Die Start-up-Kultur ist in die akademische Designlandschaft eingezogen. Wir zeigen Studiengang-Umbauten, Kooperationen und spannende Beispiele aus der Design-Gründerszene.
●Jobs in Startups werden immer beliebter. Die Kultur der Startups hält auch Einzug in deutsche Hochschulen und Universitäten. Studiengänge werden umgebaut, interdisziplinäre Kooperationen angegangen und Designer dazu ermutigt, über die Dienstleistung hinauszudenken.
Wo die junge Gründerszene hingeht, was an Unis und Hochschulen mit Start-up-Förderung zu holen ist und welche Möglichkeiten an Existenzgründungszuschuss es gibt, erfahren Sie im PAGE eDossier »Existenzgründung aus dem Studium heraus«.
Von Gründer-Programmen, die äußerst dynamisch sind und die man eher von US-amerikanischen Hochschulen kennt, können Designer und Developer bisher hierzulande nur träumen. Bisher! Denn aktuell zieht langsam aber sicher die Kultur der Startups auch in deutsche Studiengänge ein.
Das EXIST Gründerstipendium ist ein gutes Beispiel dafür. Mit dem Förderprogramm will das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) das Gründungsklima an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen verbessern sowie die Anzahl und den Erfolg technologieorientierter und wissensbasierter Gründungen erhöhen. Tatsächlich sind für EXIST Stipendiaten Fördergelder von bis zu 150.000 Euro drin, und zwar als Schenkung – kein Darlehen!
Soweit so gut. Doch was können Designer und Developer damit anfangen? Die Antwort liegt auf der Hand: Startups werden Ihre zukünftigen Auftraggeber sein. Denn im Durchschnitt beschäftigen Startups schon im zweiten Jahr nach der Existenzgründung 17 Mitarbeiter.
Warum eigentlich das Arbeiten in einem Start up immer beliebter wird, welche Startups es gibt, die sich aus der täglichen Arbeit von Designern entwickeln, oder was es mit dem EXIST Gründungsstipendium und dem EXIST Forschungstransfer im Detail auf sich hat – all das lesen Sie im PAGE eDossier »Existenzgründung aus dem Studium heraus«.
Auch Hamburgs Independent Magazine Festival rückt die gesellschaftliche Debatte um politische Verantwortung und Werte in den Mittelpunkt.
●Die Indiecon ist ein Festival für unabhängige Magazine, das seit 2014 jährlich in Hamburg stattfindet. Auch dieses Jahr sind wieder Magazinmacherinnen und Magazinmacher aus aller Welt dazu eingeladen, sich auf der Fachkonferenz auszutauschen unter dem Motto »Impact – magazines that make a difference«. Die geladenen Speaker stellen sich der Frage: Was können kleine und mittlere Magazine eigentlich bewegen?
Neben der Konferenz finden auch wieder die Summer School und der Indiemagday im Oberhafen statt:
Summer School: 21. – 25. August Oberhafen, Hamburg
Fachkonferenz: 25. – 26. August Heine-Villa, HH Außenalster
Indiemagday: 27. August Oberhafen, Hamburg
Immer mehr Bandenwerbung . . . »Warum verknappt ihr nicht einfach die Flächen?«, fragt unser Kolumnist Jürgen Siebert.
Foto: Norman Posselt
●Ob man Werbung per Gesetz eindämmen müsse, fragten mich vor Kurzem Redakteure von »Brut«, dem am Fachbereich Kommunikationsdesign der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft entstehenden »Hyper Video Magazin«. Nach einem kurzen »Nein, nicht nötig« hat mich die Frage am nächsten Tag noch mal beschäftigt. Wenn sie im Sinne von »Brauchen wir mehr Reglementierung für Werbung im öffentlichen Bereich?« gedacht war, stehe ich zu meiner Antwort. Ich denke, dass es ausreichend funktionierende Vorschriften gibt, um die Menge der Werbung im öffentlichen Raum zu begrenzen. Auch beim Auto- oder U-Bahn-Fahren fühle ich mich nicht belästigt von Werbeflächen . . ., die natürlich in den Zentren von Großstädten massiver auftreten als in Wohngebieten: mehr Passanten, mehr Werbung.
Störend finde ich jedoch die Parteiwerbung vor Wahlen. Hier funktionieren weder die Spielregeln für die zu nutzenden Flächen noch die Briefings von Werbeagenturen sowie Plakatklebern. Da werden ganze Baumreihen und Grünstreifen – wie Sitzreihen im Parlament – mal komplett an die eine, mal an die andere Partei vergeben – sicherlich nach einem bis zum allerletzten Stamm aufgeschlüsselten Proporz-Masterplan.
Nur so kann ich mir erklären, warum ich auf einer Straßenlänge von 300 Metern 20 Mal vom selben Politikergesicht angegrinst werde. Spätestens beim nächsten Weg zur Arbeit nervt das gewaltig, und dieser Spießrutenlauf dauert ganze sieben Wochen. Dabei würden Agenturen für die Plakatierung an einer Allee garantiert wunderbare zusammenhängende oder sich ergänzende Motive entwickeln. Man müsste sie nur lassen. Doch ich nehme an, dass das Briefing für eine Wahlwerbung kaum ideenreicher ist als ein Gesetzesentwurf in dritter Lesung. Kreativität und mehrheitliches Abstimmen vertragen sich erwiesenermaßen nicht.
Zum Glück finden solche Wahlen im Durchschnitt nur alle zwei Jahre statt. Ganz anders Sportwettkämpfe. Und damit komme ich zu einem eher unerfreulichen Werbeumfeld. Es gibt Sportarten, deren Spielflächen und Bekleidungen mit Firmenlogos übersät sind. Vor zehn Jahren habe ich mich anlässlich der Handball-WM in Deutschland schon einmal im Fontblog darüber aufgeregt, wie entstellt diese Sportart ist, mit zwölf Werbeflächen für sechs Sponsoren auf dem Spielfeld . . . sogar die Schiedsrichter sind gesponsert.
Der Fußball ist noch nicht so weit, aber auf dem Weg dorthin. Tore und Fouls werden in den Stadien von Fluggesellschaften und Krankenversicherungen präsentiert – geschenkt. Die ersten fünf Bundesliga-Mannschaften haben Ärmelsponsoren eingeführt – nicht geschenkt. Die Bandenwerbung wird immer auffälliger animiert – ebenfalls nicht geschenkt. In einigen Fußballarenen ist sie bereits zweistöckig – was soll das? Man könnte auch gleich vor leeren Rängen spielen und die Werbung bis unters Stadiondach türmen – könnte mehr bringen als die Ticketeinnahmen.
