Photoshop macht bei Getty Images nicht mehr schlank.
Website Getty Images, Ergebnisse für den Suchbegriff »Frau«
●Stockfotos strotzen nur so von Klischees heißt es immer wieder – oder ist das langsam selbst bloß ein Klischee? Viele führende Bildagenturen sind sich der Problematik jedenfalls längst bewusst und unternehmen so einiges, um das zu ändern.
Die jüngste Initiative von Getty Images: Die Agentur informierte Fotografen und Partneragenturen darüber, dass sie ab sofort keine Stockfotos (sogenannte Creative Stills) mehr annimmt, auf denen Models digital dünner oder auch fülliger gemacht wurden. Damit greift Getty unter anderem ein französisches Gesetz auf, laut dem Bilder gekennzeichnet werden müssen, auf denen die Figur der Models digital verändert wurde.
Die Neuerung setzt eine Reihe von Projekten fort, mit denen Getty Images für ein zeitgemäßeres Frauenbild in ihrer Datenbank sorgen möchte. Schon vor drei Jahren ging in Zusammenarbeit mit Facebook-COO Sheryl Sandberg und ihrem Frauen-Business-Netzwerk LeanIn.Org die Lean In Collection online, dieses Jahr startete eine Zusammenarbeit mit MuslimGirl.com. In einer Partnerschaft mit Jaguar Land Rover arbeitet man an realistischeren Darstellungen von Frauen in STEM-Laufbahn (das Kürzel steht für Science, Technology, Engineering & Maths).
Nicht klischeehaftes Material ist also vorhanden, jetzt müssen die Bildagenturkunden es nur noch kaufen. Denn auf deren Auswahl kommt es letztlich an!
Alle vier Wochen finden in Hamburg die Creative Mornings statt. Das September-Motto war »Wohltätigkeit« und zu Gast der Lemonaid-Unternehmer Paul Bethke. Johannes Erler fasst zusammen.
●Wohltätigkeit. Vermintes Terrain. Muss ich Gutes tun? Geht Großmut in Ordnung? Wann bin ich Gutmensch? Es ist gar nicht so einfach zu helfen, ohne in dieses moralinsaure Zwielicht zu geraten, das den Helfenden umflackert, weil es vielen so schwerfällt, Selbstlosigkeit zu akzeptie ren. Ist ja schließlich nichts umsonst im Leben. Aber, um es gleich deutlich zu sagen: Ich finde das falsch. Denn rechtfertigen muss sich wahrlich niemand, der »wohl« tut.
Da kommt Paul Bethke gerade recht. Und macht gleich zu Beginn seines Vortrags keinen Hehl daraus, dass er nie etwas anderes wollte, als zu helfen. Schmiss mit 15 die Schule, zog mit 16 in die Welt, um herauszufinden, was es anzupacken gilt, kündigte später einen gut dotierten Job als Entwicklungshelfer, weil ihm diese staatlich-institutionalisierte Form des Helfens zu oberflächlich erschien, und gründete ein Unternehmen, dessen Ziel es ist, feste Anteile vom Umsatz in Hilfsprojekte zu stecken.
Um das noch mal zu betonen: Es geht bei Lemonaid (so heißt Paul Bethkes Firma) nicht etwa darum, Teile eines möglichen Gewinns eventuell zu spenden. Lemonaid wurde vielmehr zu keinem anderen Zweck geschaffen, als Geld zur Unterstützung von Hilfsprojekten zu erwirtschaften. Und das trotz Gesetzen, die es verbieten, Firmengewinne zu spenden, bevor alle Darlehen getilgt sind. Lemonaid jedoch führte Hilfsgelder bereits ab, als das Unternehmen noch tief in Schulden steckte – und kam damit durch. Man stelle sich dies einmal als Geschäftsziel einer Anwaltskanzlei oder eines Automobilherstellers vor. Obwohl: Warum eigentlich nicht?
Ist Paul Bethke also der personifizierte Gutmensch? Oder ist er nicht vielmehr das Role Model eines zukünftigen Unternehmertyps, der dringend benötigte Lösungen für weitreichende Probleme von vornherein in seinen Businessplan einbaut, weil es normal und notwendig sein wird – und wir sind es, die zu wenig tun?
Ich glaube, dass sich das Große schon durch kleine Dinge verändern lässt. Paul Bethke, Gründer von Lemonaid und ChariTea, Hamburg
Der Sprung zum Design ist einfach. Weil wir Gestalter mit unserem Beruf die Gabe erworben haben zu helfen. Wir können Dinge und Zusammenhänge sichtbar, begreifbar und attraktiv machen. Und wir können auf diese Weise, ohne einen einzigen Cent auszugeben, Bedürftige unterstützen. Wir müssen nur etwas Zeit investieren. Jeder so viel, wie es passt. Aber alle ein bisschen. Als Selbstverpflichtung. Ohne viel Tamtam.
Passend und lustig, wie Paul Bethke die Geschichte seines Limonadenflaschendesigns erzählt. Zufällig stößt er nämlich auf eine große Agentur (BVD, Stockholm), stellt dort sein Projekt vor – und erhält zunächst eine satte Abfuhr, weil er kein Geld hat. Doch eine Designerin, die auf Wunsch der Agentur trotz Mutterschutz arbeitet, stellt ihrem Chef dieses Ultimatum: Entweder sie darf das Projekt machen, oder sie geht nach Hause. Der Rest ist Geschichte und die schönen Lemonaid- und ChariTea-Pullen sind mittlerweile in jedem Supermarkt zu bewundern.
Am Ende seines Vortrags wird Paul Bethke nach seiner Utopie gefragt, und er trägt seine Antwort ohne jedes Pathos vor: »Utopie ist ein großes Wort. Ich glaube, dass jeder bereits im Kleinen etwas bewirken kann. Eigentlich wollen wir nur zeigen, dass das gar nicht so schwierig ist, mit seinem Unternehmenskonstrukt einen sozialen Beitrag zu leisten. Das hört sich alles ein bisschen schmierig an, aber solange nicht jeder Einzelne darüber nachdenkt, was er machen kann, wird es eng. Ich glaube, dass sich das Große schon durch kleine Dinge verändern lässt.«
PS: Ich wage jetzt mal einen Vorstoß und bin gespannt, wer sich meldet: Lasst uns gemeinsam einen Pro-bono-Agenturverbund gründen. Lasst uns unsere Fähigkeiten, Möglichkeiten und Beziehungen und einen zumutbaren Teil unserer Zeit zusammenlegen und auf diese Weise eine schlagkräftige Truppe formen. Ich bin sicher, dass es fantastisch wird!
Hier das Video ansehen:
Johannes Erler ist Partner des Designbüros ErlerSkibbeTönsmann, das die Creative Mornings im Hamburger designxport veranstaltet, und Mitbegründer des Designkollektivs Süpergrüp. Zu den anderen Beiträgen aus »Erlers Thema« geht es hier.
