Früher Klinik-Gelände, heute kreativer Campus – inklusive Agenturcafé, Kindergarten und Boxclub. Wir sind zu Gast bei Scholz & Volkmer in Wiesbaden.
Eingang zum Haus 72 der Agentur. Foto: Rui Camilo
●Von den imposanten Backsteinhäusern, 1874-1879 nach Entwürfen von Martin Gropius erbaut, stehen fast nur noch die Fassaden – 2009 wurden die ehemaligen Klinikgebäude umfassend saniert. So erkennt man auch nicht mehr, dass einer der Scholz & Volkmer Meetingräume früher mal ein Kreißsaal war. Die Innenräume der Agentur wirken luftig und freundlich – dank viel Platz, viel Weiß, warmen Holztönen, großen Balkonen und einem Ausblick ins Grüne.
Der Empfangsbereich in Haus 72. Foto: Rui Camilo
Die etwa 130 Wiesbadener Mitarbeiter von Scholz & Volkmer sitzen in zwei der vier Gebäude der ehemaligen Städtischen Kliniken, außerdem sind auf dem Gelände zwei weitere Agenturen und zwei Kindergärten zu finden. Es gibt einen Boxclub, das Kiezkaufhaus und das Agenturcafé von Scholz & Volkmer – mit Frühstück und Mittagessen. Auf den Wiesen zwischen den Häusern wird im Sommer gepicknickt oder Fußball geschaut, außerdem veranstaltet Scholz & Volkmer dort Konzerte und Grillabende. Besonders viel los ist immer zur see-Conference, die Scholz & Volkmer seit 13 Jahren organisiert.
Streetfood-Markt und Sommerfest vom Kiezkaufhaus. Foto: Kristoffer Braun
Nachhaltigkeit ist ein großes Thema für die Agentur, die ein festes Team für Shared-Value-Projekte beschäftigt und mit Aktionen im öffentlichen Raum das lokale Umfeld in Wiesbaden verbessern möchte. Auch eine eigene E-Tankstelle und eine Feinstaubampel sind Teil des Campus. Mitarbeiter können sich über die Agentur E-Bikes oder Lastenräder leihen. Und Trinkwasser kommt nicht aus Plastikflaschen, sondern fließt aus der Leitung an den sogenannten Brunnen in hübsche Glasflaschen.
Neben dem Hauptsitz in Wiesbaden hat Scholz & Volkmer auch einen Standort in Berlin mit etwa 30 Mitarbeitern.
Der neue Spot der legendären John Lewis Christmas Kampagnen stammt von Kinoregisseur Michel Gondry – und Millionen sahen ihn bereits …
●Gespannt wird in Großbritannien – und mittlerweile auch über dessen Grenzen hinaus – auf den alljährlichen Weihnachtsspot der Kaufhauskette John Lewis gewartet.
Schneemänner rührten darin schon zu Tränen, Pinguine, Bären, Hasen oder Hunde, die nach Jahren nach Hause fanden und auch ein Mann auf dem Mond.
In diesem Jahr verpflichtete John Lewis den französischen Regisseur Michel Gondry, der durch Musikvideos für Björk und The White Stripes berühmt wurde und mit »Eternal Sunshine On A Spotless Mind« einen Oscar gewann.
Und der erweckte Moz the Monster zum Leben, der unter dem Bett eines kleinen Jungen lebt und ihm den Schlaf raubt.
Anspielungen an Pixar’s Monsters, Inc. sind durchaus beabsichtigt in dem Zweiminüter, den die Londoner adam&eveDDB produzierte.
Und genau so wichtig wie die Geschichte ist immer auch der Song des Spots und in diesem Jahr folgt auf Frankie Goes to Hollywood, The Smith, Elton John und Guns N’ Roses ein Cover des Beatles Songs Golden Slumbers der Brit-Rocker Elbow.
Während man auf Facebook ein Mozify Profilbild kreieren kann, es in den Kaufhäusern Monster Maker Stations gibt und die Geschichte selbst zum Audio-Download bereit steht, ist der Clip selbst Online bereits mehr als sechs Millionen Mal angeschaut worden …
Gegen den Klimawandel antrinken mit den Brewdogs und einem Bier, das aus dem Wasser der schmelzenden Polarkappen gebraut wurde – und das mit einem kernigen Anti-Trump-Label des Londoner Duo Red Dress illustriert ist.
●Als Protest gegen den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen hat die schottische Craftbeer-Brauerei Brewdog, die gleichzeitig Pubs weltweit unterhält, das Bier »Make the Earth Great Again« auf den Markt gebracht, das aus Zutaten der vom Klimawandel bedrohten Gebiete gebraut wurde.
Es besteht aus dem Wasser der schmelzenden arktischen Polarkappen und aus den dortigen Sumpfbeeren, die mittlerweile als bedrohte Art gelten. Zudem ist das Bier ein Pale Ale, das in höherer Hitze als andere Biere gebraut wird – ein zusätzlicher Verweis auf die globale Erwärmung.
Illustriert hat das Label in Comic-Ästhetik, das Trump als bewaffneten Roboter im Kampf mit einem Polarbären zeigt, das Londoner Duo The Red Dress und zwar in enger Zusammenarbeit mit dem Brewdog Creative Director Simon Shaw.
Besucher der Brewdog Pubs in London und Ohio können sich das Bier zudem frisch aus einem Hahn in Eisbär-Form zapfen lassen.
