelett der Century Schoolbook. Längere Ober- und Unterlängen geben dem Text Luft zu atmen und verbessern die Lesbarkeit in Fließtextgrößen. Trotz der Kraft und der Stabilität des Designs wirken die Formen freundlich und in jedem Detail offenbart sich der handgemachte Charakter. Die Buchstaben wecken vertraute Erinnerungen und wirken ein wenig nostalgisch – eben wie aus der guten alten Zeit.
Die Familie verfügt über 10 Schnitte, von Light bis Black (einschließlich Kursiven) und eignet sich ideal für Editorial-Design, Werbung und Verpackung sowie für Web- und App-Design. Ein massiver, stabiler Aufbau in Kombination mit geringem Strichstärkenkontrast, betont die horizontalen Elemente, und macht Pulpo zur guten Wahl für Lesetexte am Bildschirm und kleine Schriftgrößen auf Naturpapier. Jeder Schnitt enthält 489 Glyphen, Versal- und Mediävalziffern für Fließtext und Tabellensatz sowie mathematische Zeichen und gängige Währungszeichen. Um den Bedürfnissen der globalen Kommunikation gerecht zu werden bietet Pulpo eine umfangreiche Sprachunterstützung für alle west-, ost- und mitteleuropäischen Sprachen. Momentan gibt es die gesamte Pulpo-Familie bei Myfonts zum Einführungspreis von gut 40 statt 200 Euro.
Um die aufrechten Schnitte der Pulpo zu erstellen, zeichnete Felix Braden über das Skelett der Century Schoolbook und entwarf eine Clarendon, indem er den Kontrast reduzierte und typische Elemente wie lange Aufschwünge und waagerechte Abschlüsse hinzufügte. Einige Buchstaben, zum Beispiel a oder g musste er komplett überarbeiten, da sich die Buchstabenform von der Clarendon-Tradition unterschied. Für die Italics war Jonathan Hoeflers Sentinel eine gute Inspirationsquelle, aber Felix Braden wollte, dass seine Italics eher statisch und weniger handschriftlich wirkten. »Meiner Meinung nach hat Aldo Novarese es mit seiner Egizo Serie Corsiva etwas zu weit getrieben, aber ich liebe die Kursiven von Matthew Carters New Century Schoolbook,« so der Typedesigner. Als sehr wichtiges Konstruktionsmerkmal ist der obere linke Abschluss des n in Pulpo Italic wie in den Aufrechten eine Serife und kein hakenförmiger Abstrich. Auf der anderen Seite wurden die waagerecht geschnittenen Aufschwünge abgemildert und an die vom Schreiben abgeleitete Form angepasst. Da die Schrift auch in längeren Texten gut lesbar sein sollte, entschloss Felix Braden sich, einige dekorative Elemente zu entfernen, die bei kleinen Textgrößen nicht gut funktionieren. Insbesondere die weniger exzentrischen Zahlen unterscheiden sich von den historischen Clarendon-Beispielen.
Vier Studierende der Gutenbergschule Frankfurt haben zur Unterstützung der NGO Reporter ohne Grenzen ein besonderes Buch entwickelt.
●Um die Meinungs- und Pressefreiheit ist es gerade nicht besonders gut gestellt, in immer mehr Ländern wird sie bedroht, Journalisten eingeschüchtert, inhaftiert, gefoltert, umgebracht.
Um sich für den Schutz der Meinungsfreiheit stark zu machen, haben vier Studierende der Gutenbergschule in Frankfurt, die dort zu Staatlich geprüften Druck- und Medientechnikern ausgebildet werden, ein besonderes Projekt initiiert.
Unter dem Namen »Bullet-Truth« haben sie ein Buch mit Bildern von Reporter ohne Grenzen gestaltet, das nicht nur durch seine Inhalte besticht, sondern das Material auf dem es gedruckt wird, selbst auch zum Inhalt wird.
Werden die Innenseiten auf dem reissfesten Material Tyvek gedruckt, das zum Teil von der PapierUnion gesponsert wurde, besteht der Einband aus dem schussfesten Material DuPont.