Augen, die einem folgen, Linien, die Purzelbäume schlagen: Das Digital Art Festival York Mediale hat eine Identity, die ebenfalls Digital Art ist.
●Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet das historische Städtchen York im Norden Englands eine große kreative Szene hat – und jetzt mit der York Mediale auch ein Festival für Digital Arts.
»Arts, meet the future« heißt der Festival-Claim und das passende Erscheinungsbild entwickelten das Designstudio Something More und das Motion Design Studio Hungry Sandwich Club.
Besteht das Logo aus einem M, das mit einem Y verschmolzen ist, sorgt die Website des Festivals für ein besonderes Erlebnis: Bewegt man die Maus über den Screen, folgen einem Augen, leuchten einzelne Teile des Logos auf, wechseln Farben, verwandelt Yes sich in No oder bewegen sich feine Linien.
Auf vielfältige Weise reagiert die Identity auf den User und wird selbst zu Digital Art, wie Simon Morrow von Something More sagt.
Typolegende Erik Spiekermann verpasste den Kerbholz-Modellen Hilde und Heinrich einen neuen Look.
●Seit 2012 bietet Kerbholz täglich tragbare, nachhaltige Produkte, die schon mehrfach ausgezeichnet wurden – unter anderem auch Uhren. Erik Spiekermann hat für die Modelle Hilde und Heinrich jetzt eine Sonderedition gestaltet. Sie ist auf 200 Uhren pro Modell limitiert und auf der Rückseite mit einer Gravur von 1 bis 200 versehen. Das Design ist klassisch, die Ziffern natürlich ausgezeichnet lesbar. Hilde und Heinrich kosten je 200 Euro, man kann sie hier bestellen.
Kerbholz hat in Spiekermanns Werkstatt auch einen kleinen Casefilm gedreht, in dem es aber weniger um das Design der Uhren als ums Gestalten an sich geht.
Er war leidenschaftlicher Grafikdesigner, Sammler, Dozent, Geschäftsführer von Gallery Print, PAGE-Autor und Freund
●»… idee des jahres aus berlin ;)« – mit diesen Worten von Boris kündigten sich stets große Dinge an. Auch unser letztes gemeinsames Projekt: »PAGE 30/30/30« anlässlich des 30-jährigen PAGE-Jubiläums.
»liebe gabriele!«, schrieb Boris in seiner Mail: »… ich wollte mich auf deine e-mail hin (nun schon ein paar Monate her ; ) …) mal melden. darin hattest du meinen Gedanken aufgegriffen, mal wieder ›zusammen etwas tolles (!) auszuspinnen‹ — gerne stehen wir jederzeit dazu bereit! nun wollte ich dir gerade mal einen (… sehr super, wie ich finde!) Gedanken von mir / uns zuspielen …« Und stets griff ich reflexartig zum Telefon. Und stets ist gemeinsam etwas wirklich Begeisterndes entstanden.
Jürgen Siebert schreibt in seinem Nachruf: »Seine Sammelleidenschaft und ein waches Auge fürs Triviale waren zwei Fähigkeiten, aus denen Boris Neues schöpfte.«
ARTE sichert sich Preise in mehreren Designkategorien – und Erik Spiekermann gewinnt den Excellence Award des auf audiovisuelle Formate spezialisierten Wettbewerbs.
●Bei den 19. Eyes & Ears Awards gewinnt ARTE den ersten Preis für das beste neue Corporate-Designpaket. Im Zentrum des im Frühjahr eingeführten visuellen Konzepts steht das vertikale Logo des Senders. Als besonderer Fixpunkt, der über den Bildschirm gleitende Buchstaben und Bilder anzieht, steht dieses dafür, dass der deutsch-französische Sender »Kulturmagnet« Europas ist.
Unterstützt wurde ARTE von der Branding-Agentur Lambie-Nairn. Die Zusammenarbeit führte auch zu weiteren Erstplatzierungen bei dem Wettbewerb für audiovisuelle Produktionen: Die ARTE Idents, die Europakarten einbeziehen und wieder mit dem Magnet-Gedanken spielen, gewinnen in den Kategorien bestes Werbetrennerplakat sowie beste 2D/3D-Animation. Wassertropfen oder Sterne formieren sich zum neuen Logo – »liebevoll bis ins letzte Detail animiert«, wie die Jury von Eyes & Ears es beschreibt.
Gleich mehrere Auszeichnungen erhielt auch der emotionale Spot »All That We Share« von TV2 Denmark – er gewann den Eyes & Ears Spezialpreis und wurde als beste On-Air-Sender-Kampagne sowie bester Digital-Marketing-Spot geehrt. Er wirkt gegen Schubladendenken und Fremdenfeindlichkeit an, indem er zeigt, wie viel Menschen mit vermeintlich Andersdenkenden gemeinsam haben. Viele Prominente teilten den Clip, er wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt und 4,5 Millionen Mal auf YouTube angesehen. Die Jury lobt die Kampagne als »strategisches Meisterwerk«.
Den Preis für die beste typografische Gestaltung sichert sich der Crime-Experte 13th Street. Im Zuge des Redesigns erhielt der Pay-TV-Sender eine neue Schrift, die mit dessen Namen spielt: Aus den Buchstaben der verwendeten Nudista wurde 1/13 herausgeschnitten, sodass eine neue Hausschrift entstand, die perfekt zum Inhalt der Thriller- und Crime-Serien des Senders passt.
Und den Excellence Award für sein Schaffen rund um die Typografie und für sein Lebenswerk gewinnt dieses Jahr Erik Spiekermann. Die Jury würdigt seine »magische Faszination« für Schriften: »Es ist Erik Spiekermanns Leistung, die Klassiker unter den Schrifttypen für den Digitalgebrauch fit gemacht zu haben – noch wichtiger – künftige Klassiker direkt für den Computersatz zu gestalten.«
Auf der Adobe MAX stellte der Softwarekonzern gerade Neuerungen für seine Kreativtools vor. Aber waren auch sinnvolle neue Features für Designer und Developer mit dabei?
Alles in die Cloud: Das neue Lightroom CC lädt alle Fotos auf die Adobe-Server. Eine Bearbeitung ist an (fast) jedem Endgerät möglich
●Wie stets hat Adobe ihre Hausmesse MAX in Los Angeles genutzt, um Neuerungen bei den Kreativ-Apps zu präsentieren. Die größten Änderungen betreffen den Fotobereich, und hier vor allem Lightroom: Adobe bietet das Bildverwaltungs- und -bearbeitungstool jetzt in zwei Versionen an.
Lightroom Classic führt die Linie des bekannten Lightroom CC fort. Hier verstecken sich die Unterschiede zur Vorgängerversion eher unter der Haube: Schneller ist es geworden, sowohl beim Darstellen der Vorschauen als auch beim Wechsel zwischen den Modulen. Außerdem gibt es jetzt Luminanz- und Farbmasken zum gezielten Bearbeiten einzelner Bildbereiche.