Dem Fußball geht es sehr gut. Warum dann jeden Quadratzentimeter vermarkten?
Eine alte Wirtschaftsregel besagt, dass Verknappung die Preise in die Höhe treibt. Vielleicht sollten sich der Deutsche Fußball-Bund und die Vereinsmanager einfach mal an dieses alte kapitalistische Gesetz erinnern, anstatt jeden Quadratmeter ihres Sports zu verkaufen. Wie wäre es denn mit lediglich einem Logo auf der Kleidung, dieses aber zum höheren Preis, weil exklusiv? Statische Bandenwerbung (auf nur einer Ebene) wäre der stärkste Kontrast zum bewegten Spiel und damit viel auffälliger als alle Animationen, die lautlos, aber ohne Pause »Hier bin ich« rufen.
Ich finde es bedauerlich, wenn Managern, die ein Produkt entwickeln und erfolgreich machen sollen, nichts anderes einfällt, als die Räume und Flächen dieses Produkts immer mehr einzuengen. Ich meine: Wir reden von der weltweit beliebtesten Sportart mit großer wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung. Und immer noch hoher Beliebtheit. Warum müssen sich dann die Mannschaften der Ersten und Zweiten Bundesliga vermarkten wie ein Provinzclub? Wo bleibt das Selbstbewusstsein in dieser komfortablen Situation?
Die Frau von Mirko Borsche ist Fotografin – ihre neue Website entstand im Bureau Mirko Borsche.
●In der Welt der Fotografen-Websites herrscht Langeweile, seit einigen Jahren regiert überall die gleiche praktische, aber auf Dauer höchst einförmige Kacheloptik. In PAGE 9.2017 zeigen wir ausführlich, wie funktionale, aber trotzdem individuelle Websites entstehen können.
Zu den Kurzvorstellungen am Ende des Artikels gehört unter anderem das Online-Portfolio von Fotografin Martina Borsche, das im Büro von Ehemann Mirko Borsche auffallend minimalistisch gestaltet wurde. Thumbnails und der Navigation dienende Typo, die bei Mouse-Over in die Kursive kippt, sind geradezu winzig.
Mirko Borsche erklärt dazu folgendes: »Uns war es wichtig, ein reduziertes, klares Umfeld für Martinas Bilder zu schaffen. Martinas Arbeit ist sehr ausdrucksstark, emotional und lebendig. Ein mehr redaktionelles Umfeld unterstreicht meiner Ansicht nach ihre Bildsprache. Die linksbündige Anordnung aller Elemente unterstreicht die Ruhe. Bei der mobilen Umsetzung funktioniert die Seite so, das wir den Platz möglichst optimal ausgenutzt haben, ohne das Smartphone drehen zu müssen.«
Martina Borsche ergänzt: »Manche meiner Bilder sind wild – ich wollte das nicht mit einem lauten Layout unterstreichen, sondern es dem Besucher ermöglichen, sie selbst zu interpretieren und sich ein Umfeld dazu vorzustellen.«
Die Foundry FaceType aus Wien erweitert ihre Schriftfamilie Publica jetzt um eine Slab.
●Bislang erschienen bereits die Publica Play und Sans. Die Familie legt einen Fokus auf die Formensprache der frühen Renner-Entwürfe der Futura sowie Benguiats Bauhaus.
Ebenfalls von Marcus Sterz gestaltet umfasst Publica Slab 18 Schnitte: neun Stärken von Extra Light bis Black plus Italics. Außerdem bietet sie eine Menge OpenType Features, dazu Pfeile, Ziffernvarianten und die größtmögliche Zahl an Währungszeichen. Und natürlich ist auch das kürzlich offiziell eingeführte Große Eszett enthalten.
Zusammen bilden die drei nun eine Superfamilie, die sich super kombinieren lässt.
Zurzeit gibt es bei Myfonts noch einen Einführungspreis. Sans und Play sind um 50 Prozent, die Slab um 90 Prozent günstiger, sie kostet statt 240 nur 24 Euro – ein studentenfreundlicher Einstiegspreis.
Cuckoo heißt durchgeknallt und ein wenig sind das auch die Zutaten des gleichnamigen Cidre, die Ryska Design in ein verspieltes Branding verwandelte.
●Cidre in der Ukraine? Auf jeden Fall! Und zwar einer, der nicht nur klassisch französisch auf Äpfel setzt, sondern auf die unterschiedlichen Früchte, zu denen Orangen, Himbeeren und Kirschen gehören.
Den Hauch von Sommer, der bei Cidre mitschwingt, setzte die ukrainische Agentur Ryska Design in Eiscremefarben um, die sich über die Visitenkarten ziehen und auf denen die beiden o’s im Wortlogo zu rollenden Augen werden.
Die Früchte des Cuckoo Cidre hingegen verwandeln sich auf den illustrierten Etiketten in ein Hochfahrrad, einen Ballon, in antiquierte Hanteln, mit denen ein junger Kerl Himbeeren stemmt, oder Kirschen, die wie ein Ball hüpfen.
Versehen sind sie mit einem Stempel, der auf die 100% natürlichen Zusätze verweist, und zusätzlich mit Farbklecksen der Tinte und Gouache-Zeichnungen.
Das SPPP geht in die zweite Runde – Jetzt Bewerbung einreichen und von den Erfahrungen Hamburger Kreativer profitieren
●Für das Programm bewerben können sich Startups aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, die einen digitalen Hintergrund haben. Ihre Bewerbung mit einem klassischen Pitchdeck aus 10-15 Charts mit Idee, Produkt und Skizze des Business Plans können ab sofort bis Mitte September eingereicht werden. Aus allen Einreichungen werden sechs Startups identifiziert, die am 2. und 3. November in der Hamburger Speicherstadt gemeinsam mit den Patrons arbeiten werden.
Das zweitägige Programm setzt sich zusammen aus Workshops zu Themen wie Design, Prototyping, Markenstrategie, Produktstrategie und Finanzen. In ergänzenden Inspiration-Talks berichten bekannte Unternehmerpersönlichkeiten von ihren eigenen Gründungserfahrungen. Da das Projekt eine Pro-Bono-Initiative ist, ist die Teilnahme für die ausgewählten Startups kostenlos.
Alle weiteren Informationen zum Programm und den Patrons gibt es unter: www.siliconpauli.com
Beschwingter Brush Font trifft auf verspielte Versalschrift (und Herzen!): die neue Schriftfamilie »Ernest & Emily« von Nicky Laatz.
●Der neueste Release der südafrikanischen Font-Designerin und Illustratorin Nicky Laatz heißt Ernest & Emily. Das Scriptfont-Duo besteht aus einer lockeren Pinselschrift und einer ebenfalls handgeschriebenen Versalschrift, die einander perfekt ergänzen. Und sogar vier Herzchen-Glyphen gehören zur Schriftfamilie.
