In Zusammenarbeit mit p98a, Erik Spiekermann sowie den anderen SÜPERGRÜP-Gestaltern ist im Suhrkamp Verlag eine besondere Letterpress-Edition entstanden.
●»Wir wollen Werke herstellen, die über den Lesegenuss am Text auch die anderen Sinne befriedigen«, heißt es im Leporello, das allen Büchern der Edition Suhrkamp Letterpress beiliegt. Dort wird der Entstehungsprozess der besonderen Bücher beschrieben, die von der typografischen Werkstatt p98a gestaltet wurden. Erik Spiekermann, Sarah Illenberger, Mario Lombardo, Eike König,Johannes Erler,Lars Harmsen und Mirko Borsche entwarfen jeweils einen der Buchumschläge.
Erik Spiekermann betreute das außergewöhnliche Projekt: Sieben Werke aus dem 20. Jahrhundert erhielten nicht nur ein neues Umschlagdesign von den SÜPERGRÜP-Gestaltern, sie wurden mit digital belichteten Platten im Buchdruckverfahren auf einem Original Heidelberger Zylinder von 1965 gedruckt.
Mehr zum digital-analogen Buchdruck-Vorhaben, an dem Erik Spiekermann und p98a auch mit der Druckerei Die Lettertypen sowie der Leipziger Buchbinderei Müller arbeiteten, ist im Video zu sehen:
Die ersten drei Bücher sind bereits in limitierter Auflage von jeweils 1.000 Stück erhältlich, die weiteren vier werden zur Leipziger Buchmesse im März 2018 erscheinen und können aktuell vorbestellt werden. Sie haben drei verschiedene Formate und kosten zwischen ca. 42 und ca. 48 Euro. Beim Suhrkamp Verlag selbst sind zwei der bisher erschienenen Titel vergriffen, doch die Lieblingsbuchhandlung hat vielleicht noch ein Exemplar auf Lager. Könnte ein tolles (Weihnachts-)Geschenk für Fans besonderer Bücher sein …
Die Illustratorin Sarah Roloff rächt sich mit ihren Pin-Up-Kalendern »I might be nerdy, but I’m sexy as hell« an den Aktzeichenkursen ihres Kunststudiums – und zeigt herrlich unperfekte Erotik.
●In den Aktzeichenkursen während ihres Kunststudiums scheiterte die Hamburger Illustratorin Sarah Roloff (hier im großen PAGE Porträt) regelmäßig an den Proportionen oder Licht und Schatten.
Warum also nicht einfach ganz nonchalant über Proportionen und ähnliches hinweggehen und auf ganz eigene Art nackte Körper darstellen, fragte sie sich – und zeichnete ihren ersten Pin-Up-Kalender.
Im Zentrum: die Herren der Schöpfung und wichtiger noch ein so liebevoller, lakonischer und auch humorvoller Blick auf Körper, Sexualität und Geschlechter, auf die »Gleichzeitigkeit von selbstbewusster Lust und menschlicher Unbeholfenheit«.
Ganz nah am Leben eben und doch noch etwas mehr und da Sarah Roloff findet, dass »herumbaumelnde Schniedel von Natur aus einfach lustiger sind als Vulvas«, waren eben erst mal die Männer dran mit dem Ausziehen.
Der Männerkalender, der so entstand, wurde jetzt noch einmal als immerwährender Kalender neu aufgelegt – parallel zu dem ersten Frauenkalender der Illustratorin.
Schnell musste sie dabei feststellen, dass Humor bei Männern anders funktioniert als bei Frauen: Ist es bei Männern z. B. witzig, wenn sie sich »anbieten«, ist es das bei Frauen keineswegs und sie musste eine neue Herangehensweise finden, die Lust gepaart mit Humor und Unbeholfenheit zu illustrieren.
So fahren ihre Pin-Ups nackt auf dem Motorroller, kombinieren Strapse und Gipsfuß und tapezieren schon mal wie Gott sie schuf mit Papierschiffchen auf dem Kopf und High Heels an den Füßen.
Die Bilder selbst sind Collagen aus abfotografierten, aus Modeliermasse gekneteten Figuren, die anschließend mit handgemalten und digitalen Photoshop-Elementen kombiniert werden.
Erhältlich sind die Kalender für 18 Euro in ausgewählten Buchhandlungen und online in Sarah Roloffs Studio Ranokel.
Der Mitgründer der berühmten US-amerikanischen Foundry House Industries starb mit nur 52 Jahren.
●Mitte der 90er Jahre war es für uns in der PAGE Redaktion jedesmal ein Erlebnis und eine Riesenfreude – wenn House Industries, die von Rich Roat und Andy Cruz 1993 gegründete Typefoundry – eine neue, digitale Schrift herausbrachte. Denn die Jungs machten nicht nur tolle Fonts, sie gestalteten drumherum großartige Schriftkataloge, oft mit dreidimensionalen Objekten zum Zusammenbauen. Ein Novum in der Typoszene von damals und Schriftmarketing im allerbesten Sinne.
Über die Jahre gesellte sich alles mögliche andere zu den Schriften: T-Shirts, Taschen, Einrichtungsgegenstände, Bücher und vieles mehr. Stets im unverwechselbaren House-Industries-Style, der in Rich’s tiefem Interesse für amerikanisches Design begründet liegt. Viele House Industries-Produkte sind auch von Rich’s zweiter großer Liebe, dem Biking inspiriert.
Ich traf ihn das erste Mal Ende der 90er Jahre in Berlin, nach einer Typo Berlin Konferenz. Im Gedächtnis geblieben ist mir seine unglaubliche Neugier und Wissbegierde zur deutschen Kultur, sein feiner Humor und sein ansteckendes Lachen – sowie seine Fähigkeit bis tief in die Nacht mit uns Bier zu trinken.
Auch in den vielen Jahren danach, in denen ich ihn gelegentlich auf Konferenzen wiedertraf, war es immer eine Freude mit ihm zu reden. Denn egal um welches Thema es ging – Typo, Familie, Sport – er war immer voller Enthusiasmus beim jeweiligen Thema.
Mit Rich Roat ist nicht nur ein großartiger Designer, sondern auch ein warmherziger, engagierter Mensch viel zu früh gestorben. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau Sharon, den Kindern und dem Team von House Industries.
●Für die Ausstellung hat die Galerie 30 (+1) Fotografen gebeten, jeweils ein Foto von einem besonderen Erinnerungsort auszustellen – der Begriff Erinnerungsort geht auf den französischen Historiker Pierre Nora zurück, der der Überzeugung war, bestimmte Orte seien für das kollektive Gedächtnis einer sozialen Gruppe prägend; dabei ist der »Ort« im übertragenen Sinne zu verstehen, er kann ein historisches Ereignis ebenso wie ein Begriff, eine Institution oder ein Kunstwerk bezeichnen.