Lightroom CC – ein komplett neues Programm
Lightroom CC ist hingegen ein komplett neues Programm, das unter dem Namen des alten segelt. Es verfügt zwar über alle Raw-Entwicklungsfeatures der Classic-Version, lädt aber zwangsweise alle (!) Fotos in Originalauflösung in die Creative Cloud hoch. Der Vorteil: Sie stehen auf allen Endgeräten (auch Smartphones oder Tablets) zur Verfügung, auch in voller Auflösung.
Dieser cloudbasierte Fotoservice funktionierte im Test gut, selbst auf älteren Tablets lässt sich dank der intelligenten Vorschaudateien gut mit den hochaufgelösten Daten in den neuen Lightroom-Mobile-Apps arbeiten. Es fragt sich bloß, ob Fotografen bereit sind, ihre Originale der Cloud anzuvertrauen. Immerhin lässt sich eine lokale Kopie der Daten vorhalten, was der User aber in den Einstellungen von Lightroom CC erst aktivieren muss.
Fotografen können Einzelpakete mit Lightroom Classic (inklusive Photoshop), Lightroom CC (inklusive 1 Terabyte Cloudspeicher) oder alles zusammen buchen. Auch die deutschen Preise stehen bereits fest: Es bleibt bei knapp 12 Euro monatlich für Lightroom Classic oder CC. Wer beides benötigt, bezahlt im ersten Jahr circa 18 Euro, später betragen die Kosten knapp 24 Euro im Monat.
Neu in Photoshop CC 2018 ist das Curvature Pen Tool: Es bekommt einen eigenen Eintrag in der Werkzeugleiste und vereinfacht das Zeichnen von Pfaden
Und Photoshop, Illustrator und InDesign?
Adobe hat auch alle anderen Apps aktualisiert: Photoshop erhält neben dem neuen Curvature Pen Tool einen direkten Zugang zur Lightroom-Bibliothek und Step-by-Step-Anleitungen für einzelne Werkzeuge. Pinsel kann man jetzt in einer eigenen Palette organisieren.
Illustrator und InDesign wurden ebenfalls leicht überarbeitet: Das Layoutprogramm kann nun Text in den CC-Bibliotheken verwalten, und Illustrator erhält ein kontextsensitives Eigenschaften-Panel sowie ein Puppet Warp Tool (das aus Photoshop bekannte Formgitter).
Das Prototyping-Tool Adobe XD hat eine Assets-Palette, in der sich Schriften, Icons und andere Elemente des Projekts sammeln und editieren lassen
Prototyping-Tool Adobe XD
Das früher schon mal präsentierte Projekt Felix ist jetzt final und wurde in eine App namens Dimension CC gegossen. Sie erleichtert das Arbeiten an 3D-Inhalten und kommt in erster Linie beim Verpackungsdesign zum Einsatz. Das Prototyping-Tool Adobe XD (Experience Design) ist gleichfalls final. Neu sind der Zugriff auf die CC-Bibliotheken und eine Assets-Palette, die die verwendeten Schriftschnitte, Icons et cetera vorhält und in der sich alle Assets projektübergreifend bearbeiten lassen.
Ob Bio-Laden, Technik- oder Drogeriemarkt – überall sind Verpackungen neuen Stils zu sehen. Wir haben uns umgesehen.
●Übrigens: Wer mehr übers Thema Verpackungsdesign lesen will, kann zu PAGE 11.2017 greifen. Da gibt es eine ganze Titelgeschichte zu aktuellen Entwicklungen im Packaging. Doch jetzt zu unserer Trendschau, bei der es sich übrigens nicht um irgendwelche utopisch schönen Designs handelt, die bloß auf Designblogs zu sehen sind … Alles steht wirklich im Regal (oder gibt’s online zu kaufen)!
Lifestyle Brands
Das Wichtigste vorweg: Jedes Produkt, sei es noch so schnöde, hat heute das Potential, eine Lifestyle-Marke zu werden– auch dank Verpackungsdesign. Das gilt sogar für Reinigungs- und Geschirrspülmittel, wie etwa die neue Mapa-Spontex-Marke You. Unter www.you-natuerlichstark.de heißt es dazu: »Kein Grund mehr, die Reinigungsmittel hinten im Schrank zu verstecken. Sie enthalten nicht nur 100% pflanzliche Wirkstoffe, sondern sehen auch gut aus! Lassen Sie sie ruhig auf der Spüle stehen!« Man könnte hinzufügen: »Oder fotografieren Sie sie für Instagram!«
Dekorative Muster
Statt mit den üblichen Produktfotos arbeitet modernes Packaging gern mit Mustern, ob geometrisch gekachelt oder verspielt. Ausdrücklich um für die Millenials attraktiv zu werden, ließ Häagen-Dazs jüngst sein Packaging von Love aus Manchester überarbeiten. Die Designer testeten die knapp fünfzig Sorten des Eisherstellers und entwickelten daraus Beschreibungen und Mood Boards für Kreative in aller Welt, darunter Digitalkünstler Santtu Mustonen, Textildesignerin Cassie Byrnes, Pattern-Spezialist Kustaa Saksi oder Illustratorin Marina Esmeraldo.
Technik made easy
Wie gesagt, das Packaging technischer Geräte sieht häufig aus, als hätten die Techniker es selbst gestaltet. Wie macht man gerade kompliziertere Produkte nahbar? Der Agentur Wolff Olins gelingt das beim Smart-Home-Anbieter Hive mit auffallenden Farben und einem entspannt dynamischen Design. So sieht Technik, vor der viele noch zurückschrecken, freundlich und kinderleicht aus … Es verwundert, wie wenige Techniklabels es bisher schaffen, sich auch vom Packaging her ebenso stylisch wie zugänglich zu inszenieren. Dabei hat Apple doch wahrlich vorgemacht, wie das geht.
Editorial Design
Erstaunlich wenig innovatives Packaging-Design findet man in Mediamärkten. Bestenfalls regiert schlichte Funktionalität – also Produktfoto plus technische Infos. B&O Play, die junge Marke von Bang & Olufsen, wollte emotionaler auftreten. Die Inspiration holte sich die Agentur Pearlfisher von edlen Printmagazinen à la »Kinfolk«. Eine narrative Bildsprache deutet das Erlebnis des Musikhörens an, ebenso elegant ist die Typo, die eher mit Lese- als mit Displayschriften arbeitet. Letzteres ist übrigens auch häufig bei Kosmetikmarken zu sehen, dann gerne linksbündig.