Ernest & Emily passt dadurch natürlich besonders gut zu Hochzeitseinladungen, Grußkarten und Co. Außerdem ist die verspielte Schriftfamilie geeignet für den dezenten Einsatz auf Websites, für Packaging-Projekte oder Zitate auf Postern, Smartphone-Hüllen und Jutebeuteln. Den Brush Font gibt es in den Varianten Regular, Slanted und Upright – sowie jeweils auch in einer Solid Version. Alle sieben Fonts sind bei MyFonts für knapp 17 Euro zu haben.
Die neue CSS-Spezifikation Grids erweitert Flexbox und ermöglicht die zweidimensionale Gestaltung des Layouts.
●Viel zu lange dominierten rechteckige Kästchen das Web. Inzwischen ermöglichen viele CSS-Spezifikationen freie Layouts in der Tradition klassischen Grafikdesigns.
CSS Grid
Die Layout-Spezifikation CSS Grid ist seit März 2017 verfügbar und definiert – als Ergänzung zur CSS-Eigenschaft Flexbox – ein zweidimensionales rasterbasiertes Layout-System, in dem man Spalten und Zeilen in einem Grid-Template selbst festlegt. CSS Grid beeindruckt durch die Teilung einer Seite in große Regionen wie den Viewport und darin verteilte Nachkommenelemente wie Header, Footer et cetera, die sich in Bezug auf Größe, Breite und Position an dem Elternelement Viewport orientieren. Das ist sehr nützlich für das Layout der Seiten und einzelner Seitenmodule. Allerdings liefert CSS Grid noch keinen umfangreichen Browsersupport. Im Tutorial »Learn CSS Grid« zeigt Jonathan Suh, Designer und Developer aus Chicago, wie man die Spezifikation in der Praxis nutzt.
CSS Writing Modes
Mit Writing Modes (bisher: Text Layout) lässt sich die Leserichtung eines Textes bestimmen: horizontal von oben nach unten (trifft auf fast alle Sprachen zu), vertikal von rechts nach links (japanische Schrift), vertikal von links nach rechts (mongolisch) oder horizontal von unten nach oben (für Spezialeffekte wie Ped-Xing-Zeichen an amerikanischen Straßen). Interessante Effekte lassen sich durch die Anordnung von Buchstaben innerhalb einer Zeile (bidirektional) und durch Rotation bestimmter Buchstaben in vertikalem Text erzielen.
CSS First Letter
Die CSS-Eigenschaft Initial Letter spezifiziert das Styling für den Anfangsbuchstaben des ersten Absatzes, der sich – wie in Büchern und Magazinen üblich – durch Größe, Fettung, farblich oder durch eine andere Schrift hervorheben lässt.
CSS Shapes
Diese Eigenschaft ermöglicht, dass man Text etwa um ein Foto, um Bilder oder um eigens in CSS erstellte grafische Formen herumlaufen lässt. Der Text fließt schön rund um das Bild herum. Bisher war das im Web unmöglich, es gab immer rechteckige Kanten.
CSS Multi-column Layout Module
Diese Spezifikation beschreibt mehrspaltige Layouts in CSS, wobei die Inhalte automatisch in mehrere Spalten fließen.
Als Pizza Lab & Bar eröffnet White Monkey in Leipzig – und mit einer Identity, die Klassisches mit neuen Elementen mischt.
●Was hat ein weißer Affe mit Pizza zu tun? Eigentlich nicht viel, außer vielleicht zu irritieren und genau diese Rolle spielt er in der Identity des White Monkey Pizza Lab & Bar in Leipzig – und diese Irritation durchzieht das gesamte visuelle Konzept.
»Vertraute Erinnerungen werden mit neuen Elementen ergänzt und zu einer Collage verdichtet«, heißt es bei den Identity Architects der Ippolito Fleitz Group aus Stuttgart, die für die Gestaltung verantwortlich sind.
Für die Restaurantmarke Marché International, die hinter White Monkey steht, lassen die Gestalter eine klassische Serifenschrift auf den Affen treffen, der ausgelassen auf dem O tanzt, kombinieren in wandgroßen Collagen Schwarzweißbilder von 1950er-Jahren Badeschönheiten mit bunten futuristischen Formen, antike Skulpturen mit überlebensgroßen Blumen oder verwandeln einen Swimming-Pool in einen Plattenteller.
Der weiße Affe zieht sich zudem über die Speisekarten, ist schaukelnde Deko an Gläsern, in Holzbrettchen eingebrannt und steht als Skulptur im Restaurant, strahlt als Leuchtreklame an der Außenfassade, hält im Gastraum eine Lampe oder auch schon mal eine Toilettenbürste, ist Wegweiser und Logo auf Gläsern, Karaffen und Brottüten.
Gleichzeitig setzt die Ippolito Fleitz Group die Markenführung in allen Kommunikationsmedien, auf Einladungskarten, Plakaten, Anzeigen, der Website und Social Media Kanälen um.
Auch wenn sich Kreative und Agenturen derzeit in Berlin und Hamburg konzentrieren – es gibt noch ganz andere, gute Standorte. Sei es im Allgäu, auf Teneriffa, in Kapstadt oder in unterschätzten Städten wie Ludwigshafen oder Chemnitz. Wir stellen unterschiedlichste Agentur- und Freelance-Modelle vor.
Marie Dommenget zog es nach dem Studium an der HAW Hamburg magisch in die quirlige Hauptstadt, wo sie nun als Designerin bei Zeitguised arbeitet.
●»Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!« So klingt der Schlachtruf der Fußballfans, deren Mannschaften es ins Finale des DFB-Pokals geschafft hat. Es könnte aber auch das Motto der jungen Generation von Designern und Developern sein, denn auch die wollen einfach nur nach Berlin. Viele von ihnen unternehmen ihre ersten Karriereschritte in der Hauptstadt.
»Dort ist die Auswahl an kreativen Agenturen eben besonders groß«, sagt Marie Dommenget, die ihren ersten Job nach dem Kommunikationsdesignstudium an der HAW Hamburg bei Zeitguised in Berlin antrat. Die Stadt vibriert nur so vor kreativer Energie, man kann schnell Kontakt zu anderen Gestaltern knüpfen, die aus aller Welt nach Berlin kommen. »Irgendwo ist immer was los – Partys, Konzerte«, so Dommenget. Man trifft sich zu chilligen Sommerfesten im Hinterhof an der Oranienstraße oder Grillabenden auf der Terrasse in Mitte hoch über der City mit Blick auf den Fernsehturm am Alex.