Vernissage am 7. Dezember um 19 Uhr.
Teilnehmende Künstler: Anntonn | Simone Bogner/Adam Knight | Adrian Crispin | Sebastian Denz | Michael Dürr | Anna Domnick | Laure Gilquin | Isabelle Graef | Andrea Grützner | Moritz Haase | Karen Irmer | Leonie Kircher | Jelka von Langen | Beatrice Minda | Ina Niehoff | Noshe | Joachim Richau | Gabriela Torres Ruiz | Linda Rosa Saal | Maxim Sarychau | Anne Schwalbe | Schmott | Rainer Sioda | Nora Ströbel | Anett Stuth | Benita Suchodrev | Jens Waldenmaier | Christian Werner | Michael Wesely | Ulrich Wüst
Diese Masterarbeit untersucht, wie Virtual Reality sich auf traditionelle Gestaltungsgrundlagen auswirkt.
●Virtual Reality bietet viele neue Möglichkeiten für Designer – zwingt aber auch zum Umdenken und Verwerfen von bisherigen Gestaltungsrichtlinien.
Welche Herausforderungen das neue Medium fürs User Interface Design birgt, untersuchte Rainer Wiest in seiner Masterarbeit »rekon« im Studiengang Kommunikationsdesign an der HTWG Konstanz.
Zusätzlich zum theoretischen Teil entwickelte er einen Prototyp, der die Burg Hohentwiel beim Bodensee virtuell rekonstruiert. So lässt sich die Burg mittels VR-Brille so betrachten, wie sie vor ihrer Zerstörung 1796 ausgesehen haben muss. Die Arbeit wurde beim Konstanzer Designpreis ausgezeichnet.
Die Designagentur Ligalux hat sich eine Wall of Sound gebastelt.
●Sieht aus wie eine normale, bemalte Wand – ist aber viel mehr: Die Wall of Sound im Hamburger Büro der Designagentur Ligalux kann Musik abspielen. Dafür muss man nur die Wand an den richtigen Stellen berühren.
Dahinter verbirgt sich eine Installation aus einem Raspberry Pi, Leitungen und Electric Paint. Den Raspberry Pi hat Ligalux (mit Hilfe der Schwesteragentur Fork) so programmiert, dass er über seine unterschiedlichen Schnittstellen mp3-Dateien oder Playlists von Streaming-Diensten abspielt.
Die Interaktion erfolgt über die elektrisch leitende Farbe auf der Wand, die mit kapazitiven Sensoren verbunden ist. Diese erkennen Berührung und Näherung und können so Aktionen auslösen. Wie viel Spaß das macht, zeigt dieses Video:
Ligalux ist eine Tochteragentur von fischerAppelt, die sich die Kreation von Visual Experiences auf die Fahnen geschrieben hat. Sie wird seit kurzem von einer Doppelspitze aus Kreativdirektor und Geschäftsführer Jan Kruse und der Beratungschefin Stefanie Kornfeld geleitet.
Im Look eines Adventskalenders hat Illustrator Andy Smith vier charmante Motive für eine Recruiting-Kampagne von McDonald’s gestaltet.
●Illustrierte Werbekampagnen wirken! Wie sonst könnte man sich als Arbeitgeber so sympathisch präsentieren wie auf diesen vier Werbemotiven?
Die von Andy Smith gestalteten Motive spielen auf der Bild- und Textebene mit dem Thema »offene Türen« – diese sind zu jeder Jahreszeit für Jobsuchende geöffnet. Die Adventskalender-Optik verleiht dabei selbst der sommerlichsten Szenerie einen für die Vorweihnachtszeit passenden Touch.
Es war nicht das erste Mal, dass Illustrator Andy Smith von McDonald’s gebucht wird. Überhaupt ist der in Hastings lebende Zeichner, der am renommierten Royal College of Art studierte, bei großen Kunden sehr gefragt. Im November war gerade auch eine seiner animierten Arbeiten in riesiger Dimension im berühmten Londoner Bahnhof Waterloo Station zu sehen. Kunde war die Firma bio-bean, die aus Kaffeeresten Brennmaterial im Look von »Holzscheiten« für Öfen und Kamine herstellt.
Das Kölner Grafikdesignstudio Sons of Ipanema setzt seine Kreativität erneut für eine gute Aktion ein. Diesmal mit besonders gestaltetem Gin und Spenden an die Refugee Law Clinic Cologne.
●Seit vier Jahren startet das Kölner Grafikdesign-Studio Sons of Ipanema zu Weihnachten die Charity-Aktion Fifty Fifty, bei der sie ihre Kreativität für einen guten Zweck einsetzen und dazu für Produktion und Shipping zahlen.
Waren es in den Jahren zuvor Weihnachtskarten-Sets, die sie illustrierten, wenden sie sich diesmal dem Hochprozentigen zu.
In einer limitierten Auflage von 50 Stück gestalteten sie die Label von Sloe Gin der No.9 Spirituosenmanufaktur aus Leinefelde/Worbis, die zu ihren Kunden gehört.
Fünf verschiedene illustrierte Etiketten sind auf den Flaschen zu sehen, die entsprechend den Titeln »Berry Christmas« mit Beeren gestaltet sind, »Oh Deer« mit selbigem, »Tandem Accelerator« eine große 50 und ein Zweisitzer-Fahrrad zeigt, »Berry Berry Lady« pralle Zweige und »Sloe Hand« mit schönstem Handlettering überzogen ist und dem Namen der Aktion Fifty Fifty.
Gerade mal 35 Euro kostet eine Flasche Gin (500ml/30%vol) und das Geld kommt der Refugee Law Clinic zugute, einem gemeinnützigem Verein Studierender der Universität zu Köln, die Geflüchteten, Migranten und Asylbewerbern in allen juristischen Angelegenheiten helfen.
Konstruktives Feedback geben, mit Misserfolg umgehen oder den eigenen Marktwert kennen …
●Als Festangestellter gibt es meist am Ende des Jahres eine kleine oder große Feedback-Runde zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Dabei geht es natürlich auch immer in erster Linie um das Gehalt. Das Portal Gehalt.de hat 10 Tipps für eine erfolgreiche Verhandlung parat.