Auf dem Schießstand wurde ein Dummy schließlich dem Ernstfall ausgesetzt und bestand die Probe.
Immer wieder fallen die Projekte der Gutenbergschule auf, die bereits mehrfach ausgezeichnet wurden. Die Jubiläumsbroschüre für ein Kinderhospiz haben Studierende dort konzipiert und ein Buch mit Braille-Schrift für blinde Besucher des Heidelberger Zoos.
Paper-Artist Ollanski hat eine Schwäche für Architektur – neben Kundenaufträgen baut er Häuser aus seinem Kreuzberger Kiez nach
●Zwei Themen liebt Paper-Artist Ollanski ganz besonders für seine detailverliebten Basteleien: Food und Architektur. Und zwar egal, ob es urbane Gebäude, Dioramen oder auch Schlösser oder Fantasy-Kreationen sind. »Schon ganz am Anfang meiner Papierillustratoren-Karriere – also etwa 2010– habe ich für Foto-Shootings Sets gebaut, in denen Häuser vorkamen, oder kleine Welten mit Baumhäusern und knallbunten Gebäuden etwa für Messestände von Paul Frank auf der Bread & Butter«, so Ollanski, im bürgerlichen Leben als Oliver Bieräugel bekannt.
Eines seiner ersten größeren Projekte waren Stadtpanoramen für die ganz unten gezeigte kleine Serie »Sneakers Attack« im »Highsnobiety«-Magazin. »Für vier Stadtansichten hatte ich vier bis fünf Wochen Zeit und konnte richtig ins Detail gehen. Seitdem freue ich mich über jedes Projekt mit Gebäuden, von denen es aber nicht sooo viele gibt – leider! -, so dass ich manchmal einfach für mich ein paar Gebäude baue.«
Dafür braucht er inzwischen nicht mehr so viel Zeit. »Normalerweise bastele ich schon recht schnell. Ich mache das ja, seit ich ein Kind bin und jeder Handgriff sitzt mittlerweile. Zudem gibt es bestimmte repetitive Momente beim Bau von Häusern – vor allem die Fenster. Ich kann also auch komplexere Häuser an einem Tag fertigbekommen.«
Im Herbst steht wieder ein größerer Auftrag für eine Serie von Still-Life-Bildern an, in denen es futuristische Gebäude, Dioramen und sogar Raumstationen geben wird. Ollanski freut sich drauf, wir auch.
Und hier noch einige weitere architektonische Projekte von Ollanski …
Illustrationen für den Annual Report der dänischen Immobilien- und Hausverwaltungsgesellschaft Lejerbo (Fotos: Caroline Wimmer)
Editorial-Illustrationen und Animation für das norwegische Magazin »OBOS bladet«
Illustrationen für einen Artikel über das New Yorker Architekturbrüo SHoP im Magazin »Fast Company«
Eine von Ollanskis frühen architektonischen Paper-Artworks: »Sneaker Attack« in Berlin, Paris und Sydney fürs Magazin »Highsnobiety«
Schwarze Printprodukte gestalten: Das müssen Sie wissen über Color Management, Druckverfahren, Papierauswahl und Typografie …
●Ein Künstler hat es gebunkert. Das schwärzeste Schwarz der Welt. Die Firma Surrey NanoSystems aus Newhaven, East Sussex, entwickelte Vantablack, das 99,96 Prozent des Lichts absorbiert und einem schwarzen Loch damit schon ziemlich nahekommt. Der aus Indien stammende britische Künstler Anish Kapoor sicherte sich kürzlich die exklusiven Rechte an Vantablack – zum Unmut seiner Kollegen, von denen sich der eine oder andere sicherlich schwarzärgert. Normale Menschen wie Gestalter müssen ein schönes sattes Schwarz also auf anderem Wege erzielen …
Wie man Grauschwarz, Blauschwarz, Tiefschwarz für Bücher, Zeitschriften, Broschüren und Verpackungen richtig anlegt und kombiniert, erläutern wir im PAGE eDossier »Schwarz-Druck«. Dort finden Sie Design- und Druckbeispiele zum Thema Schwarz in den Bereichen Editorial, Packaging und Corporate Design sowie das komplette Interview mit dem Print-Experten Mario Drechsler: Seine Firma Highendmedia setzt tagtäglich hochwertige Print-Produkte für Verlage, Agenturen und Unternehmen um und unterstützt Druckereien im Bereich Color Management.