Vornehme Zurückhaltung
Bisher ging es in den Regalen eher darum, welche Verpackung lauter schreit. Von der üblichen Massenware setzen sich neue Marken gern durch einen reduzierten Look und dezente Farben ab. Um den gewünschten Premium-Appeal zu erreichen und tatsächlich als herausragend gegenüber der Konkurrenz zu wirken, muss dieser gestalterische Purismus aber gekonnt sein … Wie bei Hermann Fleischlos. Die Agentur d.signwerk aus Linz sorgte für Branding und Packaging der Marke – und setzten das Motto »Weniger ist mehr« plakativ um.
Viel versprechendes Wording
Im Drogeriemarkt geht es poetisch zu, Texter sind für die in der Packagingbranche sogenannte »romance copy« schwer gefragt. Sie nennen Duschgels »Hallo Glückstag« (»spürbar erheiternder, pflegender Duschgenuss«), versprechen »ein wolkiges Gefühl von Beschütztheit« für Schaumbäder namens »Geborgenheit« et cetera. Andere versuchen es mit Witz. Baleas neue Kosmetikreihe »Born to be lazy« ist mit einer süüüßen Faultier-Illu und der Einladung zum »lässigen Chillen« versehen. Auf der Facebook-Seite von Balea fanden die Faultier-Produkte viele Fans, manche wollten gleich das ganze Sortiment kaufen …
Kleine Kostbarkeiten
Nespresso hat vorgemacht, wie man möglichst wenig Produkt möglichst aufwändig verpackt. Mit der Marke waterdrop™, dem »ersten Microdrink der Welt«, geht Kvell aus Österreich ähnliche Wege, aber mit umweltfreundlichem Anspruch. Statt Millionen Kunststoffflaschen mit Getränken zu verbrauchen, kann man mit waterdrop™ schlichtem Wasser Superfood-Extrakte, Vitamine und Geschmack zuführen. Christoph Hermann, ehemals Mitarbeiter im Designstudio von Ross Lovegrove, gestaltete die Packung aus biologisch abbaubarem Paper Foam. Dafür gab’s sogar einen Dieline Award für »Sustainable Packaging«. Noch ökologischer wäre allerdings, etwa Zitronensaft zu benutzen …
Deplastify Your Life
Schon mal darüber nachgedacht, statt Shampoo aus der Plastikflasche einfach Haarseife zu nehmen? Die kommt nämlich mit einer Verpackung aus Papier aus und ist einer neuesten Trends beim sogenannten Plastic Detox. Tatsächlich haben immer mehr Leute keine Lust auf Plastikorgien, benutzen Seife statt Duschgel oder Waschpulver statt Flüssigwaschmittel. Das spart auch CO2, denn die unzähligen Plastikflaschen, die kreuz und quer durch Europa gekarrt werden, enthalten vor allem Wasser.
Haarseife, Deo-Steine oder Zahnputztabletten, die man zerbeißt und dann damit putzt, erweitern die Optionen. Die britische Firma Lush beweist mit fast tausend Filialen in aller Welt und knapp fünfzig in Deutschland bereits, wie erfolgreich solche Produkte sein können. Nach eigenen Angaben hat Lush, die einen ziemlich schrillen Auftritt pflegt, nur durch ihre Haarseifen schon sechs Millionen Shampoo-Flaschen überflüssig gemacht. Jetzt ziehen kleine hiesige Hersteller nach, ihre Produkte sind oft noch – nicht sonderlich nachhaltig – nur online bei Anbietern wie www.zerowasteladen.de oder www.natural-and-pure-solids.de zu haben.
Besonders charmant geht Lamazuna aus Frankreich das Thema Müllvermeidung an. Der Name bedeutet auf Georgisch junges, schönes Mädchen. Das Packaging zieren Pflanzenmuster im Retro-Look, worunter sich Elemente mischen, die auf den Inhalt hindeuten. Wie hier bei der Zahnpasta am Stiel. Diese funktioniert übrigens ganz einfach: Zahnbürste anfeuchten, über den Zahnpastablock streichen und wie gewohnt putzen.
Von allen Trends, die wir hier vorgestellt haben, ist dieser wohl der revolutionärste – und eigentlich simpelste. Es wäre nichts dagegen einzuwenden, wenn Mainstream-Kosmetikhersteller auf den Zug aufspringen.
Qualität statt Quantität: So das Motto des Animationsstudios Musclebeaver aus München.
●»50 Prozent Animation, der Rest sind reine Illustration und Grafikdesign« – so sieht das Spektrum der Agentur Musclebeaver laut Andreas Kronbeck aus. Mit Tobias Knopf studierte er bis 2005 an der FH München Kommunikationsdesign, beide entdeckten ihre Leidenschaft für das damals noch recht frische Thema Motion Graphics.
Inzwischen betreiben sie seit zehn Jahren eine Agentur, der Anteil an Animationsaufträgen wächst stetig. Darunter viele Erklärfilme, aber auch eine letztes Jahr bei den Eyes & Ears Awards als Best Viral ausgezeichnete Kampagne für Pro7 (siehe unten) oder das Design für ein Corporate Event von Sony in München, von Einladungskarten und Mailings bis hin zu animierten Trailern.
Auch internationale Kunden gibt es, etwa aus Großbritannien. Und das, ohne dass die Muskelbiber je Akquise betrieben hätten. Im Gegenteil, sie lehnen auch mal Aufträge ab. »Wir haben immer Projekte rausgepickt, die uns weiterbringen. Statt reiner Money-Jobs bevorzugen wir Aufträge, wo man etwas ausprobieren oder freier arbeiten kann. Wenn die Arbeiten dann über Behance und Vimeo im Netz kursieren, bekommt man wieder neue interessante Jobs«, so Andreas Kronbeck.
Andreas Kronbeck von der Münchner Agentur Muslebeaver
Die Bildsprache entwickeln sie selbst, ohne externe Illustratoren. Neue Looks inspirieren oft neue Kunden: Line-Art-Illus für einen Geschäftsbericht brachten Musclebeaver etwa Anfragen nach einem Erklärfilm in diesem Stil. Konzeptionelles und technisches Know-how erwarten sie auch von den Freelancern, die mitarbeiten. »Wir kommen ja aus der Illustration und dem klassischen Grafikdesign und brauchen Leute mit grafischem Verständnis und der Fähigkeit, das umzusetzen.« Was hoffentlich endlich häufiger anzutreffen ist, wenn die Disziplinen enger zusammenwachsen.
Wer noch mehr tolle Animationsstudios kennenlernen will, findet noch mehr Firmenporträts in unserer Ausgabe 11.2017. Das Magazin gibt es hier.
Weiter oben wurden diese preisgekrönten Virals erwähnt. Die Message der Clips fürs Programm »Schools on« von Pro7, bei dem Schüler selbst Beiträge machen konnten: Man muss nichts Beklopptes machen, um ins Fernsehen zu kommen …
Weitere Arbeiten von Musclebeaver, zum Beispiel ein Clip für WeWash
… oder ein Bumper für die Serie »Was tun?«, die in der Show »Abenteuer Leben« auf Kabel Eins lief
Die Grafik ist die größte Werkschau für Grafik und visuelle Ausdrucksformen in der Schweiz.