Wer also fest in einer Agentur, in einem Designstudio oder in einem Unternehmen als Grafiker, Texter oder dergleichen arbeitet, lese sich die Tipps am besten einmal genau durch. Denn auch wenn eine Gehaltsverhandlung meist eher eine unangenehme Sache ist, sollten Sie sich und ihre kreative Arbeit nicht unter Wert verkaufen!
Also, Nerven sammeln und los geht’s:
1. Bleiben Sie bei den Fakten und nennen Sie Ihre Ergebnisse und Projekte
Die beste Grundlage dahingehend ist eine gute Vorbereitung. Notieren Sie sich vorher die erfolgreich gemeisterten Projekte und zufriedenen Kunden. Dies haben Sie bestenfalls während des laufenden Jahres sowieso schon für sich dokumentiert.
2. Selber konstruktives Feedback geben
Gibt es seitens des Angestellten in der Agentur oder im Unternehmen Verbesserungsvorschläge, dürfen diese ruhig genannt werden. Da müssen Sie kein Blatt vor den Mund nehmen. Aber bitte nicht motzen, sondern ruhig und möglicherweise gleich mit einem konstruktiven Vorschlag vortragen.
3. Auch mit Misserfolg umgehen können
Es gibt Chefs, die sich durch eine abgelehnte Gehaltserhöhung einen Motivationsschub erhoffen. Sie stellen mehr Geld in Aussicht, wenn ein zukünftiges Projekt erfolgreich abgeschlossen sein wird oder ähnliches. Professionelles Verhalten seitens des Festangestellten ist gefragt. Wird das Versprechen nicht eingelöst, dürfen Sie ruhig auf den Tisch hauen.
5. Zusatzleistungen
Gibt es keine Gehaltserhöhung, fragen Sie doch mal nach anderen Leistungen, wie beispielsweise Fortbildungen oder angemessenem Überstundenausgleich. Konkreten Vorschlägen sind da wenig Grenzen gesetzt.
6. In der Probezeit
Während der Kennenlernphase empfiehlt es sich, die Füße still zu halten und keine Gehaltserhöhung einzufordern.
7. Nie mit Jobwechsel drohen
Drohungen sind nie eine gute Lösung. Fällt ein Gespräch mit dem Chef zu Ihren Ungunsten aus, fangen Sie nicht an, mit Kündigung zu drohen. Das ist kontraproduktiv. Sind Sie allerdings schwer unzufrieden, schauen Sie sich nach einem anderen Arbeitgeber um oder überlegen Sie, ob Sie sich vielleicht als Designer selbstständig machen wollen. Wichtige Infos dazu finden Sie hier: »Businessplan erstellen«, »Unternehmensformen in der Selbstständigkeit«, »Künstlersozialkasse«.
8. Achten Sie auf die Körpersprache
Sitzt Ihr Gegenüber mit verschrenkten Armen vor Ihnen und öffnet sich während des Gesprächs so gar nicht, ist das ein schlechtes Zeichen. Kopiert er zum Beispiel Ihre Körperhaltung (vorbeugen, aufstützen etc.), zeigt das positive Resonanz.
9. Was gar nicht geht!
Andere Kollegen anschwärzen oder über jemanden lästern ist ein absolutes Tabu. Probleme äußern geht, aber vorsichtig. Gerade in der Designbranche sind Teamplayer gefragt, sowohl als Festangestellter als auch als Freelancer!
10. Was tun, wenn es nicht geklappt hat …
Nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern das Gespräch als gesammelte Erfahrung verbuchen und die eventuell gemachten Fehler identifizieren, daraus lernen. Vielleicht klappt’s ja beim nächsten Mal.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei dem nächsten Gespräch!
Die verrückte und dramatisch endende Lebensgeschichte einer Illustratorin der 1920er Jahre, die gerade wiederentdeckt wird …
●Die Originale ihrer Bücher sind gefragte Sammlerstücke und kosten Tausende Euro. Auf der Dokumenta 2017 waren sie im neuen Museum Grimmwelt in Kassel zu sehen, wo es um die düsteren Seiten von Märchen ging. Wie bei »Das Buch der Hasengeschichten«, erschienen 1924. Der harmlose Name täuscht, die Märchen aus aller Welt (vor allem Afrika) sind teils verstörend.
Auch das Leben von Tom Seidmann-Freud endete tragisch, doch nicht etwa, weil sie als Jüdin den Nazis zum Opfer fiel. Geboren wurde sie 1892 als Marta Gertrud Freud, ihr Onkel war der berühmte Psychoanalytiker Sigmund Freud. Mit 15 Jahren nahm sie den Namen Tom an und trug gelegentlich Männerkleidung. Sie studierte Kunst und Illustration in London und Berlin, lebte in Münchner Künstlerkreisen und war – wie Zeitzeugen berichten – eine echte, kettenrauchende Bohemienne.
1921 heiratete Freud in Berlin den Schriftsteller und Verleger Jankew Seidmann, mit dem sie eine Tochter bekam und den Peregrin-Verlag gründete. Dort erschien 1923 »Die Fischreise«, gewidmet ihrem ein Jahr zuvor ertrunkenen jüngeren Bruder Theodor. Es beschreibt die traumhafte Reise eines Jungen und eines überdimensionalen Fisches in ein utopisches Land, das sozialistisch-zionistische Anklänge hat. Wobei Jungen und Mädchen in Seidmann-Freuds Büchern oft kaum zu unterscheiden sind. Die Neue Sachlichkeit inspirierte ihren unverwechselbaren Stil aus fast geometrischen, mit Tusche gezeichneten Umrissen, die in den Büchern per Hand in Schablonentechnik mit Wasserfarben koloriert wurden.
Mit der Weltwirtschaftskrise geriet das Paar in finanzielle Not, Jankew Seidmann nahm sich 1929 in einer Kurzschlussreaktion das Leben. Vier Monate später wählte auch die Illustratorin mit nur 37 Jahren den Freitod. Ihr Abschiedsbrief liegt nun einer neuen Ausgabe des lange vergriffenen »Buch der Hasengeschichten« bei. Der frühere »Stern«-Fotograf Werner Bokelberg aus Hamburg entdeckte das Buch auf einer Auktion und verliebte sich so in die Illustrationen, dass er im März 2017 eine Neuauflage veröffentlichte, die im Nu vergriffen war. Die zweite Auflage umfasst nun 2000 Exemplare.
Auch ein weiteres Buch von Tom Seidmann-Freud gibt es wieder, und zwar die vom Philosophen Walter Benjamin wegen seines innovativen Ansatzes hochgelobte und auch nach 1945 noch beliebte Spielfibel »Hurra, wir lesen! Hurra, wir schreiben« von 1930. Das Buch, das ein halbes Jahr nach dem Tod der Zeichnerin zu einem der fünfzig schönsten deutschen Bücher gewählt wurde, ist beim Verlag Walde Graf zu haben.