Mit dem PAGE eDossier »Schwarz-Druck« erhalten Sie echtes Praxiswissen zum Thema Vierfarbdruck und die »Farbe« Schwarz: Es geht um Farbmanagement, Druckverfahren, Papierwahl, weiße und farbige Schrift auf Schwarz und vieles mehr – damit auch Sie mit Schwarz auf Papier und Karton glänzen.
Interview: Daniel Wiesmann über den Wettbewerb ums Design der Kieler Woche und das Plakat zwischen Kunst und Kommerz
●In PAGE 5.2019 gibt es einen großen Artikel über den aktuellen Stand des Plakatdesigns. An gelungenen Exemplaren mangelt es nicht, wie etwa diese Sammlung schöner aktueller Plakate zeigt. Schade nur, dass keine einzige Sportveranstaltung dabei ist. Der einzige sportliche Event, der auch in Sachen Design kontinuierlich positiv von sich reden macht, ist seit 1959 die Kieler Woche. Der Berliner Gestalter Daniel Wiesmann übernahm die Gestaltung des Erscheinungsbildes für 2019 – keine kleine Aufgabe, wie sich herausstellte.
Plakatdesign ist einer der Schwerpunkt deiner Arbeit – warst du schonmal für einen Sport-Event tätig?
Daniel Wiesmann: Eine Sportveranstaltung in dieser Größenordnung war für mich Neuland. Ich hatte mir das auch nicht ausgesucht, denn man bekommt eine Einladung zu dem Wettbewerb. Fünf Büros waren dabei, alle Gestalter werden auf die Kieler Woche des Vorjahres eingeladen. Man wird mit den anderen Grafikern zusammen gebrieft und erlebt im Juni das Fest. Der Veranstalter hat sich gut um uns gekümmert. Es waren interessante Tage, auch mit der Gruppe von Kollegen. Im August gibt man den Entwurf ab, im September kommt die Entscheidung. (So sahen die anderen eingereichten Entwürfe aus.)
Eigentlich ist es kein Plakat-Wettbewerb, sondern es geht um ein komplettes Corporate Design.
Daniel Wiesmann: Noch bei keinem meiner Projekte gab es so viele Nebenprodukte. Vom Schnuller bis zur Bierflasche, von der Krawatte bis zum Halstuch ist alles dabei. Das Plakat, von dem immer gesprochen wird, ist nur kleiner Teil, aber eben das indentitätsstiftende Visual, von dem alles andere abgeleitet wird. Auch ich habe vom Plakat ausgehend gedacht, und habe mich zuerst gefragt, was die kleinste Einheit ist, die man zum Segeln braucht – das ist eben Wasser in seiner kleinsten sichtbaren Form. So war der Wassertropfen als Thema gefunden.
Du hast dir auch eine ungewöhnliche Typo-Lösung ausgedacht.
Daniel Wiesmann: Im Lauf des Entwurfsprozesses wurde die Typografie an einem Punkt sehr groß. Eigentlich muss man »Kieler Woche« gar nicht mehr dazu schreiben, jeder weiß worum es geht. Ich wollte die Schrift aber so groß ziehen, dass gar nicht mehr alles aufs Plakat passte. So kam es zu der eigenwilligen Abkürzung »kiel wo«. Kurzfristig haben die Kieler befürchtet, man könnte das als Frage interpretieren, wo eigentlich Kiel ist. Aber es ist bei dem markanten Schriftzug geblieben, der dem Plakatformat geschuldet war und mit dem ich dann auch bei allen anderen Elementen des Erscheinungsbildes umgehen musste.