Und weil es natürlich nicht damit getan ist, einfach ein Bier gegen den Klimawandel zu trinken, fließen die Verkaufserlöse in die britische Umweltschutzorganisation 10:10.
Eine Kiste des Biers schickte Brewdog auch ans Weiße Haus nach Washington. Eine Reaktion gab es bisher nicht.
●Ist es lohnenswert, Mitglied in einem Designerverband, Fotografenbund oder exklusivem Kreativklub zu sein? Wo manche Kreative Verbände grundsätzlich ablehnen, finden andere organisierte Kreativität interessant oder inspirierend oder beides. Wir haben die wichtigsten Organisationen für Designer, Fotografen, Illustratoren und Agenturen zusammengetragen und sagen Ihnen, was sie Ihnen bringen können.
Die Kreativbranche hat eine Menge an Vereinen hervorgebracht, die sich unterschiedlichen Schwerpunkten widmen. Berufsständische Verbände sind insbesondere für Freelancer interessant, weil sie Hilfestellungen in Sachen Steuern, Recht, Vergütung und ähnlichen Themen bieten. Bei anderen Kreativklubs geht es mehr um Inspiration.
Ob sich die Jahresbeiträge für ADC, AGD, BDG, BFF, DDC und Co lohnen, muss letztlich jeder für sich selbst entscheiden, aber einen Überblick über das Angebot zu haben, ist sowohl für Freelancer als auch für Festangestellte äußerst sinnvoll. Denn nur wer weiß, worum es in den zahlreichen Verbänden wirklich geht, kann sich eine Meinung dazu bilden.
Wir sprachen dazu mit Kreativen aus der Branche und beförderten unterschiedliche Meinungen zutage. Verbände, Organisationen, Initiativen, Netzwerke – wir haben das Angebot durchleuchtet und für Sie zusammengestellt.
Wer will eine eigene animierte Kinderserie gestalten? Hier gibt‘s die Chance dazu!
●Einen vielversprechenden Wettbewerb für junge, aber auch erfahrene Animatoren haben das Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart (ITFS) und Studio 100 Media aus München ausgeschrieben. Letzteres ist ein Ableger von Studio 100 aus Belgien, einem der führenden europäischen Produzenten und Distributoren von animierten Fernsehserien für Kinder. Der Name des Wettbewerbs: »Germany’s Next Animation Talent«.
Bis zum 15. Januar haben Animatoren mit Wohn- oder Firmensitz in Deutschland Gelegenheit, ihr Projekt einzureichen. Aus den fünf nominierten Serienprojekten, für die es je 1000 Euro gibt, wird der Favorit ausgewählt. Der Preisträger erhält 5000 Euro, vor allem jedoch – was viel wichtiger ist – auch die Chance, das Projekt mit Unterstützung von Studio 100 sechs Monate lang bis zur Produktionsreife weiterzuentwickeln.
Dabei verfolgt der Wettbewerb nicht nur das Ziel, neuen Ideen für eine Kinderserie zum Durchbruch zu verhelfen. Studio 100 Media und m4e wollen auf diese Weise auch junge Talente kennenlernen, ein Netzwerk von Animatoren aufbauen und insgesamt die deutsche Animationsbranche stärken.
Die Preisverleihung findet auf dem Internationalen Trickfilm-Festival Stuttgart am 27. April 2018 statt. Alle Infos zum Wettbewerb findet manhier.
Eine Studie zum Anfassen: Bachelorstudenten übersetzten Daten in eine analoge, interaktive Installation.
●Fachhochschule Potsdam. Abstrakte Daten haptisch erfahrbar machen, darum ging es im Kurs »Datenobjekte« im Studiengang Interfacedesign von Professor Boris Müller. Die Ergebnisse des Social Justice Index, einer Studie der Bertelsmannstiftung zur Kinderarmut, setzten die vier Bachelorstudenten Irina Maslennikova, Jasper Precht, Carl-Friedrich Richter und Juri Wolf in einer interaktiven Installation um. Dabei stellten sie die Werte für 28 Länder als »Info-Sandförmchen« dar: Deren Höhe bildet jeweils die prozentuale Kinderarmut ab, das Volumen korreliert mit der absoluten Zahl und die Oberfläche in Form einer Kurve gibt die historische Entwicklung seit 2008 wieder.