●Junge Kunst, grafische Arbeiten, Typografie, Illustrationen, Games, leckere Drinks und gute Musik – all das erwartet die Besucher der Grafik17. Jährlich zeigen über 130 nationale und vereinzelt internationale Grafiker, Illustratoren, Typografen, visuelle Gestalter, Game Designer und Künstler ihre aktuellen Arbeiten und verschaffen so einen repräsentativ aktuellen Überblick über das grafische Schaffen in der Schweiz.
Für eine Bewegtbildkampagne der Rauch Juice Bar zeichnete Ralf Bierhenke, Artdirektor bei Kolle Rebbe in Hamburg, ein detailliertes Storyboard. Hier sehen Sie, was aus den Skizzen wurde.
●Ralf Bierhenke scribbelt gerne, auch wenn es ihm als studiertem Illustrator gelegentlich etwas schwerfällt, nicht zu sehr ins Detail zu gehen. Für die Rauch Juice Bar mit vier Locations in Österreich und zwei in Deutschland sollten YouTube-Filme und TV-Spots entstehen. Dass dieses Storyboard so detailliert ausfiel lag daran, dass den Kreativen dieses Projekt sehr am Herzen lag und der Kunde sehen sollte, wie viel Liebe sie hinein gesteckt haben. Da kann es hilfreich sein, im Storyboard beispielsweise Personen näher zu definieren. »Dabei versuchen wir immer, den ein oder anderen Film- oder Montagetrick, den wir uns wünschen, schon im Storyboard abzubilden. Wie zum Beispiel Match Cuts beim Schneiden der Früchte,« so Ralf Bierhenke.
Dass im fertigen Film dann doch einiges anders aussieht, liegt daran, dass das Storyboard eine Grundlage für den Regisseur ist, der natürlich seine eigenen Inszenierungsideen einbrachte.
Für UX & UI Designer sind Websites ein enorm wichtiges Akquise-Tool. Gelungene Beispiele zur Inspiration liefert unsere Linkliste.
Screenshot der Website von UX-Designerin Liz Wells.
●Sieht man sich im Web nach UX- & UI-Designern um, fällt auf, dass viele von ihnen auf extrem minimalistische Auftritte setzen – manchmal gar ohne Arbeitsbeispiele. Dabei bietet es sich gerade in den Bereichen UXundUI Design an, Projekte detailliert aufzubereiten und zu demonstrieren, wie man vorgegangen ist, um Probleme zu eliminieren. Kostet natürlich Zeit, lohnt sich aber für die Akquise!
Ein paar Beispiele, die uns aus verschiedenen Gründen überzeugt haben:
1. http://www.lizvwells.com/ Die UX-Designerin Liz Wells aus Brooklyn zeigt auf ihrer Seite wenige ausgewählte Projekte (z. B. für Google und Spotify), deren Entstehungsprozess sie mithilfe gescribbelter Skizzen bebildert. Außerdem demonstriert sie anhand kurzer Bildschirm-Videos, wie sich die fertigen Anwendungen bedienen lassen. Die Vorschaubilder erscheinen auf der Startseite als großflächiger Hover-Effekt.
2. https://www.christinewalthall.com/ Christine Walthall, UX-Expertin aus Los Angeles, bindet für die Dokumentation ihrer Arbeit unter anderem Sitemaps, Wireframes und Navigations-Flows ein. Die Startseite zeigt statt eines Grids großformatige Vorschaubilder.
3. http://oberhaeuser.info/ Der Hamburger Interface-Experte Martin Oberhäuser durchbricht auf der Seite seines Studios Bureau Oberhaeuser die typische Grid-Anordnung mit größeren Boxen, die auf Social-Media-Kanäle oder Blog-Beiträge verweisen. Interfaces präsentiert er stets in animierter Form, teilweise mit Animationen oder Videos, die eine App in action zeigen.
4. https://azumbrunnen.me Auf der Seite von Adrian Zumbrunnen wird man von einem Conversational Interface begrüßt – und zwar mit Humor. Der Gestalter aus Zürich nutzt es, um Website-Besucher zur Kontaktaufnahme aufzufordern – Kaffee oder Tee inklusive.
5. http://orangeyouglad.com/ Auch die Agentur Orange You Glad aus Brooklyn legt Wert auf eine nette Begrüßung potenzieller Kunden: Viele verschiedene illustrierte »Hellos« wechseln sich auf der Startseite ab.
6. https://youngandhyperactive.de Es muss nicht immer alles bierernst sein! Die Agentur young and hyperactive lädt Website-Besucher zu Browser-Spielchen ein. Und das Kontaktformular spricht vier Sprachen – von Kölsch über Yoda.
7. http://www.narrowdesign.com/ Nick Jones, Interface Designer und Prototyper aus North Carolina, hat sich für seine Seite einen besonderen Dreh überlegt. Im wahrsten Sinne des Wortes: das Spiral-Interface bewegt sich beim Scrollen im Uhrzeigersinn. Für Schwindelanfällige gibt’s eine harmlose Version der Seite.
8. http://www.thegeekettez.com/ Die Website von The Geekettez, UX-Expertinnen aus Mannheim und Berlin, zeichnet sich durch eine sehr detaillierte Aufbereitung der Projekte aus. Außerdem finden sich zahlreiche Call-to-Action-Buttons mit abwechslungsreichen Sprüchen.
9.https://www.roninamsterdam.com/ Auf der Startseite der Agentur Ronin scrollt man sich durch die Buchstaben R, O, N, I und N – und hinter jedem verbirgt sich eine Arbeit (z. B. für adidas oder Heineken), dynamisch und bunt aufbereitet.
10. http://www.rubensanchez.design/ Der spanische Interface Designer Rubén Sánchez hat seine Projekte vertikal angelegt, sie lassen sich mit den Pfeiltasten durchblättern. Die Vorschaubilder sind rund – und dienen beim Draufklicken als Hintergrund für die jeweilige Projektseite.
11. http://www.chantastique.net/ Chantal Jadard verzichtet auf ihrer Startseite auf Fotos – und hat sich stattdessen für extragroße Überschriften entschieden, die ihre Aufgabenstellung zusammenfassen.
12. https://wonderlandindustry.com/ Das Designstudio Wonderland aus Amsterdam experimentiert auf seiner Seite mit den unterschiedlichsten Effekten in schwarzweiß – zum Beispiel flackernde Typo mit Sonderzeichen.
In PAGE 12.2017 gehen wir darauf ein, worauf es für Interface und UX Designer bei der Gestaltung ihrer Portfolio-Websites ankommt. Mit vielen Tipps – unter anderem von Martin Oberhäuser, The Geekettez und young and hyperactive. Die Ausgabe ist ab sofort im Shop erhältlich.