Wie vertragen sich kommerzielle Funktion und künstlerischer Anspruch bei dem Projekt?
Daniel Wiesmann: Mein Wunsch ist es, auch die Leute anzusprechen, die nicht aus dem künstlerischen Bereich kommen und kein entsprechendes Detailwissen haben. Bei der Stadt Kiel als Veranstalter steht aber auch der Gedanke an den Verkauf nicht im Vordergrund. Kleine Unternehmen in der Stadt dürfen ein Produkt mit dem Kieler-Woche-Design versehen und auf eigene Rechnung verkaufen. Die Umsetzung kommt meist von mir.
Wie stehst du zu anderen Plakatdesign-Wettbewerben oder unter Gestaltern übers Netz ausgeschriebenen Plakat-Aktionen?
Daniel Wiesmann: Natürlich entstehen daraus schöne Ausstellungen, aber häufig schauen sich das dann nur die Kollegen an. Ich finde es schade, dass da manchmal die Breitenwirkung fehlt. Nehmen wir die Markthalle Neun in Kreuzberg (für die Daniel Wiesmann regelmäßig Plakate gestaltet – mehr über spannende Projekt für diesen Auftraggeber gibt’s in PAGE 5.2019 nachzulesen). Dort gibt es viele kleine Händler, die ihren Betrieb bewerben müssen. Ich würde mir manchmal wünschen, dass sie öfter talentierte Plakatgestalter finden, auch wenn sie natürlich wenig Geld haben.
Mir stellt sich immer die Frage, welchen Mehrwert es eigentlich hat, was man da tut. So eine Arbeit definiert sich für mich dadurch, was man damit für eine Sache oder für jemanden erreicht. Ein Plakat muss sich dort behaupten, wo die Leute im Alltag durch Zufall darauf stoßen. Das ist auf der Straße und nicht im Museum.
Plakate von Daniel Wiesmann für die Tanzcompagnie von Sasha Waltz, unten von einem unbekannten Künstler verschönert ..
Bei der Hamburger Foundry URW erschien jetzt die arabische Version der DIN.
●URW ist die Originalquelle für die digitalen Outline Fonts der DIN 1451 Fette Eng- und Fette Mittelschrift und somit Basis für alle späteren DIN-Schriftfamilien. Die beiden Schriften wurden schon 1984 für das URW Signus-System hergestellt und vor allem für die Produktion von Verkehrsschildern verwendet. Seither erfreuen sich die DIN-Schriften großer Beliebtheit. Deshalb entwickelte URW jetzt zusammen mit Boutros Fonts die URW DIN Arabic. Das arabische Schriftdesign entstand im Einklang mit der lateinischen URW DIN und umfasst 24 Schnitte. Diese setzen sich aus acht verschiedenen Strichstärken zwischen Thin und Black in drei verschiedenen Weiten zusammen: Regular, Semi Condensend und Condensed.Alle URW DIN Arabic Einzelschnitte und Volumes sind bis 30.04.2019 um 50 Prozent reduziert.
Die Hamburger Agentur Philipp und Keuntje ruft für den Akkuschrauber »The Art of Schraubing« aus – samt Designwettbewerb und Reise ins Museum of Modern Art, New York.
●Das ist nicht gekleckert. Wenn die Hamburger Agentur Philipp und Keuntje den Akkuschrauber IXO VI mit einer kunterbunten Kampagne als Lifestyle-Produkt branded, ist das eine Sache.
»Raus aus der Werkzeugkiste, rein ins Wohnzimmerregal« heißt es dazu in schrägen Bildwelten, die ein Zuhause beschwören, in dem im Wohnzimmer knallorangene Palmen und türkisblaue Monstera blühen und sich junge Pärchen in bonbonfarbener Kulisse räkeln.
Doch damit hört es nicht auf. Denn parallel zu der Kampagne findet noch bis zum 22. April 2019 ein Designwettbewerb des IXO VI statt, an den man auf einer speziellen Website Hand anlegen kann.