In PAGE 12.2017 stellen wir übrigens weitere spannende Illustratoren des 20. Jahrhunderts vor, die in Vergessenheit zu geraten drohen.
Tom Seidmann-Freud: Buch der Hasengeschichten. Ein Kinderbuch-Klassiker der 1920er Jahre mit 12 illustrierten Hasengeschichten (auch für Erwachsene) Zweite Neuauflage, zweites und drittes Tausend Fadengeheftet, ergänzt durch einen persönlichen Brief von Tom Seidmann-Freud 26 Euro ISBN 978-3-00-056025-5 Neu aufgelegt von Bokelberg.com
Dank Supple Studio tanzen unzählige Anführungszeichen in verschiedensten Schriften auf der Geschäftsausstattung von totalcontent.
●Die neue Geschäftsausstattung des Texterbüros totalcontent aus Leamington Spa in England hat Supple Studio aus Bath mit Anführungszeichen aus verschiedensten Schriften versehen. Auf den Rückseiten der Visitenkarten kommt jeweils ein großes Anführungszeichen zum Einsatz, auf Umschlägen, Briefbogen und Postkarten treffen sie in unterschiedlichen Größen aufeinander. Die Gestalter wählten zuerst Klassiker wie Bodoni oder Helvetica, um diese dann mit auffälligen und modernen Typen zu mixen.
Das neue totalcontent-Briefpapier soll widerspiegeln, dass das Texterbüro häufig mit Designstudios zusammenarbeitet – genau wie die 2014 ebenfalls von Supple Studio gestaltete Website. Auch das Orange behielten die britischen Gestalter bei, in intensivierter Form. Die Farbe ist eine Anspielung auf die niederländischen Wurzeln von totalcontent-Gründer Jim Davies, der übrigens als Kolumnist für die Design Week schrieb, bevor er sich selbstständig machte.
Rabble heißt ein luxuriöses Restaurant mit Bar und Zimmern in Edinburgh. Und weil das übersetzt so etwas wie »lärmende Menge« heißt, hat die Touch Agency ein ebensolches Erscheinungsbild gestaltet.
●Vorzüglich Essen, dazu ein paar hervorragende Drinks und nachher vielleicht sogar in eins der hauseigenen Betten sinken … das ist das Konzept von Rabble im Herzen Edinburghs.
Um das Konzept, das dieser Ort nicht nur ein Hotel mit Restaurant und Bar, sondern alles gleichermaßen ist, mit einem entsprechenden Corporate Design zu versehen, verpflichtete Rabble die lokale Designagentur Touch Agency, bekannt für Arbeiten in kräftigen Farben und ausdrucksstarker Typografie.
Und die finden sich auch in diesem Erscheinungsbild wieder. Ganz wörtlich nahmen die Kreativen dabei den Namen Rabble, der soviel wie lärmende Menge oder Pöbel bedeutet.
In leuchtendem, schönsten und frischem, zarten Grün und in Schwarz und Weiß hat Tough eine Identity entwickelt, die so klar wie verspielt wirkt, mit nur wenigen Elementen auskommt und doch ganz abwechslungsreich und energetisch ist.
Im Mittelpunkt: die eigens entwickelte Schrift Rabble, die in ihrem Maßstab, in ihrer Weite und Stärke variabel ist, sich in die Breite und Länge zieht, einige Buchstaben aus dem Gleichgewicht geraten und sich schließlich auch in abstrakten Mustern verlieren.
Das alles überzieht die Speisekarten, Notizbücher, die Geschäftsausstattung, das Packaging und die hauseigenen Toilettenartikeln, die in den Zimmern bereit gestellt werden.
Und zugleich repräsentiert das Corporate Design die vibrierende Atmosphäre im Rabble, in dem es, umgeben von modernem Interieur und viel Grün, hoch her geht.
Webfonts bereichern das Design digitaler Anwendungen. Doch wer sie einsetzen will, sollte zumindest über technisches Basiswissen verfügen. In einem neuen Buch erklärt der Developer und Typo-Experte Bram Stein die Grundlagen des Renderings, also der Darstellung von Schriften auf dem Bildschirm.
●Grundlagen zum Thema Schriften für den Bildschirm vermittelt das soeben erschienene englischsprachige »Webfont Handbook« von Bram Stein. Der Developer erklärt darin, was man über die Auswahl von Webfonts und ihre Darstellung wissen sollte, welche OpenType-Features unerlässlich sind und wie sich die Performance verbessern lässt. Das Handbuch liefert das Gerüst dafür, dass Webfonts zu einem echten Gewinn in der Gestaltung werden. Den Abschnitt über das Rendering, also die Darstellung von Schriften am Bildschirm, hat Indra Kupferschmid für PAGE ins Deutsche übersetzt, außerdem hat sie übrigens das Vorwort zu »Webfont Handbook« geschrieben.
Bram Stein: Webfont Handbook. New York (A Book Apart) 2017, 93 Seiten, 8 Dollar (nur als E-Book)
Es ist sinnlos, für die Gestaltung digitaler Projekte eine noch so schöne Schrift auszusuchen, wenn sie auf den Bildschirmen der Nutzer fürchterlich aussieht. Die Qualität der Darstellung, des Renderings, hängt von mehreren Faktoren ab: dem Design der Schrift selbst, dem Hinting (den Instruktionen in der Fontdatei, die bei der Anzeige auf dem Bildschirm helfen) und dem Rasterizer, also der Text-Rendering-Engine, die als Teil des Betriebssystems für die Umwandlung der Font-Outlines in Pixel zuständig ist. Für eine optimale Darstellung von Schriften müssen all diese Komponenten zusammenarbeiten. Wie aber interpretiert das Betriebssystem die Fontdatei?
