»Mit schönen Mockups kann wenig nach sehr viel aussehen, ohne dass dahinter eine wirkliche Designleistung steckt«, sagt Chrish Knigge von Studio Grau aus Berlin.

●Mockups ja oder nein? Wir haben Chrish Knigge von Studio Grau aus Berlin zum Thema interviewt:
Bei aller Kritik an den digitalen Attrappen, man kommt nicht ohne sie aus, oder?
Chrish Knigge: Natürlich nicht. Zum Beispiel nutzen wir sie für Bücher, die angekündigt werden, bevor sie gedruckt sind. Meist aber bevorzugen wir eigene Fotos, die einer unserer Mitarbeiter schießt, der Designer und Fotograf Hannes Häfner.
Wo sollte man die Readymades nicht nutzen?
Viele Praktikanten greifen darauf zurück, und wir erkennen das natürlich, weil der Look sich wiederholt. Mit schönen Mockups kann wenig nach sehr viel aussehen, ohne dass dahinter eine wirkliche Designleistung steckt. Man nimmt ja auch für die eigene Website kein Template. Ebenso bei der Selbstdarstellung – man muss für sein Produkt ein Konzept entwickeln, da will ich nichts Vorgefertigtes sehen.
Und wo sind Mockups praktisch?
Bei der Präsentation vor Kunden. Die sind froh, wenn Entwürfe realer und haptischer wirken. Um ein Spektrum von Möglichkeiten zu zeigen, nehmen wir verschiedene Mockups für verschiedene Entwürfe. Mit Begriffen wie Farbschnitt oder Goldverlauf weiß nicht jeder etwas anzufangen. Zu fast allen Verarbeitungen gibt es Mockups, was fehlt, basteln wir in Photoshop hinein, damit der Kunde versteht, wie sein Produkt wird. Wenn es fertig ist, fotografieren wir aber wieder.
Für Präsentationen haben Sie einen Fundus an Bildern?
Wir haben Zugänge bei Creative Market und Pixeden und recherchieren manchmal. Die Produktion von Mockups ist mittlerweile ein richtiges Business, die Auswahl wächst. So entstehen seltener unangenehme Situationen – einmal hatten sich vier Praktikanten mit demselben Mockup für eine Visitenkarte bei uns beworben.
Wobei die Konkurrenz durch immer raffiniertere Mockups sicher dazu beigetragen haben, das gestalterische Niveau von Portfoliobildern zu heben.
Natürlich leben wir in dieser Mockup-Welt, das gehört zum Zeitgeist. Mir geht es aber nicht ums bloße Anhübschen, sondern darum, etwas eigenständig von vorne bis hinten zu durchdenken. Wobei Mockups sehr lehrreich und interessant sein können. Man bekommt offene Dateien, die oft sehr gut und strukturiert aufgebaut sind. Wenn Studenten und Grafiker sich mal in all den Ebenen angucken würden, was Fotografie, was 3D und was mit Photoshop noch hinzugefügt ist, könnten sie viel lernen.
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