Um ihre Datenvisualisierung konsequent auf analog zu trimmen, entwarf das Team für die Jahresausstellung der Fachhochschule zudem einen »Datentisch« aus einer MDF-Platte inklusive Sandkiste und Europakarte. Die Besucher konnten hier das ernste Thema spielerisch erkunden und die Zahlen vergleichen. Die Förmchen hatten die Studenten mit dem 3D-Modelling-Tool Grasshopper 3D berechnet, die Reinzeichnungen in Rhino angefertigt und mittels MakerWare für den 3D-Druck auf dem MakerBot vorbereitet. Für die Gestaltung des Tisches nutzten die vier die 3D-CAD-Software Autodesk Fusion 360, das in Illustrator angelegte Ordnungssystem gravierten sie per Laser in die MDF-Platte. Mehr über das Projekt unter https://is.gd/dataobjects
Auf einer abstrahierten Europakarte repräsentiert jedes Sandförmchen die Höhe und Entwicklung der Kinderarmut in einem EU-Land
Mit ihrer Alternative zu den üblichen Balken- und Tortencharts machten die Bachelorstudenten Irina Maslennikova, Jasper Precht, Carl-Friedrich Richter und Juri Wolf (von links) Daten greifbar
PAGE hat nachgefragt und stellt in einer Miniserie Inhouse-Gestalter vor, die für nur ein Unternehmen arbeiten. Das hier ist Teil 2 mit Tyler Hoehne, Art-Direktor bei GOOD …
●»Good« – der Name ist Programm bei dieser gesellschaftlich engagierten Medienplattform aus den USA. Art-Direktor Tyler Hoehne berichtete uns von seinem Job:
»Das glamouröse Leben eines Artdirektors besteht an vielen Tagen ja bloß aus E-Mails und Meetings … Aber es gibt auch aufregende Momente! Mein bisher bestes Projekt war die erste Ausgabe unseres Magazins nach der Trump-Wahl. Am Tag danach hatten wir eine Konferenz, die Stimmung war unglaublich emotional. Das Heft war eigentlich fast fertig für den Druck. Da beschloss unsere Chefredakteurin Nancy Miller, 27 Seiten rauszuwerfen und von vorn anzufangen. Schnell kam die Idee zu einem »Survival Guide« auf, weil wir uns alle selbst fragten, was wir im Moment gern lesen wollten. Ich stellte mir etwas durchdacht Rebellisches vor, also nicht wütend, aber doch mit einer gewissen, angemessenen Aggressivität. Wir arbeiteten mit der phänomenalen, sehr smarten Illustratorin Ariel Roman zusammen, die einen perfekten Punk-Look einbrachte. Das Tüpfelchen auf dem i war dann, dass unser »Survival Guide« im Februar bei den National Magazine Awards preisgekrönt wurde.
Zu GOOD kam ich vor etwas mehr als fünf Jahren. Ich hatte das Magazin während der Ausbildung kennengelernt und war beeindruckt von Design und inhaltlicher Substanz. 2011 gab es eine Stellenausschreibung für GOOD Corps, einen Teil der Firma, der für Kunden Werbeprojekte realisiert. Inzwischen arbeite ich aber meist im redaktionellen Bereich.
Vor GOOD war ich Designer bei der Rockharbor Church in Orange County – lustig, von so einem Arbeitgeber in die Medien zu wechseln! Studiert habe ich an der California Baptist University, einer religiösen privaten Hochschule, und das eigentlich nur, weil mein Bruder dort hinging und ich ihm blind folgte. Dort entschied ich mich für den neu gestarteten Studiengang Design. Besonders gut auf die Arbeitswelt vorbereitet war ich durchs Studium nicht, aber bei Rockharbor habe ich alles fix gelernt: Print- und Digitaldesign, Illustration, Layout … mit echten Deadlines!
Auch bei GOOD tue ich recht unterschiedliche Dinge. Mal arbeite ich für das Heft, mal für digitale Medien, mal für Kundenprojekte oder unser eigenes Marketing. Entweder gestalte ich selbst, oder ich übernehme die Artdirektion und heuere Designer oder Fotografen an. Meine Briefings formuliere ich möglichst soft, denn je besser die Kreativen sich mit ihrer Stimme ins Projekt einbringen können, desto mehr Spaß macht es – sie sollen Partner und keine Dienstleister sein.
Die Trump-Wahl hat deutlich mehr Chaos und Stress in unsere Arbeit gebracht, aber sie hat uns auch enger miteinander verbunden.
Ich glaube, dass die Leser sich ehrlichen, hoffnungsvollen Content wünschen, der unterschiedliche Sichtweisen einbringt und zudem praktische Wege aufzeigt, wie man sich für wichtige Anliegen einsetzen kann. Es ist eine aufregende Zeit, um in den Medien zu arbeiten. Ich hoffe, GOOD bleibt ein Ort, an dem man sich immer wieder vergewissern kann, dass es noch Menschen gibt, die versuchen, die Welt ein wenig besser zu machen.«
Tyler Hoehne war zunächst etwas nervös, als er für das Cover der ersten nach der Wahl von Donald Trump erschienenen Ausgabe von »GOOD« einfach die Buchstaben des Logos umstellte. Aber das Team liebte es.
Anfangs war »GOOD« für seinen infografischen Stil bekannt. Tyler Hoehne rückt vom inflationären Gebrauch der Diagramme allmählich ab. Der »Survival Guide« entstand spontan nach dem überraschenden Sieg von Donald Trump zusammen mit der Illustratorin und Gestalterin Ariel Roman.
GOOD Worldwide Inc ist ein Unternehmen mit Sitz in Los Angeles und New York. Es gibt das vierteljährlich erscheinende Magazin heraus und betreibt die vielbesuchte Website www.good.is . Außerdem besitzt es mit GOOD Corps eine Beratungsfirma sowie mit GOOD Studio eine Kreativagentur, die Marken wie PayPal, Levi Strauss, Starbucks oder die United Nations Foundation bei sozial ausgerichteten Kampagnen unterstützen. Im Januar übernahm GOOD Worldwide Inc die erfolgreiche sozial und politisch engagierte Plattform Upworthy. Gemeinsam erreichen beide Unternehmen nun 276 Millionen Menschen auf Facebook.