Sämtliche Zeichen (Glyphen) einer Schrift werden als mathematische Kurven gespeichert (Outlines). Die Verwendung von Vektorzeichnungen statt gerasterten Bildern erlaubt es, die Buchstaben auf jede Größe und Auflösung zu skalieren. Um sie aber auf Bildschirmen anzuzeigen, müssen die Outlines dann doch irgendwann in Pixel umgewandelt werden. Diesen Prozess bezeichnet man als »Rasterung«: Die Betriebssysteme platzieren die Outlines in der gewünschten Größe auf ein Pixelraster und färben die Pixel ein, deren Zentren innerhalb der Outline liegen. Bei hochauflösenden Bildschirmen ergibt sich eine klare, scharfe Annäherung an die Umrisszeichnung. Displays mit niedrigerer Auflösung verfügen jedoch über weniger Pixel, um die Outline darzustellen. Einfach die Pixel einzufärben, deren Zentren diese abdeckt, führt bei ihnen zu keinem akzeptablen Ergebnis. 1 2
Die Outline-Formate TTF und CFF
Um die Rendering-Probleme niedrigauflösender Displays zu mindern, enthalten Schriften häufig sogenannte Hinting-Instruktionen. Diese Anweisungen sagen dem Rasterizer, also dem »Pixelumwandler«, was er in bestimmten Situationen machen soll. Zum Beispiel kann eine solche vorgeben, dass die Outline leicht nach links oder rechts verschoben werden soll, um eine bessere Pixeldarstellung zu erreichen. Wie diese Hints in der Fontdatei gespeichert sind, hängt vom Outline-Format der Schrift ab. Es gibt zwei konkurrierende Formate, das heißt Techniken, wie sich Outlines anlegen lassen: TrueType (TTF) von Apple und Microsoft sowie das Compact Font Format (CFF) von Adobe.
Um alle Zeichen korrekt in verschiedenen Größen darstellen zu können, ist das TrueType-Format sehr stark auf die im Font gespeicherten Hints angewiesen, während sich CFF-Fonts mehr auf den Rasterizer verlassen (der dann wiederum vom Betriebssystem oder Browser abhängt). Dies ist ein grundlegender Unterschied.
TrueType ermöglicht dem Typedesigner mehr Kontrolle, was das Rendering angeht, verlangt ihm aber erhebliche manuelle Mehrarbeit ab; CFF-Fonts sind dagegen mit weniger Aufwand verbunden, bei ihnen muss man sich aber darauf verlassen, dass der Rasterizer das Richtige tut. Ein großer Vorteil von CFF besteht darin, dass die Darstellung sämtlicher Schriften besser wird, wenn der Rasterizer im Zuge eines Betriebssystem- oder Programm-Updates schlauer wird.
Das gilt nicht für TrueType-Fonts. Das Hinzufügen von TrueType- Hints zu einem Font kommt keinem anderen zugute, denn sie gelten ausschließlich für einen einzelnen Schriftschnitt. Ein weiterer Vorteil des CFF-Ansatzes ergibt sich aus der stetig steigenden Auflösung der Displays. Höhere Auflösungen führen zu genaueren Pixel-Annäherungen an die Umrisszeichnungen. Das bedeutet, dass sich die Bildschirmdarstellung auch ohne umfangreiches Hinting verbessert. Obwohl dies auch auf TrueType-Schriften zutrifft, wird sich die hohe Anfangsinvestition in gutes Hinting mit zunehmender Bildschirmauflösung irgendwann nicht mehr rentieren.
Den ganzen Artikel finden Sie in der PAGE 01.2018, die hier im Shop erhältlich ist.
So komplex wie die heutige Zeit: Pantone kürt Ultra-Violett 18-3838 zur Farbe des Jahres 2018. Natürlich denkt man dabei sofort an Prince, an die Frauenbewegung und die revolutionären 1960er …
●»Wir leben in komplexen Zeiten und Violett ist eine komplexe Farbe«, begründet Lee Eiseman, Geschäftsführer des Pantone Color Instituts, die Entscheidung der Expertenkommission Ultra-Violet 18-3838 zur Farbe des Jahres 2018 zu küren.
Aber er sagt auch, dass es eine Farbe ist, die eng mit Historie verbunden ist, mit Originalität, Einfallsreichtum und visionärem Denken und das dieses genau die Eigenschaften sind, die wir brauchen, um eine sinnhafte Zukunft zu gestalten.
Seit 2000 vergibt Pantone des Titel Farbe des Jahres und hat dabei immer aktuelle Strömungen im Blick. Wählte es in Anlehnung an die Sehnsucht des Menschen nach Natur und den damit verbundenen Bewegungen 2017 Greenery 15-0343 zur Farbe des Jahres, waren es 2016 gleich zwei Farben: Rose Quarz 13-1520 und Serenity 15-3919, die auf Geschlechterdebatten verwiesen und auf die Auflösung der Geschlechtergrenzen.
Laurie Pressman, Vizepräsidentin des Pantone Color Institute wird auch noch etwas genauer, was die aktuelle Wahl angeht und sagt, dass 2017 ein Jahr der Meditation und Reflektion war und es jetzt Zeit ist, in Aktion zu treten.
Hört sich danach an, dass das Institut den revolutionären Geist der 1960er-Jahre mit seiner Farbauswahl beschwört, den Eigensinn, die Frauenbewegung, den Ruf nach der Befreiung aus allzu engen Strukturen und den visionären Geist.
Und auch Prince hätte die Wahl gefallen, den Pantone bereits im August mit dem Farbton Love Symbol #2 geehrt hatte.
PAGE gefällt …: Illustrationen von Phillip Janta, der auf Janta Island in der tropischen See Polaroids zeichnet und Spinnen beobachtet, die übers Smartphone krabbeln, exotische Vögel festhält und lässiges Inselleben.
Start 1980 in Erfurt. Ich studierte Typografie und Illustration an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, unterrichtete dort Siebdruck, eröffnete einen Laden im Süden Leipzigs, baute eine eigene Siebdruck-Werkstatt auf, organisierte mit Freunden das Poster- und Comic-Festival »The Millionaires Club«, gab das Comic-Magazin »Drops« mit heraus, verreiste, gründete eine Familie, bevor ich mich schließlich auf meiner eigenen Insel »Janta Island« niederließ.
Meine Insel ist ein abgelegener, ein stiller Ort irgendwo in der tropischen See. Voller Exotik, Geheimnisse und unbekannter Wege. Ich verbringe so viel Zeit wie möglich auf »Janta Island«, denn diesen Ort zu dokumentieren ist meine Aufgabe. Außerdem arbeite ich als Illustrator, Grafiker und Siebdrucker für Verlage, Gastronomie, Musiker und Bands.
Kunden Connewitzer Verlagsbuchhandlung, Büchergilde Gutenberg, AOK, Klett Schulbuchverlag, Loewe Verlag, All Them Witches, Jon Spencer Blues Explosion, Donots, Pentatones …
Durch Recherche verschaffen sich Kreative nicht nur Hintergrundwissen, sondern auch Ideen.