Für den Kreativnachwuchs ist Berlin also in vielerlei Hinsicht ein Eldorado. Potenzielle Arbeitgeber gibt es unter all den Start-ups, Design- und Digitalagenturen mehr als genug. Dazu kommen die Ableger von Agenturen, die ihren Hauptsitz eigentlich in kleineren Städten haben, wie etwa Scholz & Volkmer in Wiesbaden oder Strichpunkt in Stuttgart. Sie eröffnen Dependancen in Berlin – unter anderem weil die Kunden das wünschen, vor allem aber auch, weil es die Personalsuche vereinfacht und die Attraktivität als Arbeitgeber erhöht … Weiterlesen
AGD-Geschäftsführerin Victoria Ringleb schreibt in ihrer Kolumne diesmal darüber, wie Designer über den eigenen Tellerrand hinausschauen und die Welt verbessern können.
●»Gemeinnützige Initiativen brauchen unsere Arbeit oft wesentlich mehr als ein Markenprodukt. Deshalb ist es viel wichtiger, dass wir uns da engagieren«, sagt Erik Spiekermann in einem Interview mit den Machern der Plattform youvo.org, deren Beiratsmitglied er ist. Wie Recht er damit hat, zeigen die vielen Designprojekte, die in den vergangenen fünf Jahren über die Plattform vermittelt und abgewickelt wurden.
»Wir glauben, dass wirkungsvolle Kommunikation und der sinnvolle Einsatz von digitalen Kompetenzen die Welt verändern«
Youvo.org bringt Kreative mit sozialen Organisationen zusammen, die Unterstützung bei der Digitalisierung oder Öffentlichkeitsarbeit benötigen. Studierende und Professionals aus dem Design-, Kommunikations- und Digitalbereich bekommen durch youvo.org die Möglichkeit, sich mit ihren Fähigkeiten für soziale Projekte einzusetzen und diese in ihrer Wirkung zu stärken. Der ehrenamtliche Einsatz soll keine bezahlten Arbeitsplätze ersetzen, sondern digitale und kreative Ressourcen dort zugänglich machen, wo sonst die Mittel dafür fehlen. Auf diese Weise entfaltet Design seine gesellschaftlich relevante Wirksamkeit.
Designer sind mehr als Dienstleister
Die Projekte reichen von der Logo-Entwicklung über Visualisierungskonzepte und die Erstellung von Texttafeln, Textarbeiten und WordPress-Anpassungen hin zu Design- und UX- Beratung. Das Team von youvo.org, das aus haupt- und ehrenamtlich Engagierten besteht, vermittelt, berät und macht die Öffentlichkeit aufmerksam auf sein Anliegen und die Anliegen der gemeinnützigen Einrichtungen, die sich an sie wenden.
Die Plattform bietet Studenten, Absolventen und Berufsanfängern die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln, Netzwerke zu knüpfen und – nicht zuletzt – Gutes zu tun. »Wichtig für das Engagement über youvo.org sind die Werte und Regeln, die mit unserer Community entwickelt wurden«, sagt Tobias Oertel, einer der Gründer, in unserem Gespräch am Rande der diesjährigen TYPO in Berlin.
Youvo.org löst Design und Designer aus der inzwischen viel zu eng gedachten Dienstleisterrolle heraus und stellt sie in den Dienst der Gesellschaft
So schreiben es die Verantwortlichen in ihrer Vision: »Design und das Schaffen der Designer sind ein wirksamer Weg, den gesellschaftlich relevanten Anliegen eine hörbare Stimme zu verleihen«. Damit weitet youvo.org die Designzone aus, denn es löst Design und Designer aus der inzwischen viel zu eng gedachten Dienstleisterrolle heraus und stellt sie in den Dienst der Gesellschaft.
Anders als Erik Spiekermann in seinem eingangs zitierten Interview bestenfalls kritisch zum Ausdruck bringt, ist dies keine moderne Form des Ablasshandels, nichts, was wir tun, um unser schlechtes Gewissen zu erleichtern. Denn denken wir es konsequent weiter, scheint es eine lohnende Aufgabe zu sein, Design, das die Welt verbessert, nicht aus der Dienstleisterrolle herauszulösen, sondern letztere so weiterzuentwickeln, dass auch jede Auftragsarbeit so gedacht und umgesetzt wird, dass sie gesellschaftlich relevant ist und die Welt besser macht.
Inspiration, wie das gehen kann, welche Fragen gestellt und beantwortet werden wollen, erhalten Designer im Oslo Manifesto, das die von den Vereinten Nationen verabschiedeten Sustainable Development Goals für Design und Architektur konkretisiert und damit gewissermaßen allen Designern einen Leitfaden in die Hand gibt, im täglichen Geschäft gesellschaftlich relevant zu agieren. Auf der Website heißt es:
»The Oslo Manifesto is an embodiment of the movement towards a new, empowered standard of design which compassionately shapes and harmonizes with the systems of the earth, its communities, and the beings that live on it«
Der Satz stammt von Friedrich von Borries, der in seinem Buch »Weltentwerfen – Eine politische Designtheorie« nicht weniger fordert, als dass Design nicht nur ästhetische, funktionale und ökonomische Kriterien berücksichtigen sollte, sondern auch ethische und politische Maßstäbe in den Designprozess mit einbeziehen und sich daran messen lassen müsse.
Dies tut das Team um youvo.org in bemerkenswerter Weise, weitet damit seine eigene Designzone aus und verändert die Welt. Die Verfasser des Oslo Manifestos tun es auf ihre Weise – und ermutigen uns mitzumachen.
Victoria Ringleb ist seit 2010 Geschäftsführerin der AGD. Sie hat Kommunikationswissenschaften und Interkulturelle Wirtschaftskommunikation in Jena, Cambridge und Brisbane studiert. Alle weiteren Ausgaben ihrer Kolumne lesen Sie hier. Ein Video mit Victoria Ringleb aus unserer Reihe »PAGE 10×10« gibt es hier.
●Bei Legend Fun in Taipeh gibt’s eine riesige Auswahl an Brettspielen für Erwachsene – und große Tische, an denen man sie direkt ausprobieren kann. Bei der Gestaltung der neuen Corporate Identity von Legend Fun nutzte die Grafikdesignerin Stella Shih, die ebenfalls aus Taipeh stammt, den Tisch als zentrales Element. Er ist Teil des Logos – und man kann ihn sogar aus den Eröffnung-Flyern falten, dank gestanzter Linien:
Das Corporate Design beschränkt sich auf Blau, Weiß und ein bisschen Gelb – und findet sich auch im Laden wieder, innen wie außen. Die klaren Linien spielen auch dort mit den Dimensionen und lassen geschlossene Türen und Einbauregale räumlich wirken. Der Tresen nimmt die Form des Legend-Fun-Logos an und eine Wimpelkette hängt in den passenden Farben im Raum. Verspielt, ganz ohne kindisch zu wirken.