Marketing, Lizenzfragen, Kundenpflege: Das sind die Erfolgsrezepte von Typefoundry-Gründern.
●Selbst entwickelte Schriften bei Fountain, FontShop oder MyFonts unterzubringen ist eine tolle Erfahrung für jeden Typedesigner. Aber war da nicht noch mehr? Klar, der eigene Schriften-Shop! Ihn zu eröffnen ist nicht nur Ehrensache, sondern kann der Start in ein echtes, tragfähiges Business sein.
Im PAGE eDossier »Type Foundries gründen« berichten Typedesigner, wie sie es geschafft haben, ihre Schriftenschmiede auf die Beine zu stellen. Die Geschichten über den (oft gar nicht so steinigen!) Weg vom Nebenerwerbs-Typedesigner zum Vollzeit-Foundry-Inhaber sind sehr unterschiedlich. Gleiches gilt für die Vertriebswege – nicht jeder Foundry-Gründer empfindet Kundensupport als willkommene Abwechslung zum Schriftengestalten. Andere wiederum entwickeln echten Sinn fürs Business, ziehen Großaufträge an Land und wandeln sich zum Arbeitgeber, der selbst Typedesigner beschäftigt.
Steuern, Künstlersozialkasse, Rechtsformen – grundsätzlich müssen auch Typedesigner bei einer Existenzgründung bestimmte Regeln beachten. Auch davon erzählen die Protagonisten des PAGE eDossiers »Type Foundries gründen«und geben wir konkrete Tipps zum Business Design eines Schriften-Shops: Welcher Bezahlprozess passt zu meiner Foundry? Wie gestalte ich Marketing und Kundenpflege? Was muss ich über Lizenzvereinbarungen wissen? Wann sollte ich Rechtsexperten hinzuziehen? Und, und, und …
Außerdem erfahren Sie aus einer US-Nutzerstudie, wie Font-Käufer wirklich ticken.
PAGE gefällt …: Star Worbs, Grafikdesignstudio der Zwillingsschwestern Julia und Tina Worbs, die schon als Kinder gemeinsam Magazine entwarfen und heute Geparden sprinten lassen und den Sonnenuntergang zerlegen …
Schwerpunkte Unsere Schwerpunkte sind Illustration, Editorial- und Plakat-Design.
Start Wir sind Zwillingsschwestern und ein kreatives Team seit unserer Kindheit. Seit wir schreiben konnten, hatten wir großen Spaß daran, kleine Magazine zu zeichnen. Nach dem Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart haben wir beide in verschiedenen Agenturen und Studios gearbeitet und 2011 unser Studio »Star Worbs« gegründet.
Strukturen Wir haben keine strenge Aufgabenverteilung, je nach Projekt entscheiden wir, wer am besten daran arbeitet.
Inspiration Musik, Film, Kunst, Reisen, Natur
Ideensuche Ideen kommen, wenn man mit Humor an den Job rangeht.
Arbeitsweise Wir zeichnen viel, sowohl am Computer als auch klassisch von Hand.
Für wen sie einmal im Leben arbeiten möchten Wir sind große Musikfans und lieben es, Plakate und Artworks für Bands zu gestalten. Wir würden gerne mal für Plattenlabels wie Matador oder Sub Pop arbeiten! Zusammen denken wir uns oft lustige Geschichten aus, die man wunderbar illustrieren könnte. Deshalb wollen wir unbedingt mal ein Kinderbuch machen …
Kunden Magazine, Kultureinrichtungen, Festivals, Bands und Labels
Weihnachten, das Fest der Liebe und der Verpackungsmüllorgien, naht. Wie wäre es mit Stoffverpackungen, die man wiederverwenden kann?
●Das ist die Idee von Tekspaks, einem Projekt aus Berlin, das zur Zeit auch auf Startnext die Werbetrommel rührt. Die Textilverpackungen bestehen aus zertifizierter Bio-Baumwolle und sollen von Geflüchteten hergestellt werden, die im Raum Berlin-Brandenburg leben.
Eine kleine Edition gibt es bereits, die man online bestellen kann. Bislang liegen sechs Designs vor, jeweils mit einem integrierten Band. So etwas wirft man natürlich nicht einfach weg, sondern verwendet es fürs nächste Geschenk oder für das nächste Weihnachten wieder – die Verpackung selbst erhält ihren eigenen Wert und kann Teil der Familientradition werden.
●Amazon Echo, Apple HomePod, Google Home oder Microsoft Invoke – der Digitaldienstleister diva-e Digital Value Enterprise aus Jena und die Hochschule Aalen haben die Home Speaker und deren KI unter die Lupe genommen.
Amazon Echo und Echo Dot mit Alexa
Amazon ist mit einem Anteil von rund 70 Prozent klarer Marktführer bei den Voice-Interface-Systemen (Amazon Echo oder der kleinere Echo Dot). Nicht zuletzt deshalb, weil das Unternehmen die Schnitt-stellen offengelegt hat, damit Drittanbieter Skills für die Sprachassistentin Alexa entwickeln. Amazon Echo signalisiert über einen Leuchtring, dass der Lautsprecher aktiv ist. In Planung ist Amazon Show, ein Gerät der zweiten VUI-Generation – mit Monitor.