Und der Clou: der Gewinner, heißt, der Gestalter des IXO VI, der die meisten Likes bekommt, gewinnt eine Reise ins Museum of Modern Art in New York. Eben dorthin, wo in der berühmten Architecture-and-Design-Abteilung die Klassiker der Welt stehen – von dem Mies-van-der-Rohe-Archiv über Carl Elseners Schweizer Messer, Jonathan Ive’s iPod zu dem Helikopter Bell-47D1, den Arthur Young 1945 entwarf.
Darüber hinaus wird das Gewinnermodell des IXO VI produziert und ist ab Oktober zusätzlich zu dem Standard-IXO erhältlich.
»Mit unserer Kampagne erweitern wir die Heimwerker-Zielgruppe um Ästheten, Verschönerer, Design- und Dekorationsliebhaber«, sagt André Bourguignon, Executive Creative Director bei Philipp und Keuntje, »und bauen dem IXO eine Bühne, die Bezüge zu Kunst und Design hat«.
Das Animationsvideo zur Kampagne entstand in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Produktionsstudio DELI Creative Collective:
Es gibt nicht nur eine (negative) Meinung zur Reform des Urheberrechts durch die EU – professionelle Illustratoren finden die Grundgedanken der neuen Richtlinie gut.
●Angesichts der Berichterstattung der letzten Wochen könnte man meinen, dass kein Mensch die Reform richtig findet. Keine Formulierung war zu drastisch, um das Horrorszenario vom »Tod des Internets durch Zensur« auszumalen. Solche Formeln sind halt eingängiger als die komplexen juristischen Details der Reform.
Die Experten der Illustratoren-Organisation e.V., Deutschlands führendem Verband dieser Branche und die Interessenvertretung von mehr als 1700 professionellen Illustratoren, sind nach intensiver Prüfung zu anderen Ergebnissen gelangt. Hier ihr Statement.
Als Berufsverband der Illustratoren und Illustratorinnen steht die Illustratoren Organisation für eine Stärkung des Urheberrechts: Wir befürworten diese Richtlinie.
Der Gesetzgebungsprozess war geprägt von intensiver Auseinandersetzung und trägt im Ergebnis viele Kompromisse der verschiedenen Interessensgruppen. Obwohl der Entwurf wohl keine dieser Interessensgruppen vollends zufriedenstellt, halten wir die Richtlinie für einen notwendigen und richtigen Schritt.
Bisher tragen die großen „UUC-Plattformen” („user uploaded content“) bei Werken, die User in ihr Angebot hochladen, keine Verantwortung für die Rechtmäßigkeit der Nutzung. Die Richtlinie ändert diese Rechtslage und weist den Plattformen diese Verantwortung zu. Die Richtlinie ist darauf ausgelegt Kreative an der Wertschöpfung der Plattformbetreiber zu beteiligen, indem die Betreiber mit Verwertungsgesellschaften Nutzungsverträge abschließen. Sie lassen die Urheberinnen und Urheber an ihren Gewinnen partizipieren und erhalten im Gegenzug Lizenzen, also Rechtssicherheit.
Die Diskussion ist hitzig und die Widerstände gegen eine Verabschiedung der Richtlinie sind groß. Die Plattformen, die sich bei Verabschiedung und Umsetzung der Richtlinie erhöhtem personellen und finanziellen Aufwand gegenübersehen, verfügen über enorme Hebel um das öffentliche Meinungsbild zu beeinflussen. Die omnipräsenten „Upload-Filter“ bestimmen die Debatte und verhindern eine sachliche Auseinandersetzung mit der Richtlinie.