PAGE gefällt …: Illustrationen von Franziska Schaum, die in schwarzweiß und feinen Linien von Heidi Klum, vom Reiten und Rauben und von MaulwurfXzessen erzählt.
Wie Sie die lästige Diskussion um Leistung, Kosten und Termine vermeiden.
●Egal ob Website, Logoentwurf oder Gestaltung einer Broschüre und ganz gleich, ob Designer oder Entwickler, ob Agentur oder Freelancer; ist ein Auftrag erfolgreich abgeschlossen, ist das Projekt mit dem Erstellen der Rechnung abgehakt. So sollte es jedenfalls sein. Gar nicht so selten beginnen dann aber noch Diskussionen, weil Kunde und Kreativer erst jetzt feststellen, dass die Auffassungen über den vereinbarten Leistungsumfang und die Kosten des Auftrags beispielsweise auseinander gehen. Dann kommt es darauf an, dass im Vertrag präzise festgelegt ist, was der Gestalter wann und in welchem Umfang zu leisten hat.
Grundlage des Vertrages ist immer das Angebot, daher sollte man es immer sorgfältig aufsetzen und prüfen: Ist die Kalkulation stimmig? Ist der Stundensatz korrekt? Ist der Leistungsumfang genau beschrieben? Auch die Nutzungsrechte sollten hier geregelt sein. Wer sein Angebot nicht präzise aufsetzt bringt sich am Ende womöglich um die Früchte seiner mühevollen Akquise, denn bleibt waufgrudnder Streitigkeiten die (vollständige) Zahlung aus und Sie müssen ihre womöglich juristische Hilfe in Anspruch nehmen, um Ihre Forderungen durchzusetzen, kommen weiterer Aufwand und zusätzliche Kosten auf Sie zu. Wie Sie Ihr Angebot wasserdicht aufsetzen, um derartige Unstimmigkeiten zu vermeiden beschreiben wir nun im Folgenden.
Vorlagen leisten Hilfestellung
Wer meint, ein Angebot sei nur eine mehr oder weniger unverbindliche Offerte, der irrt. Denn mit dem Angebot legt man bereits die entscheidenden Parameter seines Vertrags mit dem Kunden fest. Nimmt dieser das Angebot an, tritt ein verbindlicher Vertrag in Kraft. »Einen Vertrag zu schließen ist auch formlos möglich, beispielsweise durch mündliche Vereinbarungen. Es ist aber immer ratsam, diesen Vertrag schriftlich niederzulegen«, erklärt Jens O. Brelle, Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht.
Wer meint, ein Angebot sei nur eine mehr oder weniger unverbindliche Offerte, der irrt.
»In den meisten Fällen, in denen es zu einem Dissens über die Modalitäten eines Auftrags kommt, fehlt eine präzise schriftliche Vereinbarung«, sagt Brelle, der in seiner Hamburger Kanzlei vorwiegend Unternehmen aus der Kreativwirtschaft in den Bereichen Vertrags-, Urheber-, Geschmacksmuster- und Markenrecht betreut.
In einem solchen schriftlichen Angebot legt der Kreative fest, was er leisten wird und bis wann, wie hoch die Vergütung für seine Arbeit ist und welche Nutzungsrechte er dem Auftraggeber einräumt. Um auf der sicheren Seite zu sein, sollte er sich das Angebot vom Kunden stets schriftlich bestätigen lassen, beispielsweise indem er es unterschrieben zurückschickt, -mailt oder -faxt. Außerdem empfiehlt es sich, alle Punkte so umfassend und genau wie möglich zu formulieren, damit dieser das Angebot ohne Nachbesserungen annehmen kann. Tut er das, kommt der Vertrag als sogenannte übereinstimmende Willenserklärung zustande.
Bei der Formulierung eines Angebots können die Musterverträge des Gesamtverbands Kommunikationsagenturen (GWA) oder der Vergütungstarifvertrag der Allianz deutscher Designer (AGD ) Orientierung bieten. Letzterer gibt dem Kreativen zudem eine detaillierte Berechnungsweise seiner Leistungen an die Hand und erläutert diese an vielen Beispielen. Aber diese Vorlagen sind kein Universalinstrument: Da sie von den Verbänden herausgegeben werden, orientieren sich die Vergütungen mehr am Interesse des Urhebers, weniger an dem des Verwerters. »Bei Arbeiten für mittlere oder große etablierte Unternehmen sind diese Verträge angemessen«, so Jens O. Brelle. »Für Start-ups oder kleine Firmen muss man die Konditionen in der Regel anpassen.«
Wer meint, er könne auf die Ausformulierung seines Angebots und eine detaillierte Kalkulation verzichten, und dem potenziellen Kunden lieber ein Pauschalangebot zum Festpreis unterbreitet – sei es aus Bequemlichkeit oder weil das Projekt überschaubar erscheint –, geht ein unnötiges Risiko ein, warnt Designberaterin Friederike Sobiech. Denn das rechne sich für den Kreativen ausschließlich bei einem »gängigen Arbeitsaufwand«.
Wer meint er könne auf die Ausformu-lierung seines Angebots und eine detaillierte Kalkulation verzichten, geht ein unnötiges Risiko ein.
Was aber wenn der Kunde wesentlich mehr Entwürfe und Korrekturschleifen fordert als erwartet? »Dann sind Sie dennoch an Ihre eigene Kalkulation und Angebotsformulierung gebunden«, erklärt sie. Es lohnt sich also grundsätzlich immer, ein detailliertes Angebot zu schreiben, denn es schafft Rechtssicherheit, Verbindlichkeit, Transparenz und Vergleichbarkeit gegenüber anderen Mitbewerbern.
Den Projektumfang klären
Preis und Liefertermin sind die Parameter eines Angebots, die den Kunden in der Regel am meisten interessieren. Um hier realistische Aussagen treffen zu können, gilt es im ersten Schritt den Umfang des Projekts zu definieren. Die beste Vorbereitung dafür ist ein persönliches Gespräch mit dem Kunden, um zu ermitteln, was dieser explizit wünscht – und welche Anforderungen womöglich implizit damit verbunden sind. In einem solchem Gespräch lassen sich alle relevanten Informationen für die Projektbeschreibung einholen: Wie sieht der zeitliche und finanzielle Rahmen für das Projekt aus? Lässt sich vorhandenes Material verwenden? Soll der neue Auftritt eine Weiterentwicklung des vorhandenen sein? Oder fängt man bei null an? Existiert ein Styleguide? Oder soll womöglich einer erstellt werden?