Wie einfache Skizzen den kreativen Prozess beflügeln und die nonverbale Kommunikation erleichtern …
●Pillhühner, Muster, Bandlogos, Gesichter – was haben wir nicht alles in unsere Schulbücher, Hefte und Notizblocks gekritzelt. Häufig aus Langeweile, manchmal auch, um uns besser konzentrieren zu können. Meist waren diese Zeichnungen völlig sinnfrei. Schade, denn Scribbeln kann im kreativen Prozess ein sehr hilfreiches Kommunikationstool sein. Ob beim Briefing oder im Kundengespräch – eine Skizze erklärt ein Konzept häufig schneller und besser als viele Worte und liefert eine Diskussionsgrundlage, die sich weiterentwickeln lässt.
Auch innerhalb des Teams funktioniert die nonverbale Kommunikation prima. Bei der Digitalagentur denkwerk in Köln etwa. Die Landingpage für eine Sharing-Werkzeugbox von Black+Decker stand bereits, als die UX Designer eine neue Idee hatten. Aber erst deren Skizze – ein Haus mit verschiedenen Etagen – überzeugte Kreativdirektorin Alina Schlaier davon, die Seite noch einmal neu, eben in Form eines solchen Hauses zu konzipieren (siehe PAGE 12.2017). Wobei man ein Scribble an sich möglichst reduziert halten sollte, um beim Gegenüber nicht schon feste Bilder im Kopf zu verankern und um geschmäcklerische Einwände zu vermeiden.
Scribbeln zieht sich durch alle kreativen Disziplinen, von Layoutskizzen übers Storyboarding bis zum UX-Prototyping.
Gerade in Digital- und Service-Design-Agenturen sind Wände voller Post-its gang und gäbe. So lässt sich beispielsweise die Struktur einer Website visualisieren und die Zusammenhänge zwischen den Funktionen deutlich machen. An die Wand gepinnt, für jedermann sicht- und kom mentierbar, ohne dass man sofort etwas programmieren muss. Und weil man beim Scribbeln Dinge gleich in eine Struktur und Reihenfolge bringt, hilft es auch beim Denken. Und noch einen großen Vorteil bietet es: In vielen Agenturen arbeiten Developer und Designer aus aller Welt – da funktioniert das Kommunizieren einer Idee mittels Skizzen oft besser als mit Worten.
Jeder Gestalter sollte fähig sein, einen Gedanken visuell zu skizzieren. Aber nicht in jeder Ausbildung wird das zeichnerische Handwerkszeug vermittelt, speziell in den digitalen Studiengängen steht das oft hintan. »Bitte ich neue Praktikanten, etwas zu scribbeln, haben sie meist Hemmungen«, berichtet Ralf Bierhenke, Artdirektor bei Kolle Rebbe in Hamburg. »Es ist doch etwas anderes, ob man in sein persönliches Notizbuch kritzelt oder etwas zeichnen soll, das auch andere zu sehen bekommen.« Doch hätten sie erst mal verstanden, dass »ein Scribble ja nun gerade nicht perfekt sein muss, verlieren sie die Ehrfurcht auch schnell und zeichnen drauflos«, so Bierhenke. Weiterlesen
Sketching, Graphic Recording, Visual Thinking – in diesem Heft dreht sich alles ums Scribbeln und wie man es am besten einsetzt.
●Scribbeln gehört zum Handwerkszeug eines jeden Gestalters – sei’s zur Verdeutlichung erster Ideen, fürs Briefing, im Kundengespräch oder bei der Entwicklung von User-Experience-Projekten. In PAGE 12.2017 zeigen wir anhand von Praxisprojekten, wie Sie mit einfachen Skizzen den kreativen Prozess beflügeln und die Kommunikation erleichtern.
Skizzen und Scribbles ziehen sich durch alle Kreativdisziplinen, vom Layout übers Storyboarding bis zum UX-Prototyping. Keine Digital- und Service-Design-Agentur ohne Post-it-Wand, an der Designer und Developer sich mittels Skizzen über Konzepte und ihre Umsetzungen austauschen.
Und doch haben viele Kreative Hemmungen, einfach so drauflos zu kritzeln …
Das lässt sich ändern: In PAGE 12.2017 sprechen wir mit Graphic-Recording-Expertin Anna Lena Schiller über die Kunst visuellen Denkens, sagen, welche analogen Zeichenwerkzeuge und digitalen Tools sich fürs Scribbeln eignen, und geben praktische Sketchnote-Tipps.
Vintage-Illustratoren wiederentdeckt Wie inspirierend der Blick in die Vergangenheit sein kann, beweisen diese fünf Zeichner und ihr Werk
Voice User Interfaces gestalten Statt grafischer Interfaces gilt es zunehmend sprachgesteuerte Anwendungen zu entwerfen. Wir berichten, wie sich die Arbeit von Designern dadurch verändert
Portfolios von UX-/UI-Designern Was die Darstellung ihrer Fähigkeiten angeht, neigen Interaction Designer offenbar zum Understatement. Das muss nicht so bleiben! Wir präsentieren frische Portfolio-Sites – samt vielen Tipps zur Umsetzung
Step by Step: Digital-analoges Lettering Seine Artworks kreiert der New Yorker Designer Glenn Wolk sowohl am Computer als auch von Hand auf Papier. Er zeigt uns, wie er dabei vorgeht
Ratgeber: Farbkonzepte fürs Webdesign Was muss man bei der farblichen Gestaltung der interaktiven Elemente beachten? Tools & Tipps
Mehr zum Thema »Sketch it – Designkonzepte entwickeln und visuell kommunizieren« lesen Sie in der Titelstory in PAGE 12.2017:
Dynamic Sales Media für BMW Von der iPad-App zum Printkatalog: So entstand das modulare Medienkonzept von Serviceplan Content
Geschäftsbericht für Studiosus Reisen Wie Design Directors bei Kochan & Partner komplexe Marken- und Gestaltungsprojekte steuern
Check-up: Customized Agencies Immer mehr Agenturen starten Exklusiv-Ableger für nur einen Kunden. Geht das Konzept für beide Seiten auf?
Connect Creative Competence Unsere Brancheninitiative zur Förderung neuer Kompetenzen
Job & Gehalt
Transaction Editor
Ein- und Ansichten aus der Kreativbranche, Step-by-Step-Tutorials sowie Projekte aus Editorial Design, Digital Design und Development – dazu Know-how aus Fotografie, Illustration, Typografie und Papier und vieles mehr aus den Bereichen Konzept, Design und Entwicklung gibt’s jeden Monat in PAGE. Testen Sie uns im PAGE Miniabo oder im PAGE Einzelheft. Oder ordern Sie das PAGE AboPlus in Print und digital.Studenten erhalten hier das günstigere PAGE Studentenabo.