●In unserem PAGE eDossier »Kreative Recherche: Inspiration durch Information« verraten wir Tricks und Tools von Werbern, Gestaltern und Trendforschern und zeigen Praxisbeispiele vom Bureau Mirko Borsche, Jung von Matt/Spree und anderen.
Wie geht man bei der Recherche am besten vor, so dass sie nicht nur Wissen liefert, sondern gleichzeitig jede Menge Ideen? Wie viel Recherche braucht Kreation, damit der Ballast an Informationen sie nicht ausbremst? Und wie gehen erfolgreiche Kreative vor?
Die Themen
Die aufwendigste Recherche seiner Laufbahn führte Mirko Borsche im Auftrag der Bayerischen Staatsoper durch. Er erläutert seine Recherche-Strategien, wägt Online gegen Offline ab, erklärt, warum es wichtig ist, Bibliotheken nicht nur dann zu besuchen, wenn man muss, und beantwortert die Frage, ob auch die umsetzenden Künstler, Fotografen und Illustratoren recherchieren müssen.
Markus Albers und Brian O’Connor von rething beschreiben in unserem PAGE eDossier »Kreative Recherche: Inspiration durch Information«, wie sie ihre Recherchen starten, wie sich häufige Fehler vermeiden lassen – und zeigen, wie sie bei der digitalen Ausstellung, die sie zum 100. Geburtstag von Axel Springer entwickelten, vorgegangen sind.
Jung von Matt/Spree hingegen verrät Recherche-Quellen, wie man auf dem richtigen Recherche-Weg bleibt und man unter Zeitdruck Fehler vermeidet. Außerdem berichtet Jung von Matt/Spree, wie ungewohnte Perspektiven halfen, eine große Sparkassen-Kampagne zu konzipieren.
Dass Trendforscher die ultimativen Experten in Sachen Recherche sind, liegt in der Natur der Sache. Claudia Kelber vom Zukunftsinstitut in Kelkheim sowie Wiltrud Dresler und Stefan Janzen, die als Research Analysts bei MetaDesign Berlin arbeiten, erläutern ihre Methoden:
… ist laut Christian Petersen, Kreativdirektor bei der Digitalagentur Goodmates in Hamburg, ein Fehler, den sich Creative Professionals sparen können. Teil 9 der Serie zum Thema »Fehler vermeiden« …
Christian Petersen, Kreativdirektor bei der Digitalagentur Goodmates in Hamburg, www.goodmates.de
●»Obwohl es in unserer Branche oft heißt »Bei uns sind die Hierarchien flach«, gibt es komischerweise immer einen, der glaubt, etwas mehr zu sagen zu haben. In vielen Agenturen, in denen ich gearbeitet habe, gab eine solche Person auch die Marschroute für das jeweilige Projekt vor und definierte die Ziele, fühlte sich aber nicht zuständig für eine transparente Kommunikation und ein zielgerichtetes Gelingen. Zusätzlich zu den engen Timings und anspruchsvollen Aufgaben verkomplizieren derartige Unklarheiten den Projektverlauf.
Als ich später selbst in die Position kam, Projekte zu leiten, habe ich versucht, es anders zu machen. So sehe ich auch den Weg zum Erreichen der Ziele als Bestandteil des Projekts und bitte alle im Team, ihre Vorgehensweise transparent zu machen. Nicht ohne Grund haben sich agile Projektmanagementtechniken durchgesetzt. Ein gutes Projekt zeichnet sich dadurch aus, dass auch der Weg zum Ziel für alle erfolgreich war.«
Zwei weitere Statements:
Unpassende Methode
Agiles Projektmanagement ist derzeit en vogue, aber noch lange kein Garant für Erfolg – auch agile Teams verlaufen sich mitunter mächtig. Manchmal ist eine solche Arbeitsweise auch zu groß angelegt und zu gesprächsintensiv für die eigentlich einfache Aufgabe und der klassischen Wasserfallmethode keinesfalls überlegen. Es kommt immer darauf an, die richtige Methode für die jeweilige Aufgabe zu wählen. Chris Bartsch, Geschäftsführer der Hamburger Digitalagentur Boom, geht dabei so vor: »Wir bewerten jedes Projekt danach, wie hoch der Abstimmungsaufwand ist, wie dynamisch die Ziele und wie viele Stakeholder beteiligt sind, wie lange es dauert und ob alle Anforderungen geklärt sind.« Eine intelligente Entscheidungshilfe ist auch das Cynefin-Framework des Wissenschaftlers und Beraters Dave Snowden (siehe PAGE 10.14, Seite 28 f.).
Marco Spies, Strategy Partner bei der Digitalagentur thinkmoto in Berlin, www.thinkmoto.de
Permanent Beta funktioniert nicht für Print
»Ganz am Anfang, bei Gründung unserer Agentur, hat es sich gerächt, dass man als Digitaler in einer »Permanent Beta«-Welt lebt und nicht ordentlich Korrektur liest. Ist ja digital auch nicht nötig, denn kleine Fehler lassen sich im laufenden Betrieb schnell zurechtrücken. Nicht so bei unseren wirklich aufwendig gestalteten Visitenkarten. Da hatte ich nicht genau genug hingeschaut, wie man das in Print natürlich tun muss, und zack war die Adresse falsch geschrieben – wir mussten leider alle Visitenkarten einstampfen.«
Wie ergeht es Berufseinsteigern in Agenturen oder Unternehmen? In Teil 1 unserer Serie berichten u. a. eine Social-Media-Managerin und ein Junior Product Designer von ihren Erfahrungen.
Auf allen Kanälen unterwegs: Telse Feinshtein.
●Wir wollten wissen, wie es Berufseinsteigern in der Design- und Kreativbranche geht und haben dafür in letzter Zeit ausführlich mit etwa 30 Design-Newbies gesprochen. Wie hat ihre Ausbildung oder ihr Studium sie auf den Berufsalltag vorbereitet? Welche Skills sind besonders wichtig und was haben sie sonst noch gelernt? Das erzählen sie nach und nach in unserer siebenteiligen Serie…
Telse Feinshtein, 32, Creative Social Media Managerin, Vier für Texas, Frankfurt:
»Ich habe erst Geschichte, dann Wirtschaft & Recht studiert und hatte danach einen sehr langweiligen Job bei der Stadt Frankfurt. Dort habe ich gemerkt, dass ich viel lieber kreativ arbeiten möchte – und mich mit meinem Twitter-Account erfolgreich bei einem Start-up beworben, das jemanden für Marketing und Texte gesucht hat. Ich habe Twitter während meines Studiums genutzt, um lustige Alltagssituationen zu beschreiben. Es hat mir superviel Spaß gemacht, aber ich habe nie darüber nachgedacht, das mal beruflich zu machen. Auch bei meinem jetzigen Job war mein Twitter-Account ausschlaggebend, mein Chef hat dort geguckt, ob ich schreiben kann.