Google Home mit Google Assistant Google Home und die Assistant-KI verstehen natürliche Sprache besser als Alexa, so die diva-e- Studie. Die KI kann zwei Stimmen auseinanderhalten und bestimmten Nutzern zuordnen. Auch Google Assistant bietet offene Schnittstellen, läuft auf einem großen Teil neuerer Android-Smartphones und füttert damit die KI mit ständig wachsendem Wissen.
Apple HomePod mit Siri
Anders als Amazon und Google setzt Apple beim HomePod, der im Herbst in Deutschland erscheinen soll, auf eine überzeugende Audioqualität, nicht zuletzt, weil Kunden darüber ihre iTunes-Musiksammlung abspielen wollen. Apples KI bleibt in vielen Bereichen hinter Google Assistant und Alexa zurück, es hapert an der Erkennung natürlicher Sprache und an der logischen Verknüpfung verschiedener Such-anfragen. Allzu oft behilft sich Siri mit einem Verweis auf eine weiterführende Google-Suche, so die diva-e-Studie.
Microsoft Invoke (in Partnerschaft mit harman/kardon) mit Cortana
Lautsprecherhersteller harman/kardon stellt mit Invoke den ersten Lautsprecher mit Microsofts künstlicher Intelligenz vor, der ebenfalls im Herbst auf den Markt kommen soll. Microsoft könnte dabei von der enormen Verbreitung der Software auf mehreren Hundert Millionen PCs und Notebooks profitieren. Statt Drittanbieterdienste zu integrieren, verfolgt man die Strategie, eigene Services wie Skype oder Office 365 mit Cortana zu koppeln.
Mehr zum Thema »Voice User Interfaces« lesen Sie in PAGE 12.2017:
Wie werden wir in Zukunft leben, wenn es immer mehr Technik und weniger Natur gibt? Dieser Frage widmet sich diese Masterarbeit.
●Wenn die Dusche einen Regenbogen erzeugt, der Kühlschrank Polarlichter und das künstliche Panoramafenster einen Sonnenuntergang – wer braucht da noch Natur?
In ihrer künstlerischen Forschungsarbeit »Technological Nature« untersucht Daria Jelonek die Imitation, Neugestaltung und Überhöhung von Naturphänomenen durch Technik. Die Masterarbeit im Studiengang Information Experience Design am Royal College of Art, London, umfasst einen hypnotisierenden computergenerierten Kurzfilm sowie eine interaktive audiovisuelle Installation. Derzeit arbeitet Jelonek an einer zusätzlichen WebVR-Website.
Zu Recherchezwecken lebte die Künstlerin ein halbes Jahr lang mit Regenbogen- und Polarlichtmaschinen sowie einer Lampe, die Sonnenlicht imitiert. Ihr Fazit: Wir brauchen keine speziellen Geräte, die Natur nachbilden. Denn in unserem Alltag gibt es ausreichend Gegenstände, die in der Lage sind, unter bestimmten Bedingungen Lichtphänomene zu erzeugen. So bietet beispielsweise ein Kühlschrank alles, was man für die Erzeugung von Nordlichtern braucht: Eis und Magnetismus.
Die Frage, die wir uns allerdings stellen müssen – und zu der »Technological Nature« anregt – lautet: Wie werden wir in Zukunft leben, wenn es immer mehr Technik und weniger Natur gibt?
Vor ihrem Masterstudium machte Daria Jelonek ihren Bachelor in Kommunikationsdesign an der Folkwang Universität der Künste
Die soeben bei URW++ erschienene Futura Arabic harmoniert perfekt mit der lateinischen Futura.
●Auch 90 Jahre nach ihrem Erscheinen hat die Futura nichts von ihrer Attraktivität verloren. Nach wie vor nutzen viele Unternehmen die geometrische Serifenlose als Hausschrift, etwa Hans Grohe, Würth oder Louis Vuitton. Künftig könnten es noch mehr, vor allem global agierende Firmen, denn bei URW++ in Hamburg erschien jetzt die Futura Arabic.
Mit sechs normal breiten Schnitten von Light bis Extra Bold und fünf weiteren condensed Fonts zeichnet sich die neue Futura auch im Arabischen durch große Vielseitigkeit aus. Sie eignet sich ausgezeichnet für auffällige Headlines, lässt sich aber auch in kleineren Punktgrößen gut lesen.
Zusammen mit der renommierten libanesischen Schriftdesignerin Arlette Boutros gestaltete URW++ die Futura Arabic so, dass sie mit der lateinischen Futura harmoniert und sich gleichzeitig an die Regeln arabischer Kalligraphie hält. Zur Einführung gibt es die Futura Arabic noch bis zum 13. Januar 2018 zum halben Preis, die komplette Familie kostet rund 250 Euro.
●In Zusammenarbeit mit Jung von Matt/SAGA entstand ein humorvoller Werbespot für die BVG, die mittlerweile dafür bekannt sind, sich in ihren Videos und auf den Social-Media-Kanälen herrlich selbstironisch zu zeigen.
Und das kommt bei der Kundschaft und ebenso bei solchen, die behaupten, die öffentlichen Verkehrsmittel gar nicht zu nutzen, ziemlich gut an. Auf Twitter beispielsweise wird geliket, geteilt und kommentiert wie verrückt.
Im Spot »Ohne uns« geht es mit eigens abgewandeltem Songtext des ursprünglich von der Münchener Freiheit in den 80er Jahren veröffentlichten Deutschpop-Hit »Ohne dich (schlaf ich heut Nacht nicht ein)« und mit Szenerien aus dem Nachtleben, in denen man unbedingt schnellstmöglich nach Hause kommen will, rund.