Wir danken Baugeld Spezialisten (München), Black+Decker (Towson, Maryland, USA), denkwerk (Köln), Kolle Rebbe (Hamburg), Moby Digg (München), Nadine Roßa (Berlin), Rauch Juice Bar (Wien), Riesenspatz (Berlin) und Ritter Sport (Waldenbuch) für Einblicke und Anregungen zum Thema »Sketch it!«.
Der Illustrator Florian Weiß hat obskure Tiermeldungen in ein Buch verwandelt, das so mitreißend wie umwerfend schön ist – und mit einer speziellen Technik gezeichnet.
●Tiere sind in. Man findet sie in großen Ausstellungen, als Mode-Motiv, beim Herrchen an der Leine, erforscht ihre Psyche und ihre Empathie.
Einen ganz anderen Blick auf die Tierwelt hingegen wirft das Buch »Ich werde über diese Merkwürdigkeit noch etwas drucken lassen« von Lucia Jay von Seldeneck, die absurde Zeitungsmeldungen über Tiere zum Anlass für 30 Kurzgeschichten nahm. Darin erzählt sie, warum der Hitlerkäfer fast ausgestorben ist, welches Tier beinahe den Bau des Panamakanals verhinderte, warum der japanische Kaiser Hirohito so gerne über Fische sprach, wie man die Seidenraupe entdeckte oder welche Schreckensgeschichten sich um Kraken ranken.
Diese »Tiermeldungen aus zwei Jahrtausenden« sind so unterhaltsam wie überraschend – vor allem aber sind sie von Florian Weiß illustriert.
Der Berliner hat schon lange ein besonderes Faible für Tiere und setzte diese mit einer speziellen Technik um, bei der er in Schwarzweiß und Punkt um Punkt zeichnet und sich so die Tiere zusammensetzen, leicht abstrahiert, lebendig und mit vibrierender Textur. Ganz wie der Schwalbenschwanz-Schmetterling, die Seychellen-Riesenschildkröte, das Malaiische Schuppentier oder das Gelbe Ästuar-Seepferdchen. Auf Doppelseiten, die zum Ausklappen sind, durchziehen sie das Buch und werden von Landkarten flankiert, die den jeweiligen Lebensraum zeigen.
Florian Weiß und Lucia Jay von Seldeneck: Ich werde über diese Merkwürdigkeit noch etwas drucken lassen. Tiermeldungen aus zwei Jahrtausenden, 196 Seiten, 30 Aufklappseiten, Hardcover mit Halbleinen, Verlag Kunstanstifer, 28 Euro, ISBN: 978-3-942795-59-3
Ein ganzes Jahr lang zeichnet Christian Pietrzok jeden Tag einen Buchstaben oder eine Zahl und postet diese auf Instagram.
●Es gibt Leute, die machen jeden Tag Sport, verzichten auf Nutella oder auf Alkohol oder denken sich wer weiß was aus, um ihre Selbstdisziplin zu testen. Der Berliner Designer Christian Pietrzok betreibt neben seinem Alltagsjob eine Art Design-Challenge: Für das ganze Jahr 2017 hat er sich verpflichtet, täglich einen Buchstaben oder eine Zahl zu gestalten und auf seinem Instagram-Account zu posten. Das Projekt heißt »a letter a day« und ist von der jährlichen 36-Days-of-Type-Challenge auf Instagram inspiriert, nur dass er die Idee eben auf ein ganzes Jahr ausweitete. Nun sind nur noch 66 Tage übrig und es macht wirklich Spaß anzuschauen, was Christian Pietrzok bis jetzt gestaltet hat. Weiter so!
Bei der Entwicklung von VR-Erlebnissen verantwortungsvoll agieren: Empfehlungen von der israelischen Designerin Ayelet Batist …
●Die israelische Designerin Ayelet Batist ist äußerst vielseitig. Sie arbeitet als Creative Leader bei der Jerusalemer Digitalagentur Lightricks, berät zudem Unternehmen als UX-Consultant und tritt als Mentorin einer Veranstaltungsreihe in Erscheinung, die Designer und Entwickler ermutigt, NGOs bei ihrer digitalen Auftritten zu unterstützen.
Ayelet Batist hat sich sehr eingehend mit der Forschung rund um Virtual Reality auseinandergesetzt und fordert Designer auf, bei der Entwicklung von VR-Erlebnissen verantwortungsvoll zu agieren.
Hier ihre Empfehlungen:
1) Informiert euch!
Als VR-Designer habt ihr viel Macht und könnt bestimmen, wie tief die User beeinflusst werden. Geht sorgsam mit dieser Verantwortung um und setzt euch mit den kurz- und langfristigen psychologischen Folgen von VR-Erlebnissen auseinander!
2) Tragt das Wissen weiter!
Gerade die Labs, die sich seit Jahren mit Experimenten rund um VR beschäftigen, müssen ihre Erkenntnisse an Designer weitergeben und sie damit in die Lage versetzen, die psychologischen Begleitaspekte zu verstehen.
3) Denkt an die User und testet sorgfältig!
Jeder UX Designer weiß, dass man den Nutzer ins Zentrum des Entwicklungsprozesses stellt und in Usertests nachvollziehen muss, wie reale Menschen auf die Anwendung reagieren. Im VR-Design muss man die Reaktionen der User auf das Erlebnis sehr genau beobachten, um kurz- oder langfristige Wirkungen zu erkennen. VR Experiences stehen irgendwo zwischen Game und Erlebnispark. Entsprechend sollte es zur Sicherheit der User – vor allem für Kinder – Altersbeschränkungen oder Warnhinweise geben, um sie vor zu immersiven Erlebnissen zu schützen.
4) Wählt die moralisch richtige Seite!
Arbeitet nur mit Leuten, Unternehmen oder Institutionen, die diese Technologie im besten Sinne nutzen. Zum Beispiel in der Bildung, zur Therapieunterstützung, für die Umwelt oder einfach zur Unterhaltung. User sollen aus solchen Anwendungen Gewinn schöpfen, sie dürfen nicht auf ihre Kosten gehen.
Editoren mit grafischen Interfaces ermöglichen die Entwicklung von WebGL-Anwendungen ohne Code.
●Den gestalterischen und technischen Rahmen einer Website mit WebGL-Elementen erstellt man in der Regel mit Webstandards, also HTML, CSS und JavaScript. Die 3D-Grafiken selbst lassen sich nativ in GLSL (OpenGL Shading Language), einen mit der Programmiersprache C vergleichbaren Code, generieren. Gängiger ist es jedoch, dafür 3D-Modelling-Software wie Blender, Cinema 4D oder Maya zu verwenden und die Daten anschließend nach WebGL zu exportieren. Daneben gibt es eine Reihe von Bibliotheken und Frameworks auf Basis von JavaScript, die den Programmieraufwand verringern, indem sie den Umfang des zu schreibenden Codes für WebGL-Projekte stark reduzieren. Dazu zählen etwa three.js, BabylonJS oder PixiJS.