Wir Urheber wollen keine Filtersysteme, die verhindern, dass unsere Werke der Öffentlichkeit präsentiert werden. Im Gegenteil: Wir Urheber wollen unsere Werke in der Regel so weitreichend wie möglich veröffentlichen. UUC-Plattformen wollen ebenfalls keine Filtersysteme, da diese das Nutzererlebnis beeinträchtigen könnten. Zudem brauchen sie unsere Werke, weil sie mit deren Hilfe die Datenströme generieren, welche Grundlage ihrer Geschäftsmodelle sind. Bisher jedoch verwerten Plattformen unsere Werke ohne uns Urheber für die Nutzung zu vergüten.
Dass bei jeder Werknutzung ein Anspruch auf angemessene Vergütung entsteht, ist seit Jahrzehnten geltendes Recht. Die EU-Urheberrechtsrichtlinie schafft nun endlich einen Hebel, diesem Recht auch im Netz zur Durchsetzung zu verhelfen.
Sich für die Vergütung genutzter Werke einzusetzen, gehört zu den ureigensten Pflichten eines Berufsverbands von Illustratorinnen und Illustratoren. Angesichts ihrer Satzung kann die IO gar nicht anders als die Richtlinie gutzuheißen.
Vorstand der Illustratoren Organisation e.V.
Wenn Sie wirklich wissen wollen, was die neue Richtlinie genau besagt: Eine gute, tiefschürfende Analyse ist bei den Kollegen von Golem zu lesen.
Was ist zur Zeit angesagt im Plakatdesign? So sehen einige der spannendsten aktuellen Plakate aus
Design: Mark Bohle und Raffael Kormann (www.markbohle.com, @raffael.kormann)
Das Plakat lebt! So lautet die Botschaft in einem großen Artikel über Plakatdesign in der gerade erschienenen PAGE 5.2019. Wir haben mit wegweisenden deutschen Plakatgestaltern über ihre Arbeit, ihre Kunden und ihre Vorgehensweise gesprochen.
Hier schonmal einige Plakate, die uns bei der Recherche aufgefallen sind und die zeigen, dass zur Zeit der Trend zu extrem zeitgeistigen Schriften, auffallend viel Schwarzweiß, aber dann auch wieder sehr bunten Farben geht.
Was tatsächlich beides für diese Arbeiten von Stillhart Konzept und Gestaltung aus Zürich für die Ausstellung »Farbgeschichten« zutrifft, bei der es übrigens auch interessante Veranstaltungen für Farbinteressierte gibt:
Zwei Plakate von Futur Neue aus Genf für Théâtre Saint-Gervais Genève, dessen Erscheinungsbild Matteo Venet und Alex Dujet ebenfalls entwarfen:
Richtig fies, genau wie das Thema der Dortmunder Ausstellung, sind diese Plakate der Berliner Agentur eot. essays on typography:
Stan Hema setzte die Zahl 100 in dieser Kampagne immer wieder neu um, hier mal in 3D:
Hingucker in Hamburg: die farbigen Kacheln für die Urbanismus-Ausstellung »credit exhibit«, gestaltet von Nils Poppe:
Plakat für ein Konzert von Maike Rosa Vogel im Stuttgarter Merlin, gestaltet von Mark Bohle und Raffael Kormann:
Happy Little Accidents aus Leipzig arbeitete hier im Auftrag des Düsseldorfer NRW-Forums:
Ausmal-Plakat von Erich Brechbrühl, einem der bekanntesten Schweizer Plakatgestalter:
Am Institut Visuelle Kommunikation der Basel School of Design entstand dieses Plakat für die spannende Vortragsserie »Very Much Dutch« mit Gestaltern aus den Niederlanden – oder solchen die dort studiert haben:
Eine Ausstellung im Düsseldorfer Stadtmuseum untersucht derzeit Parallelen zwischen Düsseldorf und Tel Aviv. Das Studio Kittokatsu entwarf dazu ein komplett deutsches, ein hebräisches und ein gemischtes Plakat.