Muss der Designer auch die Abwicklung mit der Druckerei übernehmen und welche anderen Zusatzleistungen werden erwartet? Und, und, und. Der so ermittelte Projektrahmen sollte in Form einer sachlichen Auftragsbeschreibung auch im Angebot stehen. Darüber hinaus ist es wichtig, festzulegen, wie viele Entwürfe und wie viele Änderungsrunden es zum vereinbarten Preis geben soll. »›Drei Korrekturrunden‹ ist eine sinnvolle Größe, die der Auftraggeber leicht nachvollziehen kann. Ebenso wie ›Entwurf in bis zu zwei Varianten‹ oder ›vier Meetings‹«, rät Friederike Sobich. Sind zur Klärung dieser Fragen mehrere vorbereitende Gespräche notwendig, kann man auch für die Angebotserstellung selbst ein Honorar verlangen.
Termine, Termine, Termine
Ein detailliert definierter Leistungsumfang gibt einen Überblick über die anstehenden Arbeiten, auf dessen Basis sich eine realistische Timeline für das Projekt entwickeln lässt. Je umfangreicher oder kom plexer es ist, desto wichtiger sind Meilensteine, wie etwa: ein erstes Modell in zwei Wochen, einen funktionalen Prototyp in einem Monat, die finale Site in zwei Monaten. Diesen Ablauf zu visualisieren, kann hilfreich sein, zum Beispiel in einem sogenannten Gantt-Diagramm – ein Instrument aus dem Projektmanagement –, das die Abfolge der Aktivitäten in Form von Balken auf einer Zeitachse darstellt. Sind Termine im Angebot genannt, sind sie auch Vertragsbestandteil und damit verbindlich einzuhalten. Nicht nur deswegen sollte man beim Verfassen der Timeline unbedingt erwähnen, dass einige der Meilensteine vom Mitwirken des Kunden abhängen. Hier empfiehlt es sich, ihn in die Pflicht zu nehmen, indem man zum Beispiel den Liefertermin an die Abnahme bindet.
Zahlen, bitte!
Die große Herausforderung bei der Formulierung des Angebots besteht darin, einerseits eine angemessene Vergütung zu veranschlagen, andererseits den Kunden zu gewinnen. Gerade bei umfangreicheren Projekten sollte daher klar werden, wie sich das Honorar zusammensetzt – das schafft Transparenz und stärkt die Zahlungsmoral. Beim Auflisten der einzelnen Positionen (etwa Briefing, Konzeption, Illustrationen, Screendesign) sollte man sich allerdings nicht in Details verheddern: »Verzichten Sie auf die Nennung von Preisen für einzelne Arbeitsschritte, das führt vielfach zu leidigen Debatten – mit dem Ziel, Ihr Honorar zu drücken«, erklärt Designer Andreas Maxbauer, Referent für Mitgliederberatung und Weiterbildung bei der AGD. Und noch einen weiteren Faktor hat er klar als Diskussionsauslöser ausgemacht:
»Glatte Preise wirken für einige Kunden wie gewürfelt und laden dadurch besonders oft zur Verhandlung ein.«
Wer nicht mit der gesetzlichen Zahlungsfrist von 30 Tagen einverstanden ist, kann ein eigenes Zahlungsziel definieren (»zahlbar innerhalb von 14 Tagen ohne Abzug«). Damit man nicht nach Ende eines Mammut-Projekts seine gesamten Forderungen auf dem Rechtsweg durchsetzen muss (siehe PAGE 12.14, Seite 116 f.), lässt sich das Risiko minimieren, indem man sich seine Arbeit in Etappen bezahlen lässt. Eine Aufstellung, bei der die Zahlungen mit den erbrachten Leistungen korrespondieren, könnte zum Beispiel folgendermaßen aussehen: Auftragserteilung (10 Prozent), Abnahme des Entwurfs (30 Prozent), Bereitstellung des Testsystems (40 Prozent) und Live-Schaltung (20 Prozent).
Nutzungsrechte richtig nutzen
Als Urheber eines Designs sind Gestalter durch das deutsche Urheberrecht geschützt und können deshalb Nutzungsrechte vergeben – und zwar »ausschließlich« oder nur »einfach«. Weitere Parameter sind das geografische Gebiet (regional, national, international), die Dauer der Verwendung sowie der Umfang (Auflagenhöhe et cetera). Bei digitalen Produkten begrenzt man die Nutzung zeitlich und räumlich, bei Printprodukten die Stückzahlen. Für die Kalkulation empfiehlt der AGD etwa die Berechnung mit Nutzungsrechtsfaktoren zwischen 0,5 für die minimale und 6,0 für die maximale Nutzung. Ferner empfiehlt es sich festzulegen, dass die Nutzungsrechte erst dann als eingeräumt gelten, wenn die vereinbarte Vergütung vollständig gezahlt ist. Nur dann kann man die Nutzung auch untersagen, sollte die fällige Zahlung des Kunden ausbleiben. Die Vergütung fällt indes entscheidend niedriger aus, wenn die Nutzungsrechte nicht schriftlich fixiert werden.
Denn wenn Zweifel daran bestehen, ob oder in welchem Umfang Nutzungsrechte eingeräumt wurden, beispielsweise weil nur ein mündlicher Vertrag geschlossen wurde, kommt die sogenannte Zweckübertragungstheorie (§ 31 Abs. 5 UrhG) zur Anwendung, die mehr im Sinne des Verwerters ausgelegt wird und ihm großzügige Nutzungsrechte zuspricht: Hat er beispielsweise eine Website beauftragt, erhält er das Recht, die Gestaltung ohne Aufpreis weltweit und zeitlich unbeschränkt zu nutzen. Der Kunde liefert Text- und Bildmaterial, dass in seiner Broschüre oder Website Verwendung finden soll? Ein Passus im Angebot, dass er die Nutzungsrechte selbst geklärt hat, schafft Klarheit bezüglich der Zuständigkeiten – falls diese nicht bereits in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen geregelt sind. Ebenso gehören alle weiteren vertragsrechtlich relevanten, regelmäßig wiederkehrenden Modalitäten zu Nutzungs- und Urheberrechten, Vergütung oder Fremdleistungen als vorformulierte Vertragsklauseln in die AGB. Diese gelten allerdings nur, wenn sie wirksam vereinbart werden. Es reicht nicht, lapidar auf sie hinzuweisen (»Es gelten unsere AGB«). Entweder fügt man sie dem Angebot bei oder benennt, wo sie einzusehen sind (»Es gelten unsere AGB, jederzeit einsehbar unter www.designerabc.de/agb«).