Für den Social-Media-Bereich ist es unglaublich gut, dass ich von allem ein bisschen was kann.
Jetzt bin ich seit fünf Monaten bei Vier für Texas als Creative Social Media Managerin. Vieles habe ich mir selbst beigebracht, zum Beispiel den Facebook Business Manager und das ganze Ad Targeting. Für den Social-Media-Bereich ist es unglaublich gut, dass ich von allem ein bisschen was kann. Ich kann mit Zahlen umgehen, was für die ganzen Statistiken super ist. Ich kann Visuals erstellen. Auch über Bildrechte weiß ich Bescheid. Dadurch bereue ich mein Wirtschaft & Recht Studium überhaupt nicht, obwohl es sehr trocken war. Ich finde sowieso: Ein Abschluss ist wichtig, er öffnet einem die Türen. Es ist fast egal in welchem Fach, weil es einfach zeigt, dass man etwas durchziehen kann.
Man muss in Agenturen Durchsetzungsvermögen haben. Die Hierarchien sind manchmal noch recht stark. Vor allem in großen Läden sitzen häufig nur Männer, als Frau muss man da manchmal ganz schön »mitmackern«. Ich würde sagen, dass man ein relativ dickes Fell braucht.«
»An meiner Hochschule, der FSG (Freie Schule für Gestaltung) Hamburg, haben wir sehr praxisbezogen gelernt. Alle Dozenten haben hauptberuflich in Agenturen gearbeitet. Dadurch konnte man auch sehr gut Kontakte knüpfen. Sehr gut gefallen hat mir, dass wir im Abschlusssemester von einer Headhunterin durch Agenturen geführt wurden und ein bisschen »Real Life« schnuppern durften. Sie hat uns außerdem bei der Vorbereitung der Abschlussprüfung und mit unseren Portfolios geholfen. Bei den Abschlussarbeiten lief es so, dass die Briefings für unser Projekt an Agenturen geschickt wurden, die sich dann melden konnten, um uns ein halbes Jahr lang dabei zu begleiten. Ich hatte an das Glück, von einem Werber von Serviceplan unterstützt zu werden.
Schon während des Studiums sollte man am Ball bleiben, was Trends angeht!
Eigentlich war ich zufrieden mit dem Studium, nur die Digitalthemen haben mir etwas gefehlt. Umso wichtiger, dass man sich außerhalb der Uni damit beschäftigt – was sowieso wichtig ist. Das Netz quillt über vor coolen Sachen. Es ist wichtig, sich viel zu inspirieren, das öffnet den Kopf. Der Wandel der Branche ist riesig, ständig passiert etwas Neues, wie z. B. aktuell in Richtung Virtual Reality. Schon während des Studiums sollte man am Ball bleiben, was Trends angeht – und im Berufsalltag ist es dann ebenfalls unabdingbar. Bei SinnerSchrader Swipe habe ich direkt nach dem Studium ein Praktikum gemacht, das war quasi wie ein siebtes Semester: Ich habe sehr viel gelernt und war nie auf mich allein gestellt, man wird total gut mitgenommen und hat jederzeit Ansprechpartner. Außerdem hat man schnell Kundenkontakt und arbeitet an Projekten, die einen echten Stellenwert haben. Auch durch die Verbindung zu SinnerSchrader wird sehr viel geboten: Es gibt beispielsweise Weiterbildungs-Workshops oder Talks zu verschiedenen Themen. Das ist in kleineren Agenturen sicher anders, da kann man sich höchstens unter Kollegen austauschen.«
»Ich habe an der HMKW in Berlin Grafikdesign studiert. Während des Studiums bin ich bei der Agentur WE DO als Werkstudent gelandet. Mir war es wichtig, so früh wie möglich umzusetzen, was ich kann und lerne. Nach meinem Bachelor-Abschluss bin ich als Junior Art Director bei WE DO in Berlin eingestiegen. Ein reibungsloser Ablauf, womit ich gar nicht unbedingt gerechnet hätte. Die Arbeitswelt ist zum Teil nicht ganz so, wie man es im Studium erwarten würde. Man stellt sich vor, später im Job sehr frei zu arbeiten und vieles komplett neu zu denken. Im Alltag ist es etwas anders. Man sollte zum Beispiel eine hohe Bereitschaft mitbringen, seine Ergebnisse an die Wünsche des Kunden anzupassen. Manchmal gibt es ein bisschen Gegenwind. Der Input des Kunden ist allerdings entscheidend, damit die Projekte gut werden, deswegen arrangiert man sich recht schnell damit.
Auch eine sehr gute Uni kann ihre Studenten nur bedingt auf den echten Arbeitsalltag vorbereiten.
Mein Studium würde ich auf jeden Fall weiterempfehlen. In mehreren Projektwochen haben wir für echte Kunden, z. B. Sony, gearbeitet und auch der konzeptionell ausgerichtete Unterricht war super. Außerdem gab es etliche Einblicke in neue Themenbereiche – zum Beispiel Motion Design oder Fotografie. Viele Dozenten stammten aus der Praxis und kannten sich sehr gut aus. Ich würde jedem, der sich für Grafikdesign interessiert, zu einem Studium statt zu einer Ausbildung raten. An der Uni hat man die Freiheit, drei Jahre lang ganz viel auszuprobieren. Wir haben zum Beispiel eine Uni-Zeitung gegründet und uns dafür viermal im Jahr komplett ausgetobt. Neben dem Studium sollte man unbedingt arbeiten – nicht nur für die Praxiserfahrung, sondern auch um Vitamin B zu sammeln und bei Agenturen einen Fuß in die Tür zu bekommen. Auch eine sehr gute Uni kann ihre Studenten nur bedingt auf den echten Arbeitsalltag vorbereiten. Wie es im Beruf wirklich sein wird, habe ich durch den Werkstudentenjob gelernt – zum Beispiel, wie die Teamkultur und die ganze Dynamik einer Agentur funktionieren. An vieles muss man sich erst mal gewöhnen. Die Prozesse sind beispielsweise viel langatmiger und intensiver als an der Uni. Das ist super, man bekommt von ganz unterschiedlichen Seiten Impulse, um ein Projekt zu verbessern.«
»Ich bin eigentlich ausgebildete Fremdsprachenkorrespondentin und Übersetzerin – außerdem habe ich ein halbes Jahr bei Apple in Irland gearbeitet. Das war aber alles nicht wirklich das Richtige für mich. Nach der Geburt meines Sohns bin ich durch Zufall auf den Beruf Texter gestoßen – den kannte ich vorher gar nicht – und fühlte mich davon direkt sehr angesprochen. Deshalb habe ich am Text-College in München die Texterausbildung gemacht und gleichzeitig ein Praktikum in der Agentur Martin et Karczinski gestartet.
