Im Prachtbau der einstigen Bayerischen Staatsbank in München ist im letzten Jahr das Lovelace Hotel aufgepoppt. Die coolste Adresse der Stadt lebt vom modernen Style – und Typografie.

●So eine aufwendige Zwischennutzung gab es selten. Für zwei Jahre – bis zum Sommer 2019 – ist das temporäre Hotel The Lovelace in den Prachtbau der einstigen Bayerischen Staatsbank mitten in München gezogen.
»Schau unbedingt genau, wie sie das mit den Badezimmern gemacht haben«, gibt eine Freundin mit auf den Weg.
Denn was heute 30 Hotelzimmer mit bodenlangen Vorhängen, die wahlweise Garderobe oder Minibar verbergen, mit Designermöbeln, mit Fototapeten und sattgrünen Badezimmern sind, die wie Kabinen eingebaut wurden, waren einst die schalldichten Büros der Bankvorstände.
Das allein ist schon bemerkenswert. The Lovelace aber ist noch mehr. Es ist Treffpunkt der Kreativen und zudem vieler Münchner, die hier Ausstellungen, DJ-Sets, Lesungen oder Café und Bars besuchen – und vor allem ist es ein Beispiel für die Faszination ungewöhnlicher Ideen.
Neben den Zimmern und dem beeindruckenden Café, das im Lichthof unter Schrifttafeln und gigantisch hoher Decke liegt, überrascht vor allem der Einsatz von Typografie.
Das Gebäude selbst, ein Jahrhundertwendebau mit Marmor und Stuck und allem Prächtigen, was sonst noch dazu gehört, verwandelten die Macher mit Schrift in einen zeitgemäßen Ort, der zum Lesen, Schmunzeln und Staunen einlädt und der für spannende Momente sorgt, wenn simpel bedruckte typografische Tafeln auf Mosaik- und Marmor-Prunk treffen.
»All Places Are Temporary Places« steht es darauf in serifenloser Schrift oder »Make The Invisible Visible«, »Get Your Freak Out« oder »This Is Really Happening«.
Es überrascht nicht, dass einer der Macher, Gregor Wöltje, aus Werbung und Design kommt.
Im Badezimmer heißt es in der Dusche »Dirty Feet Clean Thoughts«, auf dem Föhn-Säckchen »Brain Storming«, während Karte und Manual im Zimmer »You Are My First My Last My Everything« beschwören und die Garderobe verspricht »Everything Is Going To Be Amazing«.
So einfach die Tafeln zu produzieren sind, kann man immer wieder neue Bonmots drucken lassen – und die Schrift-starke Identity nach Auslaufen der Zwischennutzung ganz einfach entfernen.
