Im Hintergrund der verschiedenen Settings singen BVG-Mitarbeiter als Pop-Band im gelben (wie die BVG selbst) 80er-Outfit den Text, nach dem Motto »Ohne uns geht es nicht«, und begleiten die Berliner auf ihrem Weg durch die Stadt. Das Ganze ist mehr wie ein lustiges Musikvideo, denn ein Werbespot:
Credits: Jung von Matt/SAGA mit der BVG | Director: Calle Åstrand | Production: ANORAK Film Berlin | Post Production: SLAUGHTERHOUSE Berlin, Katalyst Berlin | Music Production: Not A Machine
Dieser Spot ist ebenso wie seine Vorgänger-Videos im Rahmen der Imagekampagne »Weil wir dich lieben« entstanden.
Über 900 Gestalter haben beim Charity Creative Award mitgemacht. Jeder einzelne hat so etwas für den guten Zweck getan
Julia Fremder, http://juliafremder.com
●Letztes Jahr schrieb CEWE-Print.de erstmals den Charity Creative Award aus, um SOS-Kinderdörfer in aller Welt zu unterstützen. Mit großem Erfolg, woraufhin das Projekt dies Jahr fortgeführt wurde. Auch PAGE hatte vor einigen Monaten zum Mitmachen beim zweiten Wettbewerb aufgerufen. Wieviele Beiträge eingehen, ist wichtig – pro Teilnehmer unterstützt der Online-Druckdienst die SOS-Kinderdörfer mit je hundert Euro.
Die erfreuliche Nachricht: Mehr als doppelt so viele Illustratoren und Designer machten 2017 mit, es gab 910 Einreichungen. Jetzt sind Weihnachts-, Dankes- und Geburtstagskarten im SOS-Grußkartenshop erhältlich. Pro verkaufter Karte führt CEWE-Print.de nochmal 30 Cent an die Hilfsorganisation ab. Die zwölf Gewinner haben zudem je eine einjährige Patenschaft für eines der Kinder erhalten. Eine rundum gelungene Aktion.
Einige kostenlose Werkzeuge stellen wir hier vor …
●Das World Wide Web Consortium selbst stellt keine Testtools zur Verfügung, um zu überprüfen, ob eine bestimmte Farbkombination oder auch eine ganze Website die »Web Content Accessibility Guidelines« erfüllt. Dazu können Designer aber auf Lösungen von Drittanbietern zurückgreifen – einige kostenlose Werkzeuge stellen wir hier vor:
Farbkontraste wählen
Wenn Sie eine Webseite von Grund auf selbst gestalten, haben Sie die Möglichkeit, von Anfang an »barrierefreie« Farben zu definieren. Mit dem Farbwähler Color Safe erstellen Sie Farbkombinationen, deren Kontraste den WCAG-Anforderungen entsprechen. Ausgehend von einer Grundfarbe generiert das Tool eine Liste an Farbvorschlägen für einen guten Kontrast zwischen Text- und Hintergrundfarbe.
Gibt es bereits eine bestehende Farbpalette für das User Interface, deren Kontrastverhältnisse Sie lediglich anpassen, empfiehlt sich contrast ratio. Das Tool prüft auch transparente Farben und kategorisiert sie nach den WCAG-Standards (von A bis AAA). Das Ergebnis lässt sich zudem per URL teilen. Ähnlich funktioniert der Colour Contrast Check. Er liefert detailliertere Ergebnisse und ermöglicht es auch, Farbbalance, -ton und -wert sowie die Sättigung per Schieberegler zu justieren und gleichzeitig die WCAG-Kriterien im Auge zu behalten.
Farbschema erstellen
Benötigen Sie ein Farbschema mit Varianten einer Farbe, etwa für die verschiedenen Zustände der Interaktionselemente, erzeugt der Palettengenerator Colourcode ein solches monochromes Farbschema. Wahlweise ergänzt er dieses um dunkel- oder hellgraue Töne. Auch komplementäre oder analoge Paletten lassen sich mit Colourcode erstellen. Den Grundton generiert man auf etwas ungewöhnliche Art über die Positionierung der Maus auf dem Bildschirm oder indem man den Hexadezimalwert der gewünschten Farbe eingibt. Der Generator Paletton bietet neben der konventionelleren Farbwahl per Farbkreis weitere Funktionen, wie die Möglichkeit, verschiedene Einschränkungen (etwa Rot-Grün-Schwäche) einzubeziehen. Ebenso lassen sich schlechte Lichtverhältnisse simulieren.
Website testen
Möchten Sie sich einen Überblick über die WCAG-Kompatibilität einer bestehenden Website verschaffen, hilft CheckMyColours: Nach Eingabe der URL kontrolliert die Anwendung die Farbkombinationen aller Elemente und analysiert deren Kontrast nach WCAG-Kriterien von A bis AAA.
Mehr zum Thema »Farbkonzepte im Webdesign« lesen Sie in PAGE 12.2017:
Von der New Yorker Foundry Hoefler & Co. kommt jetzt die Schriftfamilie Peristyle.
●Peristyle ist eine schmale Serifenlose mit hohem Kontrast. Vor allem in großen Größen wirkt die Schrift elegant und ein wenig nostalgisch, in kleineren Größen ist sie erstaunlich gut lesbar.