Wenn der Kunde mehr will
»Trotz ausführlichen Briefings, detaillierter Leistungsbeschreibung und realistischen Timings läuft in fast jedem Projekt etwas anders als geplant«, sagt Friederike Sobiech. Häufiger Knackpunkt sind wiederholte Anpassungen. So können aus vereinbarten drei Korrekturschleifen mit dem Kunden schon mal 14 werden. Kein Kreativer muss diese aber zum selben Preis leisten – wenn er im Angebot den Leistungsumfang entsprechend definiert hat. »Auch ist es sinnvoll, die Nachbestellungen des Kunden hörbar – oder besser noch: nachlesbar – als solche entgegenzunehmen«, so Sobiech, etwa folgendermaßen: »Für eine weitere Variante in Grün rechnen Sie bitte mit einer Woche Lieferzeit und X Euro für die zusätzliche Arbeit.
«Manche Kunden werden es sich überlegen, was es ihnen wirklich wert ist, dasselbe in Grün zu sehen.«
Zusätzliche Leistungen verursachen zusätzliche Kosten, aber manch Kreativer scheut Nachforderungen – aus Sorge, es sich mit dem Kunden zu verderben. »Vielleicht passt dann die weichere Variante: Kalkulieren Sie beim Angebot nicht zu knapp«, rät Sobiech. So kann man zum Beispiel einen halben Tag ungeplante Arbeit – gut verteilt auf alle Posten – hineinrechnen, um Luft für die zusätzliche Korrekturrunde oder eine kleine Variation des Verpackungsentwurfs zu gewinnen. »So können Sie Ihre Rückmeldung mit einer roten Schleife versehen: ›Das krieg ich für Sie bis kommenden Dienstag in meinen Kalender. Das war zwar nicht im Auftrag enthalten, passt aber für dieses Mal gerade noch.‹« Wenn man all die genannten Punkte beim Formulieren eines Angebots beachtet, kann es selbstverständlich immer noch zu Diskussionen, Einwänden oder sogar Auseinandersetzungen mit dem Kunden kommen. »Für diesen Fall haben Sie dann allerdings bestens vorgesorgt«, so Jens O. Brelle.
In diesem PAGE eDossier lesen Sie, wie man eine Projektkrise durchsteht und was Einzelkämpfer und Agenturteams tun müssen, damit so etwas gar nicht erst passiert.
●Es sagt sich so leicht: »An Misserfolgen wächst man.« Denn erst mal zieht wohl jeder bei dem Gedanken an einen Projekt-Crash unwillkürlich den Kopf ein. Blauäugige Projektplanung, unvollständiges Controlling oder auch nur ein unglückliches Teambuilding können nicht nur kleinere Agenturen die Existenz kosten. Mancher Freelancer erholt sich nicht mehr davon – nicht nur ökonomisch: Immer wieder hört man von Kreativen, deren Resilienzfähigkeit nicht ausreichte, um sich seelisch von diesem einen vergeigten Auftrag zu erholen.
Ein in Schieflage geratenes Projekt mitzuerleben, kann aber auch den Charakter formen. Viele fühlen sich erst so richtig sicher im Job, wenn sie selbst mal die Trümmer vom Feld räumen mussten. Schließlich kann, wer keine Gegenmaßnahmen einleitet, nicht darauf hoffen, dass die Krise wieder vorübergeht. Eines aber ist auch klar: Wer erlebt hat, was auf gar keinen Fall passieren darf, und dann wieder ins Game zurückfindet, dessen Blick auf »sein« Metier, auf »seine« Branche hat sich tiefgreifend verändert.
Für das PAGE eDossier »Krisenmanagement – Insights, Lösungen & Learnings aus Agenturen und Designbüros« haben wir Kreativ-Leader nach Krisenprojekten gefragt, die ihre Agentur so richtig durchgeschüttelt haben. Die Agenturen Demodern, Appmotion, Kolle Rebbe und Bureau Mirko Porsche haben sich für uns aktiv an die Momente erinnert, in denen ihnen ein Projekt aus der Kurve rauschte und wie sie den Karren wieder aus dem Dreck zogen. Rückblickend wird meist eine gute Geschichte daraus – und doch kann sich niemand im Job halten, wenn er nicht zeigt, dass er aus dem Scheitern gelernt hat und weiß, wie er ein Projekt mit dem nötigen Sicherheitsnetz ausstattet.
Wie aber kann man Projektkrisen wirkungsvoll vorbeugen? Wie muss das Projekt-Controlling aussehen, damit man sie rechtzeitig erkennt?
Jeder Agenturtyp hat seine eigenen Formen der Krise, in Digitalagenturen müssen sich Projektleiter ganz anderen Problemen stellen als in klassischen Designbüros. Judith Andresen, Coach und Projektberaterin in Hamburg, kennt die typischen Indikatoren für eine Projektkrise und erläutert, wie man vorausschauendes Risikomanagement fest in der Projektplanung verankert, um das Problem im Akutfall schnell analysieren zu können – damit effektives Gegensteuern möglich ist.
In diesem PAGE eDossier können Sie aktiv nachvollziehen, was Web- und Mobile-Developer in ihrem Arbeitsalltag umtreibt. Hier geht’s lang in die wunderbare Welt der Cascading Style Sheets.
●Auch Editorial- und Grafikdesigner sollten wissen, was ihre Kollegen aus den Web- und Mobile-Sparten beschäftigt. Oder zumindest ein Gefühl dafür entwickeln, was es heißt, ein Grafikdesign für digitale Medien technisch umzusetzen.
Cascading Style Sheets bieten eine hervorragende thematische Schnittmenge für klassische Designer sowie Mobile und Web Developer – denn spätestens, wenn Akteure aus Digital-Design-fernen Sparten ihre eigene Website erstellen wollen, müssen auch sie sich im CSS-Code zurechtfinden.
Zudem läuft Kundenakquise in Zeiten des vollzogenen Digital Turn auch für Offliner im Netz ab. Auch Vertreter des analogen Grafikdesign müssen sich früher oder später mit Screendesign beschäftigen, um mit einem eigenen digitalen Portfolio für sich zu werben.
Gewöhnen Sie sich daran: Developer üben kreative Berufe aus! In fast jeder Werbe- und Designagentur gehört es auch für analoge Designer heute zum guten Ton, sich zumindest ansatzweise auf die Denke der Entwickler und Digital Designer einzulassen. Die »Cascading Style Storys« im PAGE eDossier »CSS – Tipps & Tricks für Designer« vermitteln also im Grunde so etwas wie Soft Skills, denn für die erfolgreiche Kollaboration mit Kollegen aus der digitalen Sparte sind zumindest passive, besser aktive Kenntnisse aus dem Bereich Cascading Stylesheets hilfreich.