Der extravagante neue Font Pickle Standard des französischen Schriftgestalters Benoît Bodhuin kam bei diesem Hinweis auf eine Ausstellung von Studierenden der Burg Giebichenstein zum Einsatz:
Node Oslo, bekanntlich in Oslo und Berlin beheimat, für das Haus der Kulturen der Welt – Thema war die Frage, ob Algorithmen, Binärcode und DNA unseren neuen Alphabete sind :
Ein Design aus dem Bureau Sandra Doeller in Frankfurt:
Die Plakate für Konzerte und andere Plakate im Neubad Luzern sind immer schwarzweiß – und sehr experimentell. Hier ein Entwurf von Steiner-Grafik, zu dem es auch eine animierte Version gibt:
Hier waren Lamm & Kirch aus Leipzig am Werk – für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden:
Illustriertes Plakat von Katrin von Niederhäusern für 4. Akt Restaurant & Bar, einem der Party-Hotspots in Zürich:
Plakate von Stahl R aus Berlin für die Hi Freaks Late Night Show des Theater Ramba Zamba:
Dicht gepackt kommen die Plakate des Studios Claudiabasel zur Ausstellung »Dichtelust –Formen des Zusammenlebens in der Schweiz« daher, die im Schweizerischen Architekturmuseum in Basel zu sehen ist:
Design von Ronja Hänisch für einen Kongress von Veranstaltungskaufleuten in Hamburg:
Hier geht’s zu einem Interview mit Daniel Wiesmann, diesjähriger Preisträger des Wettbewerbs um die Gestaltung des Plakats für Kieler Woche.
In PAGE 05.2019 gibt’s Argumente, Positionierungstipps und Kalkulationshilfen, mit denen Sie das Honorar erzielen, das Design wert ist.
●Design ist Wirtschaftsfaktor und Innovationsmotor – kein Produkt oder Service, keine Marke und kein Unternehmensauftritt kommt heute ohne Design und Digitalexpertise aus. Dies zeigt sich nicht zuletzt darin, dass führende Consulting-Unternehmen eigene Kreativabteilungen aufbauen beziehungsweise Agenturen aufkaufen, um Designexpertise und Designmethoden direkt in ihre Beratungsleistung zu integrieren.
»Unsere Kreativität wird schon lange nicht mehr nur dafür gebraucht, Formvarianten herzustellen«, sagt Stratgieberater und Professor Philipp Thesen in PAGE 05.2019. Für ihn sind Designer keinesfalls Dienstleister, die einfach nur Briefings abarbeiten. Ihre Aufgabe sei es vielmehr, komplexe Probleme von Unternehmen zu verstehen – und zu lösen. Doch um auf Entscheider-Ebene mitwirken zu können ist neben Digital-Know-how auch Wirtschaftswissen und unternehmerisches Denken gefragt. Dann können Kreative ihre eigentliche Leistung, nämlich nicht nur die Gestaltung, sondern vielmehr den ganzen Prozess abrechnen.
Entsprechende Preismodelle können viel ausrichten, um angemessene Honorare zu erzielen – das zeigt auch das neue BASE-Kalkulationsmodell des BDG, das wir Ihnen in PAGE 05.2019genauer erläutern. Auch die neue McKinsey-Studie, die wir Ihnen im Magazinvorstellen – hilft bei der Argumentation und Honorarverhandlung gegenüber dem Kunden.
Unser Dank für Hintergrundinformationen, Insiderwissen und Branchen-Insights geht an Accenture (Kronberg im Taunus), an den Berufsverband der Deutschen Kommunikationsdesigner (BDG, Berlin), an Bureau Mitte (Frankfurt am Main), Deloitte Digital (München), an die Deutsche Telekom (Bonn) und die Hochschule Darmstadt/Fachbereich Gestaltung/Industrie-Design & Kommunikations-Design (Darmstadt), an IBM (Ehningen), JUNO (Hamburg), Kolle Rebbe (Hamburg) und Marianne Lotz – Training, Coaching, Akquise (Urmitz/Rhein) sowie an McKinsey & Company, Inc. (Düsseldorf), Peter Schmidt Group (Frankfurt am Main), SinnerSchrader (Hamburg), Strichpunkt (Stuttgart) und W11 Network (Berlin).