Sechs Schnitte – Light, Book, Medium, Semibold, Bold und Black erlauben alle möglichen Anwendungen, zum Beispiel im Editorial Design. Darüberhinaus gibt es noch Peristyle Stencil und zwei Stencil Layerfonts, so dass sich auch mehrfarbige Gestaltungen realisieren lassen.
Foundry Gründer Jonathan Hoefler bezeichnet Peristyle als Multipurpose Font. Darunter versteht er alle die Schriften, die zwar für Print designt sind, ab Headlinegröße aber auch gut am Bildschirm funktionieren. Die Peristyle Familie kostet komplett rund 200 Dollar, kaufen kann man sie hier.
Auf dem AFI Fest in Los Angeles sind wir in die gefeierte VR Anwendung »Dear Angelica« eingetaucht. Sie zeigt, welche tollen Möglichkeiten Virtual Reality Illustratoren bietet.
●Das AFI Fest in Los Angeles findet direkt im legendären Chinese Theater auf dem Hollywood Blvd. statt, dort wo Stars wie Clark Gable, Marilyn Monroe, aber auch George Lucas und Steven Spielberg ihre Hand- und Fußabdrücke hinterließen.
Doch genauso wie zu den dortigen Festivalpremieren drängelt man sich im ebenfalls legendären Roosevelt Hotel direkt gegenüber um die VR Anwendungen, die hier auf mehreren Etagen zu sehen sind. Und sie sind ein wirkliches Best-of: Taucht man in »After Solitary« in eine Einzelzelle des Staatsgefängnisses in Maine ein, verwandelt man sich in »Break A Leg« in einen Zauberer und in »Tree« in einen Baum. In »Son Of Jaguar« kämpft man oder kann sich in »Night Night« von Clowns terrorisieren lassen, die wirkliche Sensation aber ist die komplett handgemalte VR Experience »Dear Angelica«.
Auf dem Sundance Festival preisgekrönt, erzählt der Film die Geschichte von Angelica, die sich an ihre verstorbene Mutter, eine Schauspielerin, erinnert. Und während das Mädchen auf dem Bett liegt und alte Filme schaut, fliegt Schrift um einen herum, bilden Wörter und Sätze sich und komplexe Welten.
Wie mit einem Pinselstrich entstehen Filmszenen neben und über einem, wird der Blick durch die sich aufbauenden Bilder gelenkt, öffnet sich der Boden unter einem und fliegt man scheinbar durch flammende Sonnenuntergänge, begegnet Feuerdrachen, rauscht den Highway entlang oder verliert sich im funkelnden Universum.
Komplett handgemalt, zeigt dieses immersive Erlebnis, was für ein neues, großes und aufregendes Feld VR für Illustratoren ist. Gezeichnet hat es die Illustratorin Wesley Allsbrook, die an der Rhode Island School of Design studierte und heute in Los Angeles lebt und arbeitet.
Entstanden ist die VR Anwendung nach einem Drehbuch unter der Regie von Saschka Unselt aus Frankfurt/Main und mit dem Tool Quill, das einem erlaubt, direkt in VR zu zeichnen.
Es ist die erste VR Experience von Oculus – und mit die beste, die wir bisher gesehen haben. Vor allem auch, weil sie zeigt, was in VR möglich ist, wenn man mit Illustrationen arbeitet, die sich um einen herum und in 3D aufbauen, in denen Farben zusammenfließen und Räume entstehen, die Pinsel- und Zeichenstriche zum Leben erwecken und ganze Welten um einen herum kreieren.
Und das alles eben nicht als die perfekte Illusion der Realität, wie VR es so häufig versucht, sondern als fantastische Abstraktion, die ganz für sich selbst steht.
Tablet, Smartphone, Smart Home Display und VR-Brillen: Das müssen Sie wissen über Small-Screen-Typografie.
●Die Typo spielt auf den kleinen Bildschirmen unserer Smartphones – oder sogar der Smartwatch – eine tragende Rolle: als wirksames Brandinginstrument und als Garant für optimalen Lesegenuss. Im PAGE eDossier »Typografie für Screens von klein bis winzig« nehmen wir die Experten fürs Kleine genauer unter die Lupe.
Der Interaction Designer und Typograf Frank Rausch etwa kombiniert die Regular gerne mit dem Black-Schnitt, um den Unterschied zwischen normal und fett stärker hervorzuheben. Beispielsweise setzte er in der Wikipedia-App Viki die Diogenes Black für Überschriften und Hervorhebungen ein, ansonsten Diogenes Regular, jeweils als Aufrechte und Kursive. Für alle Interface-Elemente, die keine Lesetexte sind, nutzt Viki die serifenlose Komet, ebenso für die oft kleinteiligen Tabellen in Artikeln. Typedesigner Jan Fromm fertigte für die Verwendung in der App eine spezielle Version mit standardmäßig aktivierten Tabellenziffern und einem schmaleren Wortabstand an.