Bei der Vermittlung an die Agentur hat der Gründers des Text-Colleges geholfen, was ich sehr gut fand: Er hatte genau den richtigen Riecher. Mein Sohn war zu dem Zeitpunkt erst 2,5 Monate alt, doch ich dachte: Das kriege ich irgendwie hin, das ist eine einmalige Chance! Alle zwei Wochen bin ich samstags zum Text-College gegangen, unter der Woche habe ich in Teilzeit mein Praktikum gemacht und bin nach kurzer Zeit zum Trainee aufgestiegen – mittlerweile bin ich Junior Texterin.
Man wächst an seinen Herausforderungen, und das merke ich ganz stark an mir selbst.
Ich glaube, man kann sagen, dass es wirklich gut läuft – auch wenn ich während meiner alltäglichen Arbeit immer noch viel dazu lerne. Das Text-College ist zwar superinteressant und lehrreich, allerdings sehr auf Werbung gemünzt. Bei Martin et Karczinski geht es um Markenstrategie, Corporate Identity und Corporate Design. Der große Unterschied zur Werbung: Sie funktioniert kurzfristig, wir erarbeiten hingegen langfristige Strategien und Identitäten. Meine Aufgaben hier sind sehr vielfältig: Ich texte für Brand Books oder Brand Videos, erarbeite Kommunikationskonzepte, schreibe Awardtexte für uns und Pressetexte für Kunden, verfasse Social-Media-Beiträge, texte zum Teil auch mal Anzeigen, übernehme immer mehr Marketingverantwortung, übersetze ins Englische und lektoriere.
Eigentlich hatte ich was anderes vom Texter-sein erwartet: Ich wollte ursprünglich in die Werbung. Ich bin aber unglaublich froh, bei Martin et Karczinski gelandet zu sein: Ich sammle hier unglaublich viel Hintergrundwissen aus den Bereichen Strategie und Identität und meine Potenziale werden gesehen und gefördert. Es ist großartig, was die Agentur mir alles ermöglicht – in jeder Hinsicht. Mein Sohn ist jetzt eineinhalb Jahre alt und geht inzwischen in die Krippe. Ich arbeite Vollzeit, sechs Stunden davon in der Agentur und zwei vom Home Office aus. Auch im Bezug auf Soft Skills habe ich sehr viel dazugelernt – zum Beispiel, hinzunehmen, was der Kunde möchte, selbst wenn man manchmal persönlich eine andere Lösung für besser hält. Worin ich mich gern noch verbessern würde: Stressmanagement. Aber man wächst an seinen Herausforderungen, und das merke ich ganz stark an mir selbst.
Unsere Favoriten: die wunderbar illustrierten Käse- und Wurst-Kalender mit Metzgerhaken und Käsefaden …
●Auch in diesem Jahr stellen wir wieder die interessantesten Design-Kalender vor. Diesmal mit dabei: Tiermotive, Grafisches, Illustriertes, Fotografien oder abstrakt Künstlerisches.
PAGE-Favorit 2018: die Käse- und Wurst-Kalender (siehe Bild oben)! Bereits im letzten Jahr gab es die »Meat Love 2017«-Version. Jetzt wurde die Edition auch für Vegetarier erweitert (oder wie es der Editionsverlag Black Matter sagt: »Für all jene, denen nicht nur alles Wurst ist, sondern die sich auch jeden Käse ansehen«) – und zwar mit dem Filmkalender »Cheesy Movies«. Dieser begeistert ebenso mit tollen Illustrationen wie sein Vorgänger.
Beide zeigen thematisch passend nicht nur herrlich illustrierte Wurst- und Käsemotive, sondern spielen auch mit Filmtiteln, »Cheesy Movies« eben. Bei »Maasdamer Attacks«, »Im Talgeggio des Todes« oder »Reise zum Monzzarella« muss man doch ziemlich schmunzeln. Je 13 Illustrationen in greller Farbgebung von gorgonzola-grün bis gouda-gold gibt es zu sehen. Beide Kalender sind in limitierter Risographie-Edition und zusätzlich als Digital-Druck-Version hier bei Black Matter erhältlich.
Beim dot-on-Jahreskalender 2018 kann man mit kleinen Klebepunkten seine Termine einfach anheften. Das Ganze sieht an der Wand hübsch bunt aus. In der Dotty-Edition finden sich verschiedene Größen und Formate, hier auf der Webseite erhältlich.
Hier gibt es den Kalender »Me And My Dogs« von der Fotokünstlerin Patricia Eichert, die Hunde im Retro-Ambiente in Szene setzte. Diese Edition ist bereits zwischen den Jahren 2015 und 2017 entstanden und erscheint nun als Kalender für 2018 in einer limitierten Auflage von 100 Exemplaren. Preis: 25 Euro, hier erhältlich.
50 abstrakte Kompositionen aus der Letterpress-Maschine von Schweizer Designer und Art Director Daniel Peter. Preis: 27 CHF, mehr Infos
Im DIN A1-Posterformat mit bunten Klebepunkten kann man sich diesen Kalender von jo’s Büro für Gestaltung gut an die Wand hängen. Preis: 22,90 Euro, hier erhältlich.
Der Taschenkalender von Grafikdesignerin Julie Joliat ist farbenfroh und bietet Platz zum Ausmalen, Notieren, Dokumentieren und erscheint in einer limitierten Auflage von 800 Exemplaren. Preis: 23 Euro, mehr Infos
Jeden Tag ein Blatt zum Abreißen aus der Kalenderreihe auch in 2018 unter dem Motto »was wir lieben« – Preis: 16,80 Euro, hier erhältlich
Der Wandkalender von Populaere Produkte ist auch in diesem Jahr wieder dabei – diesmal in Pink oder Silver. Er ist beidseitig verwendbar und misst im Hochformat 34 x 98 cm. Preis: 19,50 Euro, hier erhältlich.
10 Jahre Typodarium! Preis: 19,80 Euro, mehr Infos
Mit zwölf farbenfrohen Illustrationen durch das Jahr, gestaltet von Daniel Ramirez Perez – hier erhältlich für 29 Euro.