Im PAGE eDossier »CSS – Tipps & Tricks für Designer« erläutern Ihnen vier CSS-Experten aus verschiedenen Designsparten ihren persönlichen mehr oder minder steinigen Weg in die Welt der Cascading Stylesheets:
●Philipp York Martin, freiberuflicher Artdirektor in Hamburg und Berlin sowie Mitgründer des Onlineshops für nachhaltige Produkte »Heute ist Morgen«, berichtet, wie er sich in einer persönlichen CSS-Abenteuerreise über seinen eigenen Onlineshop der Materie näherte.
●Sven Wolfermann ist freier Web Developer in Berlin mit Schwerpunkt auf moderner Frontend-Entwicklung. Er führte uns ein in die geheime Ordnung der »CSS Spezifities« und nimmt auch Sie mit auf eine Reise in den vermeintlichen Dschungel aus CSS-Anweisungen und -Deklarationen und deren Vererbungsregeln.
●Annika Brinkmann, Mobile Screen Designer und Trainerin in Berlin, zeigt uns, wie sie mithilfe des JavaScript-Toolkits Modernizr alle Browser – auch die älteren – fit macht für korrekte CSS-Interpretationen.
●Und Friedhelm Senck, Webdesigner aus Ludwigshafen, nennt die typischen CSS-Fehler, die garantiert schon jedem Webdesigner unterlaufen sind.
Spektakuläre Dinosaurier-Illustrationen – zwischen Wissenschaft und Vorzeit-Action-Fantasien.
●Nicht nur Paläontologen beschäftigen sich (haupt-)beruflich mit Dinosauriern, auch jede Menge Illustratoren tun es. Ungefähr ums Jahr 1830 kam die Dino-Kunst auf – jenseits von Zeichnung zu rein wissenschaftlichen Zwecken wurden die mehr oder weniger fantasievollen Darstellungen aus dem Leben der Vorzeitriesen schnell zum Publikumsmagneten. Kein Wunder, brachten die Illustratoren doch eine erhebliche Portion Drama und Aktion in ihre Darstellungen …
Die junge New Yorker Kunsthistorikerin Zoë Lescaze hat jahrelang in naturhistorischen Museen, obskuren Archiven und bei Sammlern nach Perlen dieses Genres gefahndet – die Ergebnisse zeigt der opulente Bildband »Paläo-Art. Darstellungen Darstellungen der Urgeschichte 1830–1980« (Taschen Verlag, 75 Euro, 978-3-8365-6584-4). Das Spektrum reicht von Illustrationen für (populär-)wissenschaftliche Zeitschrift über Sammeldrucke einer Schokoladenmarke bis zu gigantischen Wandgemälden in Museen.
Zoë Lescaze: Paläo-Art. Darstellungen der Urgeschichte 1830-1980 Hardcover mit 4 Ausklappseiten 28 x 37,4 cm 292 Seiten 75 Euro ISBN 978-3-8365-6584-4 Taschen Verlag
Zu der flexiblen serifenlosen Schriftfamilie Zeitung gibt es jetzt eine Monospaced-Variante.
●Ende letzten Jahres brachte die niederländische Foundry Underware die äußerst flexible Schriftfamilie Zeitung heraus. Zu der modernen Serifenlosen mit acht Stärken von Thin bis Black, echten Kursiven, Small Caps und jeder Menge OpenType-Features gibt es eine Flex-Variante, bei der sich die Gewichte dank einer Extension für Illustrator und InDesign stufenlos verstellen lassen.
Jetzt legte Underware mit der Zeitung Mono nach. Sieben Stärken und eine sehr sympathische, dynamische Kursive laden zum Kombinieren der Familienmitglieder ein.
Ein Einzelschnitt der Zeitung Mono kostet 40 Euro, alle 14 Fonts in der Basic Version 135 Euro und als Zeitung Mono Pro 250 Euro. Kaufen kann man sie direkt bei Underware.
Das Neanderthal Museum in Mettmann nahm die Flüchtlingsdebatte zum Anlass für eine politische Schau zu zwei Millionen Jahre Migration. Gestaltet hat sie das Studio KQ aus Dortmund.
●Wie man eine Brücke zwischen zwei Millionen Jahren Geschichte und ganz aktuellen politischen Diskussionen baut, beweist das Neanderthal Museum in Mettmann in »2 Millionen Jahre Migration«.
Gestaltet hat die Ausstellung, die zeigt, dass Völkerwanderungen und Migration keinesfalls ein neues Phänomen sind, sondern schon immer zur Menschheit gehörten, das Designstudio und Kreativkollektiv KQ aus Dortmund (hier im PAGE Porträt).
Die als Wanderausstellung angelegte Schau wurde nach neuesten archäologischen Forschungsergebnissen und in enger Zusammenarbeit mit der Universität Köln entwickelt und wendet sich in besonderer Weise auch an Kinder.
Auch deshalb hat das Museum entschieden, die Ausstellungsinhalte in Boxen, alten Koffern und Kisten zu präsentieren und sie darüber hinaus auf unterschiedliche mediale Weise erfahrbar zu machen: Unterhaltsam werden sie über Kopfhörer, Icons, Schaubilder und Texte vermittelt.
Dazu gibt es archäologische Fundstücke und interaktive und spielerische Elemente, Infografiken und die Besucher werden auf Tafeln aufgefordert, mal reinzuhören oder reinzuschauen – und vor allem: die Inhalte selbst zu ergründen.
So schlicht wie unterhaltsam sind die Icons, die sich durch die vier Stationen der Ausstellung ziehen und von Pferden, Reitern, von Nahrungsmitteln aus vergangenen Zeiten erzählen, von Beeren, Schnecken, Käfern und auch Totenköpfen, ganz fein und licht illustriert.
Im Zentrum aber steht der Leitwürfel, den man in verschiedenste Richtungen drehen kann und der – fast ohne Worte, dafür aber mit Piktogrammen und Grafiken, durch Millionen Jahre führt.
Auf Touchscreens und in Interviews und Videos wird schließlich direkt der Bogen zur aktuellen Flüchtlingsdebatte geschlagen.
Leicht und spielerisch wirkt die Schau, die gleich zwei Millionen Jahre Geschichte erfahrbar macht, zum Lesen, Hören, Schauen und Erfahren auffordert und mit leuchtend roter Farbe und hellem Holz, in feinen Linien und mitreißend inszenierten Aufgaben, so spannend und aktuell wie das Thema selbst ist.