Großer Beliebtheit erfreut sich mittlerweile auch die Möglichkeit, WebGL-Anwendungen ganz ohne Code zu schreiben. Mit Tools, die die Programmierfunktionen in ein grafisches Interface kleiden, können beispielsweise auch (Motion) Designer WebGL-Inhalte erstellen oder bearbeiten, ohne den Programmierer um Unterstützung bitten zu müssen. Jeder im Team kann auf das aktuelle Projekt zugreifen, sodass ein hohes Maß an Kollaboration und direkter Beteiligung aller am Designprozess möglich ist.
Ein weiterer Vorteil dieser visuellen Editoren besteht darin, dass sie den Gestaltungsprozess beschleunigen, indem sie das Arbeiten in Echtzeit erlauben, der Code muss also nicht erst gespeichert, weitergereicht und kompiliert werden, um das Ergebnis zu betrachten, sondern es wird sofort im Browser angezeigt. JavaScript-Bibliotheken haben zwar meist den Vorzug größerer Flexibilität, da man unmittelbar im Code beliebige Änderungen vornehmen kann, allerdings bieten auch Editoren neben der Konfiguration über das grafische Interface die Möglichkeit, den Code zu bearbeiten. Im Folgenden stellen wir ihnen die drei vielversprechendsten Tools vor.
Tools für WebGL
Der Games-Experte: PlayCanvas
PlayCanvas stellt einen Editor zur Verfügung, in den man 3D-Modelle per Drag-and-drop importieren kann. Änderungen im Projekt werden in Echtzeit berechnet und sichtbar, ohne dass Code erst kompiliert werden muss, um das Ergebnis darzustellen. PlayCanvas ist mit einer integrierten Physik-Engine ausgestattet, um Objekten realistische Eigenschaften zuzuordnen, was das Tool besonders für die Umsetzung von Spielen interessant macht. Auch das grafische Interface ähnelt dem der Game-Engine Unity. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, den Code direkt zu bearbeiten https://playcanvas.com
Der Newcomer: Autodesk Project Play
3D-Modelling-Spezialist Autodesk bietet mit Project Play auch ein Authoring-Tool für WebGL-Inhalte an. Das Konzept basiert ähnlich wie bei cables (siehe Seite 90) auf Nodes, einzelnen Modulen, durch deren Kombination man Objekte und deren Eigenschaften definiert. Dafür stehen zwei Kategorien zur Verfügung: zum einen Objekte und zum anderen Verhalten, die der User per Drag-and-drop platziert und verbindet. Die Software zeigt Änderungen am Objekt sofort im Browser an. Mit Project Play, das bisher nur in einer kostenlosen Betaversion verfügbar ist, lassen sich interaktive 3D-Inhalte neben Mobile und Desktop auch für VR-Anwendungen erstellen. https://is.gd/autodeskplay
Der VR-Spezialist: Patches
Mit Patches erstellt man nicht nur 3D-Szenen in WebGL, die Anwendung bereitet die Ergebnisse auch als Stereobild für VR-Brillen auf. Der Editor basiert auf der beliebten JavaScript-Library three.js, die er um ein grafisches Interface erweitert. Die Oberfläche ähnelt der gängiger 3D-Modelling-Software, bei der eine 3D-Szene im Zentrum steht. Der Startszene, fügt man über ein Drop-down-Menü Objekte hinzu und weist ihnen Eigenschaften zu. Patches arbeitet ebenfalls mit vorkonfigurierten Modulen, die sich beliebig miteinander kombinieren lassen. Eine Möglichkeit, direkt auf den Code zuzugreifen, gibt es allerdings nicht. Patches befindet sich zurzeit im kostenlosen Betastadium. https://patches.vizor.io
Das Magazin der Grünen Jugend Hessen sieht nach seinem Relaunch ganz schön gut aus. Ein Blick ins Heft.
●Selten so eine schicke politische Zeitschrift gesehen! Schampus Magazin heißt die Publikation der Grünen Jugend Hessen (GJH), dem jungen Ableger Der Grünen. Seit ihrem kürzlichen Relaunch unter Federführung von Bureau Mitte aus Frankfurt wirkt sie zeitgemäß und cool, erwachsen und trotzdem sehr frisch. Die Gestalterinnen von Bureau Mitte haben eine satte Farbpalette ausgewählt, die einzelnen Töne kommen oft großflächig zum Einsatz – auch auf dem komplett eingefärbten Cover, das jedes Mal in einer anderen Farbe gestaltet wird.
Das typografische Konzept sieht einen Mix aus modernen Schriften und klassisch anmutenden Serifenschriften vor. Besonders sind auch die Fotografien. Sie stammen nicht aus Stock-Datenbanken, Anna Ranches von Bureau Mitte konzipiert die Motive speziell für das Magazin und fotografiert sie eigenhändig, natürlich angelehnt an den jeweiligen Schwerpunkt der Ausgabe.
Schampus erscheint dreimal jährlich für alle GJH-Mitglieder, auch die zukünftigen Ausgaben wird Bureau Mitte gestalten. Das Magazin dient als Sprachrohr des politischen Nachwuchses, enthält beispielsweise Neuigkeiten zur Arbeit der Kreisverbände oder zu Aktionen der GJH und stellt außerdem den Kontakt zu den Landtagsabgeordneten der Partei her. Die ganze Ausgabe gibt’s hier zu sehen (PDF).
PAGE gefällt …: Illustrationen von Natalia Bzdak, die so verschmitzt wie mitreißend mit Zweideutigkeiten spielt, dabei in weibliche Innenleben und unter Röcke gucken lässt – und ein neues Bild von Push-ups kreiert.
Start 2009 habe ich mein Designstudium an der TH Nürnberg beendet. Danach habe ich meinen Master an der HAW Hamburg studiert, den ich diesen Sommer abgeschlossen habe. Seit Sommer 2017 arbeite ich als freie Illustratorin in Deutschland und Polen.
Stil Emotional, üppig, figurativ und zweideutig.
Zudem beschreibe ich meinen Stil gerne als grafische Malerei.
Lieblingsmotive Bei Jobs ist es abhängig vom Kunden, aber persönliche Arbeiten zieren meist Blumen, Nacktheit, Frauen und das Ergründen von zwischenmenschlichen Beziehungen.
Technik Hauptsächlich analog mit Pinsel, Acryl oder Gouache. Digital korrigiert und manchmal collagiert.
Inspiration Eine Tasse guter Kaffee, Musik, Beobachtungen und das Bedürfnis die Welt anders zu sehen.
Kunden Beltz Verlagsgruppe, Hohe Luft, Drogerie dm, Psychologie Heute, Untitled Verlag und Agentur, Magic Moments…