»Schriftsetzer im klassischen Sinne gibt es nicht mehr. Aber vielleicht wäre es gut, wenn Interaction-Design-Agenturen welche einstellen würden, die in den CSS genau die kleinen Berichtigungen vornähmen, wie sie es früher im Bleisatz taten.« Jason Smith, Gründer Fontsmith
Für Bas Jacobs, einen der drei Gründer der niederländischen Foundry Underware bedeuten kleine Screens weniger Platz für Kinkerlitzchen: »Sie zwingen den Designer sich auf das Wichtigste zu beschränken – und das ist in der Regel Text.«
Jason Smith, Gründer der Foundry Fontsmith in London bestätigt diese Einschätzung. Für ihn müssen geeignete Fonts in erster Linie flexibel sein: »Sie erscheinen heute auf verschiedensten Devices: Desktop-Rechnern, Tablets, Smartphones, Wearables oder Virtual-Reality-Headsets. Um einen konsistenten Auftritt zu gewährleisten, muss ein Corporate Font in kleinen und großen Größen funktionieren und auch mit sehr guten und weniger guten Auflösungen zurechtkommen.«
Lesen Sie weiter imPAGE eDossier »Typografie für Screens von klein bis winzig«: Dort finden Sie unsere 5 Small-Screen-Kriterien für die Schriftauswahl der bestgeeigneten Web-Fonts für Smartphone, Smartwatch, Smart Home Display, VR-Brillen, Wearables und Co.
Journalisten sollten differenziert berichten, nicht skandalisieren, meint unser Kolumnist Jürgen Siebert.
●Anfang November schlug die Veröffentlichung der #ParadisePapers hohe Wellen. Monate zuvor wurden der »Süddeutschen Zeitung« vertrauliche Unterlagen des Offshore-Dienstleisters Appleby zugespielt: 13 Millionen Dokumente, die anschließend eine Gruppe investigativer Journalisten zerlegte wie ein Rudel hungriger Löwen ihre Beute. Jedes Ressort bekam sein Skandalhäppchen.
Mehrere Tage lang berichteten Zeitung und TV über die Steuervermeidungsstrategien von Firmen, Reichen und Stars in Steuerparadiesen. Einige der Prominenten hatten nachvollziehbare Erklärungen, das Gros der Unternehmen fühlte sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Tatsächlich waren manche Vorwürfe entweder ziemlich dünn oder längst durchdiskutiert. Im Fall von Apple sogar beides. Doch Schlagzeilen über den größten Konzern der Welt verkaufen sich bestens, selbst wenn sie auf eine harmlose E-Mail-Anfrage fußen.
Das Grundproblem der »Paradise Papers« ist, dass viele der von Journalisten kritisierten Praktiken legal sind. Auch das Nutzen von Steueroasen ist per se nicht verboten. Bastian Obermayer, einer der »Paradise Papers«-Enthüller der »SZ«, brachte daher eine interessante Überhöhung ins Spiel: Viele der zitierten Fälle seien nicht illegal, aber illegitim.
Nicht illegal, aber illegitim: Die Moralkeule im Netz vergiftet die Debatte
Vor der #Paradise-Debatte war alles legal, was das Gesetz erlaubt, und illegal, was das Gesetz untersagt. Zuständig für die Beurteilung der Illegalität sind die Gerichte. Plötzlich können Dinge legal sein, aber illegitim. Das riecht nach Fake-Rechtsprechung, nach alternativer Gerichtsbarkeit.
Maßstab für die Legitimität ist nicht das Gesetz, sondern die Moral. Das klingt erst mal hochanständig, weil moralische Prinzipien das Fundament der Gesetzgebung sind. Doch »aus der Hüfte geschwungen« ist die Moralkeule eine zweischneidige Waffe: Am Stammtisch bringt sie Zunder in die Debatte, im echten Leben ist sie hochgradig ideologieanfällig.
Nichts macht das deutlicher als die Debatten in den sozialen Netzen. Tatsächlich sind es selten Debatten, meist nicht mal Kommentare. Die kurze Aufmerksamkeitsspanne vieler Onliner gibt das gar nicht her. Aufgewühlte Leser überführen unreflektiert Bauchgefühle in wenige Wörter, manchmal sogar Sätze. Keiner hat die »Paradise Papers« gelesen, muss man ja auch nicht, denn das Urteil steht sowieso fest: Skandal.
Im Netz kriegt jeder massentaugliche Skandal erst mal einen Hashtag. Wer betonen möchte, dass man »das doch wohl noch sagen« dürfe, setzt ein #negerkuss ans Ende seiner Nachricht. Wer öffentlich machen will, auch schon sexuell belästigt worden zu sein: #metoo. Die sexuelle Gleichberechtigung bringt man mit #ehefueralle auf den Punkt, Terror im öffentlichen Raum am besten mit #jesuis… und den Stolz auf ein gutes Foto mit #nofilter.
Eigentlich sollte der Hashtag in der politischen Debatte wie eine Art Sonderbriefmarke benutzt werden, mit der eine Debatte in Fahrt kommt. Leider nutzt ein Großteil der »Kommentatoren« diese Kürzel wie den Schlusspunkt einer Diskussion, weil sie gar nicht debattieren möchten. Hashtag, Punkt, fertig!
Zurück zu #Paradise. In einem Land, in dem seit Jahrzehnten »Der große Konz« (Untertitel: »1000 ganz legale Steuertricks«) zu den Bestsellern gehört, sollte die legale Steuergestaltung etwas differenzierter diskutiert werden. Gerade von den »investigativen« Journalisten, die genau wissen, dass sie die Geister, die sie mit #Paradise oder #Pegida rufen, nicht mehr loswerden.